Nach dem Aufstieg: Stunde der Schamlosen

Von Ppq @ppqblog
Wenn es regnet oder schneit, wenn zehn Grad minus sind und ein kalter Wind geht, während auf dem Platz der Gast aus Meppen aufläuft, sind Leute da, die man später nie mehr sieht. Anders ist es, wenn ein Verein wie der Hallesche FC dann mal aufsteigt: Noch ehe die Mannschaft, die den ersten Tabellenplatz heldenhaft erkämpft hat, die eigens aufgestellte Partybühne betritt, ist die von Bürgermeistern und Finanzministern okkupiert worden. Vorn ist das Licht, ich hoffe, du kannst mich sehen, würden die Brachial-Populisten wohl am liebsten singen, tief durchdrungen von einem Glauben daran, dass es ihr Stadion war, das sie Tore geschossen und Flanken geschlagen, Gegentreffer verhindert und Elfmeter gehalten hat.
Ist das Fernsehen da, dürfen sie auch nie fehlen. Sie haben weder Anstand noch Gefühl dafür, was sich gehört, ihnen ist ausschließlich wichtig, wahrgenommen zu werden. Der bester Stürmer des Vereins ein SPD-Mann aus Elsterglanzland, der beste Verteidiger eine Sozialdemokratin von 1,50 Größe, deren Wangen vorm Fanvolk glühen, als hätte sie wirklich selbst mitgespielt.
In der Stunde des Triumphes reicht es ihnen nicht, bescheiden im stillen Kämmerlein zu denken, das habe ich nicht schlecht organisiert. Nein, sie wollen die Bühne für sich, die Scheinwerfer, den Applaus, sie verstehen es als ihre persönliche Leistung, das Geld der Steuerzahler für die Bespaßung von Steuerzahlern in einem neuen Stadion ausgegeben zu haben. Noch ehe einer der Spieler des Halleschen FC auch nur das Stadion verlassen hatte, trafen sich die Schmarotzer der sportlichen Sternstunde auf der Partybühne, um die Huldigungen des Fanvolkes entgegenzunehmen.
Was für eine Leistung, was für eine Verkommenheit. Minutenlang lassen sich Oberbürgermeisterin und Landesfinanzminister von den Fans feiern, als wären die die ihren und sie deren natürliche Idole. Sie kennen keine Scham, sie haben kein Gefühl dafür, dass dies nicht der Ort und die Stunde ist, an dem und zu der sich der Organisator eines Kindergeburtstages vor die eintreffenden Fünfjährigen stellt, um ihnen mitzuteilen, dass er den Herd, auf dem Kuchen entstand, persönlich im Küchenparadies ausgesucht habe.
Sie, die sich als Elite sehen, sind darin nicht anders als ihr Gegenstück, das den erlösenden Moment, in dem der Aufstieg wahr wird, als Einladung begreift, den Platz zu stürmen und der Mannschaft und ihrem Trainer damit die Bühne zu nehmen, die ihnen im größten Augenblick ihrer Karrieren zugestanden hätte. Nein, meine soll das sein, schallt es von der Ultra-Tribüne. Haben wir denn nicht die ganzen schönen Choreos gestaltet, die dem Verein mindesten 20 Punkte eingebracht haben? Haben wir denn nicht das schöne Stadion gebaut, immer am Rand der Rechtlichkeit entlang?, ruft es von den VIP-Plätzen zurück. Mein ist der Verein, da sind sich beide einig und beide meinen sich. Selbstbezogen. Egoistisch.l "Positiv besetzte Fankrawalle", nennt es der DFB. Wie immer nicht nur originell, sondern auch ausnehmend lustig.
Zur PPQ-Doku des gesamten Aufstiegsrennens:
Nach dem Aufstieg: Tage wie diese
Vor dem Aufstieg: (VdA) XV
Vor dem Aufstieg: (VdA) XIV
Vor dem Aufstieg: (VdA) XIII
Vor dem Aufstieg: (VdA) XII
Vor dem Aufstieg: (VdA) XI
Vor dem Aufstieg: (VdA) X
Vor dem Aufstieg (VdA) IX
Vor dem Aufstieg (VdA) VIII
Vor dem Aufstieg (VdA) VII
Vor dem Aufstieg (VdA) VI
Vor dem Aufstieg (VdA) V
Vor dem Aufstieg (VdA) IV
Vor dem Aufstieg (VdA) III
Vor dem Aufstieg (VdA) II
Vor dem Aufstieg (VdA) I