Mythos Gehirnwäsche: Wie sich das Ich eines Menschen versklaven lässt

Der Mythos der Gehirnwäsche beginnt in den fünfziger Jahren. Lassen sich die Gedanken von Menschen manipulieren? Wie frei sind wir im Geist, wann werden wir gebrochen?

© Kyodo News/AFP/Getty Images

Mythos Gehirnwäsche: Wie sich das Ich eines Menschen versklaven lässt

Wartende Menschen brechen am 28. Dezember 2011 in Tränen aus, als der Wagen mit Nordkoreas totem Diktator Kim Jong Il sie passiert.

Seine Worte wirkten, als würden sie von einer Schallplatte kommen. Als würde immer wieder dasselbe Stücke abgespielt, ohne Veränderung oder Unterbrechung. Er schien unter dem unnatürlichen Zwang zu stehen, seinen Gedankengang von Anfang bis Ende fortzuführen, selbst wenn dieser töricht erschien. Der Soldat war seines freien Willens beraubt und unfähig, sich an eine Situation anzupassen, für die er keine Anweisungen besaß. Sein Geist war zum Werkzeug geworden. Es schien, als würde der Mann in Trance handeln.

"Mich gruselte bei seinem Anblick", schreibt der amerikanische Journalist Edward Hunter, der in seinem Buch über "Gehirnwäsche" einen US-Soldaten schildert, der aus nordkoreanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Der Soldat wirkt wie ein entseelter Zombie, wie ein ferngesteuerter Roboter, der Parteiphrasen drischt. Fast 60 Jahre später wird Nordkorea erneut mit Gehirnwäsche in Verbindung gebracht. Die Bilder der in Tränen aufgelösten Volksmassen, die an den Straßen und Plätzen in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang ihrem verstorbenen "Lieben Führer" Kim Jong Il huldigten, ließen viele Kommentatoren unwillkürlich an Gehirnwäsche denken. Diese Trauer um einen Tyrannen war unfasslich. Sie musste einfach darauf beruhen, dass die Menschen manipuliert und nicht mehr Herr ihres Verstandes waren.

Als Edward Hunter am 24. September 1950 das Wort "Gehirnwäsche" in einem Beitrag für die Zeitung Miami News zum ersten Mal gebraucht, trifft er einen Nerv. Der Krieg gegen das kommunistische Nordkorea und seinen bedrohlichen Beschützer Rotchina verunsichert die Amerikaner. Man traut dem Gegner zu, mit Indoktrination, vielleicht mit Drogen, Hypnose oder gar mit Satans Hilfe die Gehirne des Gegners zu unterjochen. Damit beginnt die wechselvolle Geschichte eines Begriffs, der zum Mythos wird.

via Mythos Gehirnwäsche: Wie sich das Ich eines Menschen versklaven lässt | Wissen | ZEIT ONLINE.


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