Jetzt aber zu dem Buch: Rosa Burger hat keine normale Kindheit. Sie wächst als Weiße im Apartheidsregime von Südafrika auf. Ihre Eltern engagieren sich beide stark in der Kommunistischen Partei und wollen dazu beitragen, die Rassentrennung in ihrem Heimatland aufzuheben. Deshalb wird die Familie ständig von der Polizei beschattet, das Haus kontrolliert und die Eltern werden regelmäßig verhaftet. Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert Rosa sich alleine um den Haushalt. Mit 18 verlobt sie sich mit einem Freund der Familie, der ebenfalls als Regimegegner zählt und deshalb im Gefängnis sitzt. Sie soll ihm heimlich damit sie ihm heimlich Botschaften übermitteln kann. Dann wird nach einem langen Prozess auch noch Rosas Vater zu 20 Jahren Haft verurteilt – und stirbt auch. Rosa, für die der politische Kampf quasi zum Alltag gehört, folgt zunächst dem Vorbild ihrer Eltern. Aber irgendwann versucht sie sich aus den Fesseln ihrer Familie zu lösen! Sie möchte sich lossagen von der Rolle als Burgers Tochter und sich den hohen Erwartungen, die mit diesem Titel einher gehen, entziehen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Suche nach ihrer Identität – denn für die Reise nach Europa, die sie unternehmen möchte, fehlt ihr der nötige Pass. Als Regime-Gegnerin wird ihr dieser verweigert. Über Umwege bekommt sie diesen doch noch und reist zunächst nach Frankreich, verliebt sich in Bernard und geht mit ihm zusammen nach London. Auf einer Party trifft sie unverhofft auf ihren schwarzen Ziehbruder Baasie – für Rosa eine schöne Überraschung. Baasie jedoch weist Rosa krass ab und will nichts mit ihr zu tun haben. So steht Rosa am Scheideweg ihres Lebens: bleibt sie bei Bernard im sicheren London und tanzt von Party zu Party oder geht sie zurück nach Südafrika und engagiert sich dort für die Abschaffung der Apartheid?
Ich sollte wohl gleich vorneweg sagen: Burgers Tochter ist kein einfaches Buch! Nadine Gordimer benutzt darin viele verschiedene Erzähltechniken. Die Geschichte schwankt immer zwischen Rosas Gedanken, szenischen Einschüben, Gesprächen, Erinnerungen und Zeitsprüngen. Manchmal wusste ich beim Lesen auch gar nicht genau, mit wem sich Rosa denn jetzt eigentlich unterhält und in welcher Zeit die Handlung sich gerade bewegt.
Unheimlich spannend finde ich aber die Geschichte um das Buch herum! Als Vorbild für Lionel Burger diente der südafrikanische Anwalt und Bürgerrechtler Bram Fischer, der im sogenannten Rivonia-Prozess Nelson Mandela, Walter Sisulu und andere Apartheidsgegner verteidigte und das Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umwandeln konnte. Letztendlich wurde Fischer selbst wegen Verschwörung und Sabotage zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und starb im Gefängnis.
Nadine Gordimer musste außerdem selbst darum kämpfen, dass ihr Buch in Südafrika veröffentlicht werden durfte. Denn die Behörden wollten es wegen angeblicher kommunistischer Propaganda verbieten und beugten sich erst nach weltweiten Protesten.
Liebe GrüßeCatherine