Nackt im Eisregen…

Von Allerleirauh

Das derzeitige Meditationsbuch meiner Wahl bescherte mir am Freitag diese Übung:

Wenn Sie nur noch 10 Jahr zu leben hätten, was würden Sie dann tun? Wo würden Sie wohnen. Was würden Sie bei der Arbeit, in der Liebe in der Freundschaft, in der Freizeit unternehmen? Wenn die Antworten nicht mit Ihrem gegenwärtigen Zustand übereinstimmen, sollten Sie dies ändern.

Und darauf kaue ich nun seit drei Tagen herum. Die Antwort ist – ich müsste noch ganz viel ändern, denn irgendwie befinde ich mich grad in einer Sackgasse – bei dem Versuch mal wieder eine innere Hürde weiträumig zu umgehen, habe ich mich wohl verlaufen und nun plätschert mein Leben so vor sich hin…ein eher doofer Zustand, wie ich finde.

Nachdem ich vergeblich versucht habe, allein den Weg aus der Sackgasse zu finden, hoffte ich heute früh auf ein paar tröstende Worte meine Therapeutin.

Stattdessen gab es einen therapeutischen Wink mit dem Zaunpfahl: „Auch diese Hürde ist da um genommen zu werden – seien Sie jetzt mutig oder vergammeln Sie in Ihrer Sackgasse“ (natürlich war der Zaunpfahl in eine sanfte Therapeutensprache verpackt und nicht so platt formuliert, wie ich es hier tue).

Trotzdem fühle ich mich nach dem Gespräch, als hätte man mich nackt in den Eisregen gestellt: Die Zähne klapperten, die gefühlte Kälte machte das Atmen schwer und das Trotzkind in mir fand, es wäre mal wieder Zeit, sich brüllend und strampelnd auf den Boden zu werfen.

In solchen Situationen hilft nur eins: Laufschuhe an und ab an die Ems, den Kopf freilaufen…

Bei Kilometer 5 fiel mir dann auch wieder auf, dass die Sonne schien und am Emssee angekommen, hatte mein erwachsenes Ich das brüllende Kleinkind in mir halbwegs unter Kontrolle.
Atemlos war ich nur noch, weil ich ein Tempo drauf hatte, das ich im „Normalzustand“ niemals schaffe…

Den Rückweg absolviert ich gehend.

Daheim angekommen, war mir klar, ich will nicht noch eine Seelen-Hürde mühsam Stein für Stein abtragen – ich versuche es jetzt einfach mal mit drüber springen.

Bis Ostern habe ich Zeit, mental Anlauf zu nehmen und mich auf diesen Sprung vorzubereiten.

Sollte ich mir dabei – was ich nicht hoffe – die Knochen brechen, lasse ich mich zu Pieps auf‘s Zimmer legen. Vielleicht bekomme ich ja auch so einen schönen Verband