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Der verzerrte Schatten meines Busses rollt über die Tundra: An Steinen und Hängen beult er aus, an Vertiefungen knickt er ein. Die Zäune reichen bis zum Horizont. Von Weitem ähneln sie Nähten in Haut. Wo Fluten den Grund ausgespült haben, baumeln Zaunpfähle vom Draht gehalten in der Schwebe. Der Himmel verkündet ein Gewitter: Dunkler und schwerer werden die Wolken. Aber es bleibt trocken. Morgenlicht flutet die unendliche Hügellandschaft – die der Uhr nach sich bereits im späten Vormittag befindet.
In Punta Delgada überqueren wir die Magellanstraße per Fähre. Ich habe Mühe an Deck zu klettern. Mein linkes Knie schmerzt. Auf dem Weg zum Bus in aller Frühe bin ich in eine unbeleuchtete ungesicherte Baugrube gefallen. Die Bänder scheinen überdehnt, einige Rippen schmerzen.
In Rio Grande, wo ich umsteige, setze ich dann auch endlich meinen Fuß auf Feuerland. Der Himmel ist zugezogen – Nieselregen. Es windet. Ich schiebe mein Kinn tiefer. Feuerland …
Ferdinand Magellan war auf dem Weg zu den Gewürz-Inseln im heutigen Indonesien. Er fand eine Wasserstraße, die man später nach ihm benannte. Während der Umschiffung fielen ihm die Feuer der Ureinwohner auf. Jene hielten das Feuer immer am Brennen: In ihren Hütten und Arbeitsstätten, zu denen auch Kanus zählten, denn sie – die Yámanas – liefen aufgrund der zahlreichen Niederschläge immer nackt umher, mit Ausnahme eines Lendenschutzes und einer Tierhaut am Rücken, die den Wind fernhielt. Keine Kleidung hätte so schnell trocknen können. Das Feuer wärmte und trocknete die Yámanas, die Seenomaden. Sie lebten von Muscheln, Seelöwen, Kormoranen und auch von Guanacos, die sie mithilfe von Hunden – die einst mit den Spaniern kamen – jagten. Im Laufe der Zeit erkannten die Spanier, Franzosen und Chilenen die wirtschaftliche Bedeutung der Magellanstraße. Später setzte der Goldrausch ein. Dann fand die Schafzucht in den Weiten der Tundra einen optimalen Nährboden. Und so machte sich hier der ›weiße Mann‹ breit, der zunächst mit eingeschleppten Krankheiten und später mit seiner ›Politik‹ die Ureinwohner ausrottete.
Was hätten wir von diesen Menschen lernen können? Von Menschen, die im Einklang mit der Natur und ihren Unbilden Jahrtausende lang überlebten? Von Menschen, die friedlich in einer Gemeinschaftsform wirkten, die Jahrtausende später als Kommunismus definiert – und später von Schwerverbrechern missbraucht, sowie noch später von Nutznießern eines rücksichtslosen nihilistischen Ausbeutungssystems dämonisiert – wurde?
›Wandel durch Handel‹ …