Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf

Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf Schön langsam haben ja alle wettkampforientierten Läufer ihren Frühjahrshöhepunkt hinter sich. Konntest du deine gesteckten Ziele erreichen? Oder ist das Training in diesem Winter doch nicht so gut verlaufen wie geplant? Oder hat dir der außergewöhnlich warme Frühling deine Bestzeit vermiest? Egal, wie es unterm Strich ausgegangen ist, jetzt heißt es, neue Herausforderungen suchen und aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen. Für mich eine der wichtigsten Zeiten in der Trainingsplanung. Wieso?
Wenn du mit dem Laufen beginnst und dich auf deinen ersten Wettkampf vorbereitest, hast du keinerlei Erfahrungen und Vergleiche. Meist ist es das Ziel, den Wettkampf durchzulaufen und auf alle Fälle Spaß dabei zu haben. Man geht sehr unbefangen an den Start, denn man weiß ja noch nicht, was auf einem zukommt. Marathonläufer empfinden manchmal sogar den ersten Marathon deutlich entspannter als jeden weiteren! Erst mit der Zeit steigen die Erwartungen, da man ab nun einen Vergleich hat und wenn’s einmal gut funktioniert hat, dann könnte es auch ein weiteres Mal gut, wenn nicht besser gehen.
Jedenfalls ist es sinnvoll, eine abgelaufene Saison auch wirklich auslaufen zu lassen. Egal, ob du deine Ziele erreicht hast oder nicht. Regeneration und etwas Distanz zum Training ist jetzt angesagt. Nütze die Zeit, um dir ein paar Fragen für die Planung der nächsten Saison zu stellen. Denn nur wer sein Training analysiert und herausfindet, welches Potenzial man hat, der weiß auch, an welchen Rädchen er zu drehen hat.

Was ist schlecht gelaufen?

Wenn du dein Ziel nicht erreicht haben solltest, dann wirst du auf die Suche gehen, Gründe dafür zu finden. Warst du in der Vorbereitung (mehrmals) verkühlt oder hat sich langsam eine Überlastung eingeschlichen? Schau dir deine Trainingsaufzeichnungen noch einmal genauer an und finde heraus, ob die Trainingsunterbrechungen vielleicht doch mit dem Trainingsumfang bzw. der Trainingsplanung selbst zu tun haben können? Im Nachhinein ist man oft klüger, wenn man sieht, dass vielleicht große Sprünge bzw. starke Umfangserhöhungen im Training stattgefunden haben. War es eine Zeit, in der du sehr motiviert warst und nicht auf deinen Körper gehört hast, auch wenn die ersten Anzeichen bereits sichtbar waren?
Erst wenn du draufkommst, wodurch manche Probleme verursacht wurden, kannst du für das nächste Mal besser darauf reagieren. Gerade bei Verletzungen wirst du von Jahr zu Jahr immer sensibler werden, wann du „drübertrainieren“ kannst oder wann du lieber eine Pause einlegen solltest. Rechtzeitig!

Was ist gut gelaufen?

Die meisten Läufer beginnen aber erst mit der Analyse, wenn etwas schief gegangen ist. Klar, Fehler möchte man ja nicht mehrmals machen. Die meisten denken jedenfalls so. Wenn’s gut läuft, dann nimmt man es als normal hin. Man hat ja trainiert und deshalb hab ich mein Ziel erreicht. Doch auch aus einer guten Saison kannst du wertvolle Informationen sammeln. Man muss ja nicht immer aus Fehlern lernen!
Gerade in der Vorbereitung sollst du dich auf die Suche nach positiven Verstärkern zu suchen. Jeder Läufer tickt anders und hat seine speziellen Defizite, aber auch Stärken. Finde sie heraus und nütze sie auch für die nächste Saison: Was hast du Neues ausprobiert? Kann es sein, dass du dadurch mehr/besser trainierten konntest. Oder war es gerade etwas weniger Trainingsumfang, der dich verletzungsfrei trainieren ließ. Hast du dich im Winter speziell verhalten und wurdest nicht krank? Hast du eine/n motivierende/n Trainingspartner/in gefunden und die intensiven Trainingseinheiten fallen auf einmal leichter?

Was kann ich aus dem letzten Wettkampf lernen?

Erst wenn du einen Vergleich hast, kannst du erkennen, was du im Wettkampf gut machst, oder was verbesserungswürdig ist. Was du sowieso schon bei deinen bisherigen Trainingswettkämpfen gemacht hast, beim Hauptwettkampf erfährst du, worauf es tatsächlich ankommt. Wie gehst du mit dieser Stresssituation um? Oder was kannst du beim Ablauf am Wettkampftag noch optimieren?
Fürs Training siehst du, welche Wettkampfeinteilung du gewählt hast und wie diese Taktik aufgegangen ist. Du kannst dir auch deine Pulskurve genauer ansehen: Wenn du ein konstantes Rennen gelaufen bist, wird der Puls einen durchgehend leichten Anstieg aufweisen. Du kannst davon ausgehen, dass du bei einem vergleichbaren Wettkampf wieder einen ähnlichen Pulsverlauf haben wirst. Vor allem für deine Testläufe im Training wirst du damit wertvolle Informationen erhalten. Und wenn du feststellen musstest, dass du zum Schluss noch Reserven hattest, dann kannst du beim nächsten Mal auch riskieren, etwas schneller zu laufen.

Was soll/kann ich Grundlegendes ändern?

Nicht nur die Analyse ist wichtig, sondern auch die gezogenen Konsequenzen daraus. Denn wenn du so weitertrainierst wie bisher, wirst du dich nicht weiterentwickeln können. Oft sind es auch nur kleine Änderungen, die eine große Wirkung zeigen. Du musst dich und deinen Körper kennenlernen und herausfinden, wie und welches Training du am besten umsetzen kannst. Finde heraus, welches Training für dich persönlich wirkt, auch wenn du dadurch in Zukunft auch manchmal deine Komfortzone verlassen musst.
Wie sieht es in deinem Training mit einem regelmäßigen Krafttraining aus? Arbeitest du bereits an deiner Lauftechnik? Kannst du ein Alternativtraining einbauen? Wäre es vielleicht sinnvoll, sich in der nächsten Saison auf kurze Distanzen zu konzentrieren?
Stelle dir diese Fragen und ändere etwas an deinem bisherigen Training. Und nach der nächsten Saison bist du wieder um ein Stück schlauer und kannst du dir wieder ein paar Antworten mehr geben…dafür werden sich wieder neue, aber andere Fragen auftauchen!

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Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf
Tipp der Woche:
Eine laufende Weltumrundung einer Mitt-50igerin und was sie in den 5 Jahren alles erlebt hat. Eine Menge jedenfalls!
Mein längster Lauf

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