AB 11. DEZEMBER IM KINO! ©Warner Bros.
Es gibt Gelegenheiten, da weiß nicht einmal ein erfahrener Autor, wie er eine Kritik beginnen soll. Wenn ihn der zugrunde liegende Film auf eine Art enttäuscht, mit der er nicht mehr gerechnet hat. So, wie es „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ eben gelungen ist. Regisseur Peter Jackson hat sich mit „Der Herr der Ringe“ auf ewig in die Annalen der Filmgeschichte eingeschrieben. Fans huldigen ihm weltweit und er genießt einen Status, den wohl kaum ein anderer Künstler besitzt. Eine gewisse Narrenfreiheit, blindes Vertrauen – das war und ist die Folge. Doch mit der Hobbit-Reihe hat sich der Neuseeländer nicht nur Freunde gemacht. Technikverliebt schwelgte er in den bisherigen Teilen in CGI-Welten, die oftmals den Zauber Mittelerdes vermissen ließen. Liebevolle Details wichen Stuntmen in Gummianzügen, die erst nachträglich in Orks verwandelt wurden. Das Ergebnis: Seelenlose und austauschbare Gestalten füllten die Leinwand aus.
Doch war nicht alles schlecht. Eben jene Technik – die HFR-Technologie im Besonderen – sorgte auch für einen gegenteiligen Effekt. Etwa, wenn das Auenland in Teil eins in vollster Pracht erstrahlte oder der Drache Smaug in all seiner Fürchterlichkeit dem Zuschauer den Atem nahm. Nun versucht Jackson all das in „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ zu toppen. Irgendwie.
Nach überhastetem Beginn ist die Bedrohung aus Teil zwei abgewendet und es bahnt sich an, was der Titel verspricht. Kämpfe. Kämpfe. Kämpfe. Und Kämpfe. Die titelgebende Schlacht dauert gefühlte zwei Stunden und kann trotzdem zu keiner Zeit an die eindrücklichen Kampfszenen aus Helms Klamm oder Minas Tirith heranreichen. Zwar schwelgt Jackson immer wieder in großangelegten Massenszenen, doch spannend oder gar aufregend wird es selten. Zu steril geraten die Kämpfe, kein Blut ist je zu sehen und Jackson scheint völlig den Kopf verloren zu haben, ob die Hobbit-Reihe nun Kinderunterhaltung, oder erwachseneres Fantasy-Kino sein soll. Viel eher ist „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ ein seltsamer Hybrid aus Beidem, der nicht genau weiß, wohin er will. Wer sich damals auf der DVD die Extras zur Schlacht um Helms Klamm angesehen hat, wird sich vielleicht erinnern. Dort gab Jackson zu, genügend Material gefilmt zu haben, um zwei Stunden füllen zu können. Doch das Testpublikum (er, Produzenten, Cutter) fühlte sich schnell ermüdet angesichts der andauernden Kampfhandlungen. Diese Aussage scheint er nun vergessen zu haben. Nun verstrickt er seine Helden immer wieder in Kämpfe, die alle erschreckend gleich aussehen und es schwer fällt, sie ernst zu nehmen. Besonders Legolas wird in Slapstick-Manier zum Überhelden stilisiert, dass sich mancher Zuschauer in einer Mittelerde-Parodie im Videospielmodus wähnt.
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Auch die modernste Technik gerät an ihre Grenzen. So schleichen sich hin und wieder CGI-Sequenzen ein, die locker aus einem etwas älteren Konsolenspiel stammen könnten. Man möchte die Hände über den Kopf zusammenschlagen, angesichts der Tatsache, dass ein zehn Jahre älterer Film um Längen besser aussieht. Wenn sich das Publikum fragt, ob der Zwergenanführer Dain animiert ist, obwohl der versierte Darsteller Bill Connolly hinter dem Bart steckt, muss etwas fürchterlich schief gelaufen sein.
Natürlich ist nicht alles schlecht an „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“. Gerade im Zusammenspiel zwischen Martin Freeman, Ian McKellen und Richard Armitage entfaltet sich das bekannte Gefühl, wieder in Mittelerde zu verweilen. Besonders Armitage bietet als Thorin Eichenschild eine eindrückliche Vorstellung zwischen Wahn und Gewissen. Der Film bekommt immer dann die Kurve, wenn er auf seine Figuren eingeht und das Schlachtgetümmel hinter sich lässt. Keine „over the top“-Kreaturen, keine aalglatten Orks, keine mit CGI zugemüllten Panoramen – sondern talentierte Darsteller, die Interesse wecken. Kein Vergleich zu der Figur Tauriel, die Jackson ursprünglich einführte, um ein wenig Weiblichkeit mit ins Spiel zu bringen. Das ging im Vorgänger teilweise auf, dreht sich im Finale allerdings ins genaue Gegenteil. Tauriel, ihre gesamte Geschichte, überzeugt nicht im Mindesten dank schlecht geschriebenen Dialogen und einer Hilflosigkeit ihrerseits, die die Feministinnen auf den Plan rufen wird. Da kann Evangeline Lilly noch so wunderschön und talentiert sein.
Was bleibt, sind eine Handvoll Momente, die an die ursprüngliche Trilogie erinnern und an sie anknüpfen. Neuerungen, wie zum Beispiel der Elbenkönig Thranduil sind ein Gewinn, während andere (Tauriel) bloßes Füllwerk sind. Auch wird offensichtlich, wie sehr Jackson seinen größten Erfolg mittlerweile kopiert. Viele Szenen hat man in ähnlicher Form schon in „Der Herr der Ringe“ gesehen. Nur glaubwürdiger. Besser. Echter. Hier verkommen einst eindrückliche Szenen zu bloßen Lückenfüllern, um das schlichte Hobbit-Buch auf drei monumentale Filme aufzublasen. Es schmerzt wirklich, dem großen Finale eine durchschnittliche Wertung zu geben, doch es muss sein. Mit „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ geht eine Ära zu Ende, die hoffentlich nicht wieder auflebt. Mittelerde hat sich ein wenig Ruhe verdient.
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BEWERTUNG: 05/10Titel: Der Hobbit: Die Schlacht der fünf HeereFSK: ab 12 freigegebenGenre: FantasyErscheinungsjahr: 2014Laufzeit: 144 MinutenRegisseur: Peter JacksonDarsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Orlando Bloom, Lee Pace, Evangeline Lilly, Luke Evans, Richard Armitage, Benedict Cumberbatch, Cate Blanchett, Hugo Weaving, Christopher Lee, Aidan Turner, Billy Connolly, Ian Holm, Sylvester McCoy, James Nesbitt, Dean O'Gorman,