Nag Champa

Von Aroma

Ich möchte heute den Versuch unternehmen, die Betonung liegt auf dem Wörtchen Versuch, dem wohl bekanntesten Duft Indiens nachzuspüren: NAG CHAMPA. Wann immer ich an einem dieser Läden vorbeilaufe, wo es indische Stoffe, Ganeshfiguren (Das ist der mit dem Elefantenkopf. Der Sohn von Shiva und Parvati), bunte Tücher und Schmuck zu kaufen gibt, nehme ich diesen typischen Geruch nach Räucherstäbchen in mir auf. Räucherstäbchen, die nach Nag Champa riechen. Man könnte meinen, das ganz Indien so duftet (tut es aber nicht). Es gibt natürlich auch Nag Champa Parfum und Räucherkegel, es gibt Duftöle und Seifen und vermutlich noch viel viel mehr. Hauptsache es riecht nach Nag Champa.

Also habe ich mich auf die Suche gemacht und dabei unsere Bibliothek durchforstet, die für solche Zwecke ausgesprochen ordentlich sortiert ist und zu der zahlreiche indische Publikationen gehören. Einheimische Autoren sollten es ja eigentlich wissen. Dachte ich mir und griff trotzdem zuerst nach meinem geliebten Otto Warburg. Weil jedoch die Ergebnisse in Bezug auf den Duft der Räucherstäbchen nicht absolut eindeutig sind, lege ich meine Spurensuche hier offen dar.

1. Idee
Eine Pflanze, die einfach nur Nag Champa heißt habe ich im ersten Anlauf nicht gefunden. Das wäre ja auch zu schön gewesen. Doch bei Otto Warburg Die Pflanzen Welt (Bnd. II) stieß ich zuerst auf den Begriff Champakaöl und in diesem Zusammenhang auf die Magnoliengewächse. Magnolia champaca Michelia ist eine asiatische Magnolienart, welche über ganz Asien und Indien weit verbreitet ist. Eine Pflanze, die auch als Joybaum bezeichnet wird. Ich würde zwar behaupten, daß der Duft JOY - der davon inspiriiert sein soll -, zwar eindeutig nach Jasmin riecht. Doch vielleicht ist auch etwas vom Champakaöl mit dran, das Otto Warburg erwähnt:

Als aromatischer Schmuck und zum Parfumieren siind auch die großen gelben Blüten der javanischen Michelia champaca sehr beliebt, welcher Baum dort und übrigens auch sonst in den Tropen angepflanzt und besonders als Alleebaum empfohlen wird, zumal sein zwar weiches, aber dauerhaftes Holz sich zum Haus- und Wagenbau sowie für die Tischlerei und Drechslerei eignet. Das aus den Blüten durch Destillation gewonnene Champakaöl kommt auch in geringen Mengen in den europäischen Handel. (…) während von Michelia und Talauma Rinde, Blüten und Früchte auch als Volksheilmittel benutzt werden.

Da ich aber weiß, wie die Blüten und die daraus gewonnenen Öle riechen, war ich zu diesem Zeitpunkt mit diesem Ergebnis der Spurensuche nicht zufrieden. Nag Champa Räucherstäbchen riechen anders. Nur nach was?

2. Idee
Die Kasuarinengewächse. Schlanke, bis 25 m hoch wachsende Bäume, die etwas an heimische Nadelbäume erinnern und die wegen ihres harten Holzes zu den Eisenhölzern gezählt werden. Mesua ferrea, auch dazu komme ich noch. Doch der Grund, warum ich auf die Kasuarine komme, ist deren indische Bezeichnung als Nagasbaum. Seine Blüten werden gepflückt und anschließend in der Parfumindustrie verwendet. Nagasbaum = Nag Champa?

3. Idee
Das Buch Herbal Indian Perfumes and Cosmetics von Asha Ram (Sri Satguru Publications, Indian Medical Sciens Series No. 59, Indian Book Centre, Delhi, 2. Aufl. 2002) Und auch hier findet sich der Hinweis auf Mesua Ferrea, der in den verschiedenen indischen Sprachen auch als Nageswar Champaka, Nagkesar, Nagchampa, Thorlachampa, Negchapha, Naga Sampigi und Mangal bezeichnet wird. Endlich hatte ich eine Bezeichnung gefunden, die eindeutig einer Pflanze zuzuordnen ist. Schon mit der 2. Idee lag ich also ziemlich richtig. Fragt sich nur, ob die Räucherstäbchen nach den Blüten riechen. Auf Seite 37 fand ich bei Asha Ram folgende Beschreibung.

NAGESWAR CHAMPAKA OIL. Procedure: Take 1 sr. of Nageswar Champakas free from stalks and 1 sr sesamum oil into a wide-mounthed bozzle and place for 2 days in the sun and in the dew at night. Strain the oil and put it again in the bottle, steep a fresh lot of 1/2 sr. flowers; set aside for 24 hours and strain the oil. Put in a third lot of flowers in the oil; set aside for 24 hours and finally press out the oil, filter and bottle.

Ende
Da aber auch aus den Blüten der Magnolie ein Öl hergestellt wird/ werden kann (1. Idee), ist nicht ganz sicher, welcher Duft nun genau hinter Nag Champa steht. Schließlich handelt es sich hierbei garantiert um Mischungen und deshalb wäre sogar beides gut denkbar. Ich sage auch gleich dazu, daß ich eher auf das Holz von Mesua ferrea tippen würde, getippt hatte. Doch dazu, und zur genauen Herkunft des Duftes, habe ich keine Angaben gefunden. Aus diesem Grund muß man vielleicht etwas vorsichtig sein, wenn man über die Herkunft des Duftes Nag Champa spricht. Aber ich denke, die Richtung stimmt.

Interessant ist vielleicht noch das Buch COMMON TREES von Dr. H. Santapau, National Book Trust, New Delhi, India, 5. Auflage 1993.