Nachruf auf Ariel Scharon

Foto: Jim Wallace (Smithsonian Institution), Lizenz: public domain

Er machte israelische (Kriegs-)Geschichte: Ariel Scharon. Heute ist  der ehemalige Premierminister endgültig gestorben (seit knapp acht Jahren hatte er im Wachkoma gelegen). Zeitlebens diente Scharon seinem Land  Israel mit harter Hand. Er zögerte weder als Militär noch als Politiker, Gewalt anzuwenden, um seine Heimat zu verteidigen. Das war zu manchen Zeiten durchaus opportun (manche sagen sogar: es war notwendig). Zu anderen Zeiten machte sich der Hardliner Scharon  mit seiner kompromisslosen Haltung unmöglich.

Schon als Kind zieht der 1928 geborene Scharon in den Religionskrieg um das Heilige Land. Dorthin sind seine Eltern aus Osteuropa eingewandert. Noch ehe der Staat Israel gegründet ist, kämpft Scharon gegen Araber und Briten, die noch das Sagen haben in Palästina (das Empire übt eine Mandatsherrschaft aus). Als die Gründung des von Theodor Herzl verheißenen "Judenstaats" näherrückt, schließt sich der Teenager der paramilitärischen Hagana an, aus der später die israelische Armee hervorgeht. Von da an macht Scharon eine rasante militärische Karriere. An allen Kriegen Israels ist er beteiligt - zunächst als einfacher Soldat und Fallschirmspringer (Scharon wird schwer verwundet), dann in Führungspositionen. Sein verwegener Mut schlägt immer öfter in Übermut um. Scharon ignoriert Befehle, wenn er die taktische Lage für günstiger hält als die Armeeführung. Während der Suezkrise (1956) bringt ihm das noch Kritik ein. Im Sechstagekrieg (1967) und im Jom-Kippur-Krieg (1973) machen ihn seine erfolgreichen Alleingänge allerdings zum Volkshelden. Mit der Heldenverehrung ist es schlagartig vorbei, als Scharon - mittlerweile israelischer Verteidigungsminister - nichts unternimmt, um ein Massaker im Libanon zu verhindern. Die politische Karriere scheint vorbei. Scharon tritt aber nur als Verteidigungsminister ab. Die Geschicke Israels lenkt er schon bald wieder aus der Regierung - sogar vom Chefsessel des Premierministers aus. Wieder gibt er sich unnachgiebig: Er beschimpft den Friedensnobelpreisträger Yizckak Rabbin als Verräter, weil der Frieden schließen will mit den Palästinensern. Scharon setzt dagegen auf Konfrontation. Er treibt den israelischen Siedlungsausbau voran und beginnt damit, den weltweit kritisierten Grenzzaun zu errrichten. Welche Überraschung aber, als der Regierungschef einen "Scharon-Plan" präsentiert, der den teilweisen Abbau  der umstrittenen Siedlungen vorsieht. Freunde wie Gegner sind irritiert: Warum vollzieht Scharon diese Kehrtwende? Man wird darauf keine endgültigen Antworten mehr finden. Noch ehe Scharon seine neue Politik fortsetzen kann (oder auch nicht), trifft ihn der Schlag. 2006 fällt er ins Koma. Erst heute hat sein Sterben ein Ende gefunden.

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