Ist übrigens ein schönes Cover. Mit Sticker drauf und viel Pappe.
Heyne Hardcore Edition nennt sich das. Jefällt ma.
Wie vermeide ich das Spießertum – ein Klassiker unter den Rebellenfragen. „Das alte Problem“, nickt auch wissend der axt’sche Gatte, als zwischen erstem und zweitem Kaffee die Sprache auf Nagels Roman Was kostet die Welt kommt. Hier können wir uns nämlich trefflich davon überzeugen, dass sich auch der gestandene Punker kopfalt zeigt, wenn es um gegensätzliche Lebensentwürfe geht.
Der Protagonist, an dem dies zu beweisen gilt, heißt Meise. Er lebt in Berlin, arbeitet in einer Kneipe und hat vom verstorbenen Vater gerade ein erkleckliches Sümmchen geerbt. Weil der Papa generell ein eher freudloser Charakter war und dem Geldausgeben nicht zugetan, beschließt Meise, die ganze Summe für eine Weltreise auf den Kopf zu hauen – weil das sein Vater nämlich niemals getan oder auch nur gutgehießen hätte.
Soweit absolut verständlich und sympathisch. Meise kommt also irgendwann (hier befinden wir uns zeitlich) von seiner Welttournee nach Hause, fühlt sich dort vage fehl am Platz und flüchtet von den letzten paar Euros in die – doch doch, ich sage das Wort – deutsche PROVINZ.
Gastgeber des rastlosen Wanderers ist seine Reisebekanntschaft Flo, der als Jungwinzer mit Eltern und Verlobter in einem idyllischen Moseltal lebt. Hier hätten wir dann also den bürgerlichen Gegenentwurf: Flo wohnt gerne mit seinen Eltern zusammen (auf dem DORF! Igitt!), kloppt am laufenden Band schlimme Phrasen und hat einen doofen Humor. Die dazugehörigen Eltern kann sich wohl jeder vorstellen. Der Papa ein jovialer Schulterklopfer, die Mutti macht Schnittchen. Alles in allem nicht gerade kosmopolitisch, eher so Landleben und Familienverbund. Muss man nicht mögen.
Und da ist er, der springende Punkt: Muss man nicht mögen – darf man aber akzeptieren. Das ist so ziemlich die einzige Handlungsoption, die dem guten Meise auf seinem Kurzurlaub nicht in den Sinn kommt. Statt dessen verschluckt er sich permanent an seiner Verachtung für die blöden, merkbefreiten Dorfbewohner, trinkt entsprechend viel Schnaps, landet bei einer Wohnwagennutte und führt sich generell auf wie die letzte Arschgeige. Zu guter Letzt versteigt er sich noch in eine romantische Wahnvorstellung. Schlussakkord mit großem Getöse, Abmarsch nach Berlin.
Das ist so ziemlich die Essenz meiner Erkenntnisse aus Was kostet die Welt. Übrig blieben vor allem eine Handvoll offener Fragen. Muss man sich an der vermeintlichen Spießigkeit anderer und der vermeintlichen Freigeistigkeit seiner selbst dermaßen aufreiben? Kann man Leute nicht einfach so leben lassen, wie es denen passt? Haben die Dörfler nicht auch das Recht, sich so anständig selbst zu belügen wie die Großstädter? Sind am Ende nicht immer diejenigen die Intoleranten, die von den anderen die größte Toleranz einfordern?
Die Lektüre war mir, trotz schwelenden Ärgers über ihre Hauptfigur, trotzdem angenehm. Zum einen kann Nagel furchtbar lustig sein. Viel Sprachwitz, sowas mag ich. Und zum anderen regte das Buch viele interessante Gespräche an. Mit Bürgern und Punkern, in Kneipen und Wohnzimmern, nüchtern und gnadenlos betrunken. Das sind gute Dinge, denn sie sind im besten Fall produktiv. Man muss das Buch nicht mögen – aber ich tu’s.
Heyne Hardcore Edition nennt sich das. Jefällt ma.
Wie vermeide ich das Spießertum – ein Klassiker unter den Rebellenfragen. „Das alte Problem“, nickt auch wissend der axt’sche Gatte, als zwischen erstem und zweitem Kaffee die Sprache auf Nagels Roman Was kostet die Welt kommt. Hier können wir uns nämlich trefflich davon überzeugen, dass sich auch der gestandene Punker kopfalt zeigt, wenn es um gegensätzliche Lebensentwürfe geht.
Der Protagonist, an dem dies zu beweisen gilt, heißt Meise. Er lebt in Berlin, arbeitet in einer Kneipe und hat vom verstorbenen Vater gerade ein erkleckliches Sümmchen geerbt. Weil der Papa generell ein eher freudloser Charakter war und dem Geldausgeben nicht zugetan, beschließt Meise, die ganze Summe für eine Weltreise auf den Kopf zu hauen – weil das sein Vater nämlich niemals getan oder auch nur gutgehießen hätte.
Soweit absolut verständlich und sympathisch. Meise kommt also irgendwann (hier befinden wir uns zeitlich) von seiner Welttournee nach Hause, fühlt sich dort vage fehl am Platz und flüchtet von den letzten paar Euros in die – doch doch, ich sage das Wort – deutsche PROVINZ.
Gastgeber des rastlosen Wanderers ist seine Reisebekanntschaft Flo, der als Jungwinzer mit Eltern und Verlobter in einem idyllischen Moseltal lebt. Hier hätten wir dann also den bürgerlichen Gegenentwurf: Flo wohnt gerne mit seinen Eltern zusammen (auf dem DORF! Igitt!), kloppt am laufenden Band schlimme Phrasen und hat einen doofen Humor. Die dazugehörigen Eltern kann sich wohl jeder vorstellen. Der Papa ein jovialer Schulterklopfer, die Mutti macht Schnittchen. Alles in allem nicht gerade kosmopolitisch, eher so Landleben und Familienverbund. Muss man nicht mögen.
Und da ist er, der springende Punkt: Muss man nicht mögen – darf man aber akzeptieren. Das ist so ziemlich die einzige Handlungsoption, die dem guten Meise auf seinem Kurzurlaub nicht in den Sinn kommt. Statt dessen verschluckt er sich permanent an seiner Verachtung für die blöden, merkbefreiten Dorfbewohner, trinkt entsprechend viel Schnaps, landet bei einer Wohnwagennutte und führt sich generell auf wie die letzte Arschgeige. Zu guter Letzt versteigt er sich noch in eine romantische Wahnvorstellung. Schlussakkord mit großem Getöse, Abmarsch nach Berlin.
Das ist so ziemlich die Essenz meiner Erkenntnisse aus Was kostet die Welt. Übrig blieben vor allem eine Handvoll offener Fragen. Muss man sich an der vermeintlichen Spießigkeit anderer und der vermeintlichen Freigeistigkeit seiner selbst dermaßen aufreiben? Kann man Leute nicht einfach so leben lassen, wie es denen passt? Haben die Dörfler nicht auch das Recht, sich so anständig selbst zu belügen wie die Großstädter? Sind am Ende nicht immer diejenigen die Intoleranten, die von den anderen die größte Toleranz einfordern?
Die Lektüre war mir, trotz schwelenden Ärgers über ihre Hauptfigur, trotzdem angenehm. Zum einen kann Nagel furchtbar lustig sein. Viel Sprachwitz, sowas mag ich. Und zum anderen regte das Buch viele interessante Gespräche an. Mit Bürgern und Punkern, in Kneipen und Wohnzimmern, nüchtern und gnadenlos betrunken. Das sind gute Dinge, denn sie sind im besten Fall produktiv. Man muss das Buch nicht mögen – aber ich tu’s.