Ich unterhielt mich mit einer Bekannten um die 60 über die diverse Themen. Wie das so ist beim Kaffeeklatsch. Da kommt die Familie genauso auf den Tisch wie das Wetter, der Urlaub, Politik und in diesem Fall nackte Tatsachen.
Meine Gesprächspartnerin ist eher konservativer Natur, doch dafür nicht weniger gesprächsfreudig. Ich weiß, dass sie bei einigen Themen sehr engstirnig sein kann, was ich aber ihrem Jahrgang und der Erziehung zurechne. Ist ja auch nicht weiter schlimm. Doch an diesem Nachmittag kam sie von sich aus auf eine Prominente, die in einem Magazin die Hüllen fallen lies. Es hatte mich schon gewundert, dass sie es ansprach, da sie sonst nie über Promiklatsch redet.
Mit meiner liberalen und offenen Art teilte ich ihr mit, dass ich generell nichts gegen Aktaufnahmen hätte. Wenn sie gut gemacht sind, könnten sie sehr ansprechend sein. Warum also nicht? Da pflichtete sie mir bei. Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass der Mini mit von der Partie war, was ich mich jedoch nicht störte. Also sprach ich munter weiter, bemerkte jedoch, dass meine Gesprächspartnerin immer stiller wurde und verstohlen zum Mini hinüber sah. Sie bedeutete mir mit ihren Blicken, dass das wohl kein Thema für Kinder wäre. Dabei hatten wir sehr sachlich über das Shooting gesprochen und ich nur meine Ansichten kundgetan. Wir wendeten uns anderen Themen zu, doch im Laufe des Abends kamen mir immer wieder Gedanken hierzu in den Sinn.
Ist es tatsächlich eine Generationenfrage, wie mit dem Thema Nacktheit umgegangen wird? Für mich nicht generell. In meinem Elternhaus hat sich niemand versteckt oder etwas verschwiegen. Ich wurde früh aufgeklärt und mir ist auch heute nichts wirklich "peinlich". So werde ich es auch mit dem Mini handhaben. Er darf alles fragen und wir werden versuchen, es ihm so kindgerecht wie möglich zu erklären. Was mir im Gegensatz zu meinen Eltern wichtig ist, dass er seine eigene Schamgrenze haben darf. In meinem Elternhaus war abschließen verboten, was für einen Teenager nicht unbedingt angenehm ist. Das möchte ich anders handhaben. Ich respektiere die Grenzen anderer und daher wird das auch meinem Sohn zustehen. Wo ich etwas kritisch bin, wenn Nacktheit und Sexualität als etwas "Schlimmes" verteufelt wird. Beides ist natürlich und gehört zum Leben dazu. Für junge wie für alte Menschen. Auch spielt es für mich keine Rolle, welches Geschlecht jemand begehrt. In diesem Punkt kann ich auch meine Stimme erheben. Persönliche Grenzen sind ok, Diskriminierung geht gar nicht. Mit diesem Leitsatz erziehen wir den Mini. Das Gespräch mit meiner Bekannten konnte ich deswegen auch problemlos beenden. Ich wollte nicht ihre Schamgrenze verletzten. Jedoch habe ich es mir auch herausgenommen, vor dem Mini offen über das von ihr angeschnittene Thema zu sprechen. Warum auch nicht...