Nach Vattenfalls Rückzug: Wie weiter ohne Kohle in der Lausitz? - Teil II

Nachdem wir gestern eine sehr hohe Resonanz auf unseren diesbezüglichen Beitrag hatten, sei es uns nachgesehen, wenn wir uns heute noch einmal diesem durchaus sehr leidigen Thema widmen. Ist doch die Tragweite dessen, was in der Lausitz in den nächsten Monaten und Jahren ablaufen wird, vielen wahrscheinlich noch gar nicht ganz so klar. Wer aber die wahre Geschichte der Lausitz seit 1990 kennt, dem geht dann bestimmt recht schnell der berühmte Seifensieder auf. Blicken wir also zunächst zurück:
Die Lausitz und speziell der ehemalige Bezirk COTTBUS der DDR war das Braunkohlerevier schlechthin. Die DDR setzte mangels Alternativen im Bereich der Energiewirtschaft auf die Braunkohleverstromung mit bekannten Umweltschäden.
Wenig bekannt aber, dass es noch 1990 in der Lausitz gleich mehrere andere Gewerke gab, die den Menschen Arbeit gaben und diese Arbeit wiederum zu Innovation und Fortschritt führten. Dies waren:
- Die Glasindustrie, deren Wurzeln bis weit in das 15.Jahrhundert zurück reichen.
- Die Textilindustrie, die vor allem in GUBEN und FORST ihre Heimstatt hatte.
- Die Landwirtschaft, die weit mehr als nur die berühmte Spreewaldgurke ist.
Diese drei Wirtschaftszweige wurde nach dem 03.10.1990 geschliffen. Ursache die Unfähigkeit der Brandenburger Landesregierung samt Gefolgschaft dort auf Basis von vorhandemen das aufzubauen, was Sachsen mit anderen Branchen gelang. Im Ergebnis dessen vielen massenhaft Arbeitsplätze weg, die auch die dan einsetzende Abwanderung erklären.
Neuen Technologien wie dem Cargolifter wurde aber nicht die Zeit gegeben sich zu etablieren, die neue Technologien nun einmal benötigen. Man kann nun einmal nicht bei einem F&E Projekt, nichts anderes war Cargolifter, erwarten, dass sich dies ohne staatliche Unterstützung binnen üblicher Förderperiode von drei Jahren rechnet. Das funktioniert einfach nicht! Das Ergebnis ist bekannt! Da wo einst Luftschiffe gebaut werden sollte, befindet sich heute ein riesengroßes Spassbad, was in den letzten Jahren gleich mehrfach mittels Steuergelder gefördert wurde. Warum man dieses Geld nicht in den Cargolifter steckte, erschließt sich nicht.
Übrig blieb demzufolge die Braunkohle und schon jedes DDR Schulkind lernte, dass Braunkohle immer eine extensive, die Landschaft zerstörende Art und Weise des Wirtschaftens ist. Dies müssten übrigens viele Entscheider in Brandenburgs Landesregierung wissen. Sie kommen ja aus der ehemaligen DDR und hatten die gleichen Schulbücher wie der Autor.
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Genau diese Braunkohle wurde bis etwa 2002 auch mehr oder weniger unter staatlicher Regie abgebaut, bis auf Geheiß der Brandenburger Landesregierung die gesamte Braunkohlensparte an den schwedischen Konzern Vattenfall ging. Wer schon damals eins und eins zusammen zählte, dem war klar, dass Vattenfall irgendwann sowieso aus der Braunkohle aussteigen wird und dies auch passieren würde, wenn der Betreiber Lieschen Meier oder Paul Schulze heißen würde. Auch das lernte man schon in der Polytechnischen Oberschule der DDR, in der gar so manch heutiger Brandenburger Entscheider selbst einst Lehrer war. Dies erklärt sich ganz einfach damit, dass Tagebaue die unangenehme Eigenschaft haben, endlich zu sein. Sie können bspw. an einem Fließband unendlich viele Glühlampen herstellen, solange das Fließband technisch in Ordnung und jemand zu dessen Bedienung da ist. Solange Sie dann auch einen Käufer finden, ist alles schick. Genau das geht bei Tagebauen eben nicht! Ein Tagebau ist irgendwann ausgekohlt und damit im Gegensatz zur Fließbandproduktion von Glühlampen endlich!
Wenn man nun diesem Gedanken folgend nicht parallel zur Auskohlung langfristig eine Strategie entwickelt, wie es nach der Kohle weiter gehen soll, dann steht man Ende der Auskohlung vor einem riesengroßen Problem und das ist genau jetzt der Fall :-(
Sämtliche Initiativen des Landes Brandenburg Alternativen zu schaffen, schlugen in der Vergangenheit fehl. Beispielhaft sei an das Desaster um die nun ehemalige Solarstadt FRANKFURT/O. erinnert. Dabei hätte die Welt ganz einfach sein können: In FFO wie die Einheimischen sagen, werden Photovoltaikelemente hergestellt. Diese werden in den ausgekohlten Tagebauen aufgestellt und via Vattenfall wird dann eben Strom nicht aus Braunkohle sondern eben aus Sonne erzeugt. Dito hätte man in die ausgekohlten Tagebaue unendlich viele Windräder stellen können, weil da sowieso immer Wind ist. Das wusste zumindest jeder NVA Soldat, der mal in einem solchen während seines Arbeitsdienstes bei der NVA war. Nur ist eben diese Kenntnis bei vielen Brandenburger Entscheidern schon deshalb nicht vorhanden, weil ihnen nicht "das Glück" beschieden war, im Arbeitsdienst namens NVA dienen zu dürfen. Die Bereitschaft nun wiederum dort einfach mal hinzufahren und sich ins Freie zu stellen, scheint ebenfalls nicht sehr ausgeprägt. Gerade jetzt bei diesem Wetter reichen fünf Minuten und Sie merken recht schnell, welcher Wind dort pfeift.
Auch sind andere Alternativen nicht am Horizont zu erkennen und damit zurück zum Ausgangspunkt dieser Betrachtung:
- Glasindustrie? Fehlanzeige! Da fehlt heute jegliche Basis und so einen Glasofen macht man nicht mal eben so schnell wieder an.
- Textilindustrie? Dito!
- Landwirtschaft? Spielt nur zu rein folkloristischen Zwecken alljährlich zur Grünen Woche in BERLIN eine Rolle und wird dann immer wieder schnell eingemottet.
Komisch aber dies:
Wer sich nur einmal der Mühe unterzieht, bei FRANKFURT/O. über die Oder nach Polen zu fahren und dann durch das Lebuser Land Richtung GUBEN auf der polnischen Seite fährt, der fährt an diversen Produktionshallen vorbei, wo diverse Güter bekannter Marken produziert werden.
Da fragt man sich schon, warum auf der deutschen Seite der Grenze diese Monokultur in Form der Braunkohle herrscht? Da erklärt sich aber, warum man bspw. auf der B97 von GUBEN bis nach COTTBUS keine Tankstelle findet. Dort geht es kilometerlang durch Bergbaugebiet und wenn dann eines Tages diese Tagebaue auch ausgekohlt sind, dann ist da halt dann auch nichts mehr und damit zu einer nächsten interessanten Frage:
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Bis dato setzt Brandenburgs Landesregierung auf die Flutung der Tagebaue, was so klingt, wie nach mir die Sintflut. Diese Flutung kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, weil dieses viele Wasser irgendwo herkommen muss. Die einzigen natürlichen Zuflüsse sind Spree und Neiße.
Zapft man nun beide wie auch immer weiterhin an, dann wird das gesamte Gleichgewicht im Unterlauf von Spree und Neiße durcheinander gebracht. Dies kann auf die nächsten Jahre bezogen massive Auswirkungen haben, die vielen heute noch gar nicht so bewusst sind. BERLIN gewinnt bspw. sein Trinkwasser größtenteils aus der Spree. Wenn die dann aber nicht mehr genügend Wasser mitbringt, dann hat BERLIN ein Problem.
Dito die Oder stromab. Die Neiße fließt nun mal in die Oder und es ist kein Geheimnis, dass die Oder nicht sehr tief ist. Nicht grundlos gibt es bei Schiffen das Odermaß, was schlicht weg einen geringen Tiefgang festlegt. Sinkt nun der Pegel der Oder weiter ab, dann stellt sich die Frage der Schiffahrt auf der Oder vielleicht bald nicht mehr.
Dies nur einige weitere Gedanken zum Thema "Wie weiter ohne Kohle in der Lausitz?" Sehr sehr sicher wird dazu noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Was aber sicher ist, ist die Tatsache, dass bezüglich der Lausitz das Rad nicht mehr zurück gedreht werden kann. Die Zeiten wo die Menschen in der Lausitz seit Jahrhunderten Arbeit fanden und vor allem von dieser leben konnten, diese Zeiten sind vorbei und sie kommen nicht wieder!
Wer hätte das aber im Herbst 1989 in der DDR gedacht? Wer hätte gedacht, dass es die Brandenburger selbst sind, die ihre eigene Lebensgrundlage kaputt machen? Ein Manfred Stolpe (SPD) schuf mit seiner Politik die Grundlage dafür, dass nach dem 03.10.1990 eine Deindustriealisierung in der Lausitz einsetzte, die es anderswo in den neuen Bundesländern nicht gab. Sein Nachfolger Matthias Platzeck (SPD) beklagte zwar gern mal die Deindustriealisierung, war aber als Brandenburgs erster Umweltminister in der Regierung Stolpe selbst daran nicht ganz unbeteiligt. Sein Nachfolger Dietmar Woidke (SPD) kennt zwar auf Grund seiner Herkunft die Problematik Lausitz sehr wahrscheinlich viel besser als seine Vorgänger. Er ist aber bezüglich der Lausitz nur noch der Verwalter. Er hat real gar keine Chance dort etwas ändern zu können, weil es nicht mehr änderbar ist.
Der endgültige Wendepunkt war die Abbaggerung der Lakomaer Teiche unter Regierung Platzeck (SPD) um 2008 herum. Bis dahin wäre eine Kehrtwende möglich gewesen. Mit der Abbaggerung der Lakomaer Teiche wurde für jeden offenbar, was viele zvor sowieso schon wussten. Es ist vollkommen egal, ob Brandenburg Rot Grün Gelb (1990 - 1994), Rot Schwarz oder Rot Rot (seit 2009) regiert wird. Die Brandenburger Landesregierung war bis dato nur darauf aus, soviel Kohle mit der Kohle wie möglich zu machen und steht nun vor einem Scherbenhaufen.

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