Im politischen Berlin wächst angesichts dieser Zahlen die Furcht, bei den anstehenden Landtagswahlen abgestraft zu werden. Nachdem schon vor dem Ausbruch von Ehec zuletzt kaum noch die Hälfte der Wahlbürger an die Urnen getreten waren, um ein machtvolles Bekenntnis zum Ausstieg aus Kohleenergie, Atomkraft und Afghanistankrieg abzugeben, drohe mit weiter steigenden Todesraten ein erneuter Rückgang der absoluten Wahlbeteiligung, warnte die Opposition. Die Bundesregierung sei gefordert, schnell umzusteuern und den "Menschen wieder Sicherheit zurückzugeben", wie der eher breitgewachsene SPD-Chef und amtierende Pop-Beauftragte der deutschen Arbeiterbewegung, Sigmar Gabriel, in einem anderen Zusammenhang anmerkte.
Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint diesmal entschlossen, schnell zu handeln. Die Zauderkanzlerin werde in der kommenden Woche eine Ethik-Kommission zum Totalausstieg vorstellen, hieß es in Regierungskreisen. Geplant sei eine Ausweitung des Atom-Moratoriums auf Gemüseverzehr, rohen Pazifikfisch und Gewürze unbekannter Herkunft. Erste Entseuchungstrupps (Foto oben) seien in den am schwersten von Ehec betroffenen Gebieten bereits im Einsatz. Am Mittwoch werde Merkel selbst aktiv werden: Gemeinsam mit ihren engsten Mitarbeitern will die CDU-Vorsitzende in einer Hausarztpraxis in ihrer lauschigen Heimatgemeinde im mecklenburgischen Hohenwalde Blut spenden. Nach Hohenwalde war Merkel bereits am Wochenende vom Personenschutz des Kanzleramtes wegen der steigenden Seuchengefahr evakuiert worden. Eine Live-Übertragung ihrer Blutspende soll später in der Sendung "Hart aber fair" (ohne Komma) als Aufzeichnung ausgestrahlt werden. Dabei werde sich Merkel erstmals auch zu ihrer eigenen Darmflora äußern.