Nachlese: Unterhauswahlen im UK, Wahlsysteme.

UK: Steuerliche Selbstverwaltung für Schottland?
Die beiden Wahlsieger David Cameron und Nicola Sturgeon haben nach der Wahl miteinander telefoniert. Sturgeon soll Cameron angekündigt haben, dass man Schottland künftig in Westminster nicht mehr überhören oder gar abspeisen könne.
Gerüchteweise steht die völlige steuerliche Selbstverwaltung im Raum. Sturgeons Vorgänger in der SNP, Alex Salmond, der ins Unterhaus gewählt wurde, nannte das Wahlergebnis einen Zwischenschritt zu einem erneuten Referendum über Schottlands Unabhängigkeit. Sturgeon wies zu Recht darauf hin, dass die SNP in einem Referendum deutlich weniger Stimmen bekommen würde.

UKIP-Wähler und die Farage-Verschwörung!
Im Netz kursieren Berichte, dass es bei der Auszählung des Stimmbezirks von South-Thanet, den Nigel Farage um 2.812 Stimmen verfehlte, nicht mit rechten Dingen zugegangen, dass manipuliert worden sein soll! Der eine Sitz mehr oder weniger würde zwar an dem grundsätzlichen Wahnsinn nichts ändern, dass 3,5 Millionen Wählerstimmen im Unterhaus nicht abgebildet werden, aber das erregt die UKIP-Anhänger nicht so sehr wie die Twitter Meldung der Spectator-Journalistin Isabel Hardman, die aus einer sehr zuverlässigen Quelle erfahren haben wollte, dass Farage „seinen Sitz“ wohl verfehlt habe. Sie twitterte dies 6 Stunden bevor die Auszählung beendet war die um volle 6,5 Stunden verzögert begann (anstatt um 02 Uhr Nachts erst um 08:30 Morgens!) da Wahlzettel für volle 7 Stunden verschwunden gewesen sein sollen?

Wahlrechtsänderung 2011 in Referendum abgelehnt!
Viele Stimmen fordern nach der Wahl und ihren skandalösen Ergebnissen eine Änderung vom Mehrheitswahlsystem zum Verhältniswahlsystem. Dies haben die UK-Bürger aber 2011 in einem Referendum mit 68% Contra und 32% Pro bei einer Wahlbeteiligung von 41% mit Zweidrittel-Mehrheit klar abgelehnt. Sie haben jetzt den Salat, aber es war ihr Wunsch, sie wollten es genau so…

Hätte man die Stimmen dieser Wahl nach dem Verhältniswahlrecht gezählt, dann hätten die Conservatives auch gewonnen, wären aber mit 242 Sitzen weit unter einer absoluten Mehrheit (326 Sitze) geblieben. Wenn man eine Koalition mit Labour (199 Sitze), eine GroKo einmal generell ausschließt, dann hätte nicht einmal die dann 82 UKIP-Sitze zur Absoluten gereicht, ihnen hätten noch 8 Stimmen gefehlt! Wenn man eine Gro Ko zwischen Tories und Labour also generell ausschließt, dann hätte es eine Dreier-Koalition gebraucht, oder Cameron hätte eine Minderheitsregierung bilden müssen.

Dafür hätte es folgende Kombinationen  unter Führung der Conservatives gegeben:

242 Con + 82 UKIP + 51 LibDem = 375 Sitze

242 Con + 82 UKIP + 31 SNP = 355 Sitze

242 Con + 82 UKIP + 24 Greens = 348 Sitze

Was eine Koalition aus den Cons und UKIP für die EU bedeutet hätte, das kann sich jeder selbst ausrechnen!

Denkbare Mehrheiten für eine Labour geführte Regierung hätte es auf Basis dieser Stimmzahlen nicht gegeben!

Trotzdem ist schon erstaunlich, dass renommierte deutsche Online-Medien auf die Schwächen des britischen Wahlsystems nicht deutlich hinweisen, sondern lediglich von überraschenden Siegern und Verlierern faseln und zu den Letzteren die Umfrage-Institute zählen…


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