Der Begriff „Weltmeisterbonus“ wird in Deutschland immer wieder gerne in den Kommentaren der Berichterstattung über Profiboxen verwendet. Bis jetzt hatte ich mir selber, ehrlich gesagt, über die eigentliche, also die wörtliche Bedeutung von „Weltmeisterbonus“ noch keine Gedanken gemacht.
Wikipedia definiert: „Das lateinische Adjektiv bonus bedeutet gut. Bonus ist das Gegenteil von Malus, ein Bonus wirkt als Zurechnung von Punkten, Geld oder anderen Quantitäten. Der Plural lautet Bonus, Bonusse oder Boni. Der Begriff wird in verschiedenen Bereichen verwendet: Im Berufsleben steht er für einen einmaligen, meist leistungs- oder bilanzabhängigen Zuschlag auf das Arbeitsentgelt.“
Dem angesprochenen Sprachgebrauch am nächsten kommt wohl der „meist leistungs- oder bilanzabhängige Zuschlag“. Die leistungs- und bilanzabhängigen zusätzlichen Zahlungen werden seit der Bankenkrise von der Öffentlich nicht mehr als Selbstverständlichkeit akzeptiert. Inzwischen werden die Boni der Bänker und Vorstände jedenfalls an dem gemessen, worum es ursprünglich ging, nämlich an der Leistung. Im Allgemeinen scheint man sich wohl darüber einig zu sein, dass nur diejenigen einen Bonus bekommen sollten, die auch eine außergewöhnliche Leistung erbracht haben. Ein Bonus ist also keine Selbstverständlichkeit.
Dementsprechend macht es auch keinen Sinn, jedem Profiboxer, nur weil er Weltmeister ist, automatisch einen Weltmeisterbonus einzuräumen. Dann könnte man als Herausforderer wirklich nur dann noch Weltmeister werden, wenn man den Titelträger KO schlägt. – Tatsächlich wird das mittlerweile auch schon von sehr Vielen über das Boxen in Deutschland gesagt. Die Selbstverständlichkeit, mit der zum Teil hiesige Boxer und Journalisten davon ausgehen, dass der Titelträger, allein weil er Titelträger ist – also weil er irgendwann einmal eine außergewöhnliche Leistung erbracht hat, nämlich als er Weltmeister wurde – nun immer zusätzliche Punkte von Punktrichtern bekommt, ist schon erschreckend. Boxen ist von seinem Grundsatz her ein Wettkampf. Dementsprechend sollte auch derjenige, der der Bessere ist, auch zum Sieger erklärt werden. Durch diese Art von Boni wird das Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt.
© Uwe Betker