Nachrichten vom 11. September 2014

Schweden - Politik
Nur wenige Tage vor den Parlamentswahlen verdeutlicht Jonas Sjöstedt, der Vorsitzende der Linken (Vänsterpartiet) Schwedens, seine Forderungen bei einer Teilnahme an einer linken Regierung unter Stefan Löfven. Nach Sjöstedt muss das Gewinnstreben bei Wohlfahrtsunternehmen innerhalb von vier Jahren verschwinden, auch wenn er bereit ist über einen Zeitplan und die Methoden zu diskutieren. Wichtig ist ihm auch, dass die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau schneller abgebaut werden als bisher, das Arbeitsrecht besser auf Angestellte angepasst wird und die Klimapolitik eine wichtige Rolle erhält. Sollten Risikokapitalunternehmen auch in Zukunft Gewinne mit dem Wohlfahrtsystem machen können, so will Sjöstedt nicht an der Regierung teilnehmen.
Schweden - Politik/Arbeitsmarkt
Nach den Journalisten von Uppdrag Granskning reden zwar linker und rechter Block vom Abbau der Arbeitslosigkeit, aber sowohl die Regierung unter Fredrik Reinfeldt als auch die Sozialdemokraten (Socialdemokraterna) haben dabei ein Modell akzeptiert nach dem die Arbeitslosigkeit nicht unter sieben Prozent fallen darf, einer 40 Jahre alten Theorie, die von der „ausgeglichenen“ Arbeitslosigkeit spricht. Nach dieser Theorie würde bei einer geringeren Arbeitslosigkeit die Inflation steigen, was jedoch die Mehrheit aller Parteien verhindern will. Obwohl die alte Theorie in Zweifel gezogen ist, gilt sie für die Mehrheit der Parteien weiterhin als Leitregel.
Schweden - Fischfang
Nachdem das Fischereiamt feststellte, dass sich ungewöhnlich viele Jungfische vor der schwedischen Westküste befinden, hat das Amt ab gestern Nacht ein Fangverbot für mehrere Fischarten erteilt. Für voraussichtlich drei Wochen dürfen Berufsfischer westlich von Orust und Tjörn nun weder Dorsch, noch Kohlfisch oder Schellfisch an Land holen damit der Fischbestand erhalten bleiben kann und die Jungfische problemlos wachsen können. Auch wenn so mancher Eigner eines Fischkutters von dieser Entscheidung nicht begeistert ist, so wird diese in vollem Umfang respektiert.
Schweden - Arbeitswelt
Nach einer Studie des schwedischen Gewerkschaftsbundes LO hat sich im vergangenen Sommer der Trend verstärkt dass Jugendliche mit einem Sommerjob für ihre Leistungen nicht bezahlt werden, sexuelle Verfolgungen zugenommen haben und ihnen entwürdigende Aufgaben übertragen wurden. Allein die Anzahl der Jugendlichen, die nicht entlohnt wurden, hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht. In vielen Fällen handelt es sich bei Sommerjobs nicht um eine Öffnung des Arbeitsmarkts, wie die Regierung verspricht, sondern um die Ausbeutung Jugendlicher durch unseriöse Arbeitgeber.
Schweden - Ausbildung/Schule
Obwohl alle Studien der letzten Jahre beweisen, dass die freie Schulwahl zu den großen Qualitätsunterschieden einzelner Schulen führt, haben sich sowohl der linke als auch der rechte politische Block dazu entschieden die freie Schulwahl beizubehalten und damit Kinder von intellektuellen Eltern von jenen ungebildeteren Eltern zu trennen. Alle Parteien fordern nun vor den Wahlen Schulreformen die zu kleineren Klassen, zu besser ausgebildeten Lehrern oder auch einem Verbot an Gewinnen gehen, aber keine unter ihnen will allen Kindern des Landes die gleichen Chancen bieten und die freie Schulwahl wieder aufheben. Die freie Schulwahl geht ursprünglich auf eine Entscheidung der Sozialdemokraten im Jahre 1988 zurück, wurde aber auch vom aktuellen Kultusminister Jan Björklund nie in Frage gesetzt, trotz seiner zahlreicher Reformen.

Schweden - Verkehr

Obwohl die Anzahl von Motorrädern auf schwedischen Straßen im vergangenen Sommer erneut anstieg, ging die Anzahl der Motorradfahrer, die dieses Jahr ums Leben kamen, weiterhin zurück. Während 1983 noch 84 Tote unter Motorradfahrern zu verzeichnen waren, waren es 2011 noch 36 Tote und bis Ende August des laufenden Jahres nur noch 24. Als Ursache sehen Polizei und Straßenverkehrsamt, dass in Motorradklubs die Sicherheitsfrage immer ernster genommen wird und auch sehr viele schwedische Motorradfahrer mittlerweile an Sicherheitstrainings teilnehmen.
Schweden - Gesellschaft
Als Charlotte Petri Gornitzka ihr Amt bei der Kinderhilfsorganisation Rädda Barnen gegen einen Posten als Generaldirektorin bei Sida (Swedish International Development Cooperation Agency) tauschte, schien ihr das neue Gehalt von monatlich rund 100.000 Kronen nicht zu reichen, denn sie akzeptierte gleichzeitig und ohne Gegenleistung auch noch rund eine halbe Million Kronen von ihrem früheren Arbeitgeber ohne dass dies in irgend einem Abkommen verankert wäre. Nach Gornitzka ist es absolut normal, dass sie von Rädda Barnen eine Art Ausgleichszahlung erhielt, obwohl sie selbst den Vertrag auslaufen ließ und unmittelbar eine neue Tätigkeit aufnahm.
Schweden - Gesellschaft
Noch nie war die schwedische Bevölkerung so spendierfreudig wie im vergangenen Jahr, denn 2013 schenkten sie 5,8 Milliarden Kronen an von der Regierung anerkannte Hilfsorganisationen, eine halbe Milliarde mehr als noch im Jahr 2012. Insgesamt konnten die schwedischen Hilfsorganisationen 2013 sogar Einnahmen von knapp 17 Milliarden verzeichnen, was einem absoluten Rekord entspricht. Die Spenden der Privatpersonen gingen an ein sogenanntes 90er-Konto das nur an Organisationen vergeben wird, die garantieren dass mindestens 75 Prozent der Einnahmen auch zweckgebunden verwendet werden.
Weitere Information stehen der Presse unter Pressedienste und Presseinformationen zur Verfügung.

Copyright: Herbert Kårlin

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