Nachfrage mit Titten steigern

Schaut Frauenfußball!, liest man nun an jeder Ecke. Was für eine potente Werbeinitiative doch vor diesem stieftöchterlichen Ableger dieses Sports steht! Mit allen Mitteln wird geworben, in jeder Branche versucht man abzustauben, ein zu stillendes Bedürfnis, das bislang kaum jemand verspürte, zu forcieren, um neue Märkte zu erschließen und Absätze zu türmen. Direkte Werbepartner bieten Frauen-WM-Bahntickets an und werben auf ihren Plattformen, in ihren Werbespots für dieses Ereignis im eigenen Lande. Was auf wenig Gegenliebe stößt, wird mittels Werbung liebenswert gemacht - jedes Mittel ist hierzu recht.
Selbst Discounter, die nicht direkter Sponsor oder Partner der Frauen-WM sind, werben mittelbar dafür und versuchen ein Klima des deutschen Team-Spirits anzukurbeln. "Es geht wieder los!", ist nur einer der aufmunternden Slogans, es nun auch mit der weiblichen Variante dieses Sports zu probieren - dabei werben sie für qualitativ minderwertige Deutschland-Fanartikel made in china und lichten trikotierte Schönheiten ab, die passend zur Feierlaune Bratwürste schwenken und mit herausgewölbtem Busen Bierkastentürme stützen. Die sexiest Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten finde jetzt statt, bekommt man zu hören und zu lesen. Emanzipation bedeutet hier, dass der Frauenfußball, um dasselbe Interesse zu wecken, wie die männliche Domäne dieses Sports, auch mit Rundungen, drallem Arsch und feisten Titten werben soll - hier darf Frau wieder ganz Sexobjekt sein, wenn nachher nur die Zuschauerzahlen stimmen und die Öffentlichkeit Notiz nimmt von den kickenden Damen.

Überhaupt erkennt man an dieser Einheitsfront der Werbeinitiativen, die aus Erbauung und Aufmunterung besteht, dass die "eine Säule der Gewaltenteilung der Marktwirtschaft", so wie man sie uns vereinfacht in Schulen beibringt, kein freier, nicht manipulierter Indikator ist. Da ist ein Angebot, das nur wenige Begehrlichkeiten weckt - und da ist die Nachfrage, die stagniert. Eigentlich müsste nun das Angebot schwinden, doch ein Bombardement der Werbung macht, dass der Eindruck von Nachfrage entsteht. Man bekommt einen Eindruck davon, dass Nachfrage nicht einfach Nachfrage ist, sondern die gezielte Schürung von Bedürfnissen, die zuvor kaum jemand hatte, die nun aber zum unstillbaren Verlangen funktioniert werden. Nachfrage ist nicht, was der Konsument will - Nachfrage ist, was dem Konsumenten oktroyiert wird, haben zu sollen, damit er im Trend liegt.
Die nationale Taumelmachung und Ekstaseproduktion wird von Konzernen übernommen. Allerlei Unternehmen sorgen dafür, dass der deutsche Konsument sich nun auf die Frauen-WM einstellt, sich mit schwarz-rot-gelben Konsumgut eindeckt und dabei eine positive Stimmung ins Land trägt - sowas steigert den Absatz und minimiert die Unzufriedenheit. Dazu packen alle mit an, die davon profitieren könnten. Der Frauenfußball selbst ist nicht Herzensangelegenheit - er ist eine Sache der Geldbörse, der Profitmaximierung. Und deshalb heiligt, wie geschrieben, der Zweck jedes Mittel: Frauenfußball war eine Domäne, die sich kickende Frauen erschlossen haben, nachdem das lange untersagt war vom Fußballverband. Dass Frauen fußballern dürfen ist vielleicht keine große Leistung der Gleichberechtigung, wohl aber ein Mosaiksteinchen - einerlei nun, dass für eine Frauen-WM weibliche Sexobjekte werben, mit Bodypainting-Trikots und dem gewieften Spiel der Reize und den ewigen Lockungen und Stimuli des Weibes. Männer denken nur an eines, sagten uns Feministinnen einstmals, und überhaupt, wenn man ganz ehrlich ist, so wussten sie: Männer sind Schweine - aber zu Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit darf der Mann stimuliert werden, darf sein niederster Instinkt geweckt und seine Lust an üppigen Rundungen aufgegeilt werden. Schweine, die nur Titten angaffen wollen - das sind Männer, die auf solchen Striptease abfahren während des ganzen Jahres. Fahren sie aber nun darauf ab, so sind sie eben lediglich Konsumenten dieses Sports und damit berechtigt, mittels Titten auf Frauensport scharf gemacht zu werden.
So soll ein Klima des Aufbruchs entstehen. Alle schauen nun Fußball, soll der Konsument glauben - und er soll konsumieren: als Zuschauer, als Fanartikelhalter, als Partylöwe. Das Sommermärchen könnte nun jedes Jahr stattfinden, wenn der Frauenfußball nur dieselbe Größe würde, wie es der Männerfußball seit Jahren bereits ist. Alle würden sie in deutscher Kluft durch die Gegend rennen und für einige Wochen abgelenkt sein - das ist der Traum der Industrie, der Politik, der in den Prospekten durchschimmert. Gemeinsam sind sie für den Frauenfußball, nicht weil der so ungemein interessant wäre, sondern weil er ein so ungemein interessantes Geschäftsfeld darstellt...

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