Sohni trat schon als kleines Baby der Impfspritze achselzuckend entgegen, während Maxe schrie, als hätte man ihm den Arm abgerissen. Sogar der Kinderarzt hatte Schweißtropfen auf der Stirn. Maxe konnte so laut kreiiiiiiiischen, dass seiner Mutter einige Sekunden lang das Gehör ausfiel. Nach den Blicken der Arzthelferin zu urteilen, ging es ihr genauso.
Auch regelmäßiger Aktionen der Körperpflege sind problematisch für das sensible Kind.
“Maxe”, kündige ich daher das Nägelschneiden immer frühzeitig an, “wir sollten deine Nägel schneiden, du siehst aus wie ein Tiger.”
Die Antwort bin ich gewohnt: “Morgen, Mama.”
Nach einer Woche enge ich das Ganze ein: “Maxe, soll ich deine Nägel schneiden oder Papa?” Er wählt immer das abwesende Elternteil: “Papa.”
“Ehemann”, rufe ich den Nägelschneider unserer Familie herein. Nachdem ich vor fast sieben Jahren dem kleinen Riesensohn die Fingerkuppen abgesäbelt habe, hält sich hartnäckig das Gerücht, ich könne keine Nägel schneiden.
Als Maxe seinen Papa sieht, ändert er seine Meinung: “Mama.”
Ich rupfe ihm die Socken von den meterlangen Fußnägeln und versuche mein Glück. 2 mm Zehnagelkruste fallen auf das Sofa. Dann ist Maxe fertig. Er zappelt und zuckt, ich ermahne ihn dreimal, auch die Aussicht auf roten Nagellack kann ihn diesmal nicht zum Stillhalten veranlassen und so drohe ich mit Väterchen.
Maxe schreit, dass sich die Balken biegen: “NEI-HEIN!!!!! NIIIIIICHT PAPA!!! MAAAAAMAAAAA!”
Väterchen nimmt die Füße in die Schraubzwinge und schneidet. Und weil er ein netter Vater ist, fragt er bei jedem Nagel nach: “Und? Hat es weh getan?”
Maxe schüttelt den Kopf: “Nö.”
Jedes Mal so ein Theater. Vom Haareschneiden mag ich erst gar nicht anfangen. Immerhin wäscht er sich die Haare inzwischen selbst. Mit Taucherbrille.