Es war einer dieser eher trockenen Reports der US-Nationalbank, in den ein recht brisantes Detail offenbar zunächst in den ständigen Schlagzeilen unterging. Moskau hatte zwischen März und Mai sein Depot an „U.S. Treasuries" um 84 Prozent reduziert. Mit nun bloß 14,9 Milliarden Dollar an Papieren wird die russische Regierung nicht mehr als gewichtiger Eigentümer von amerikanischen Staatsanleihen erachtet.
Die Russen besitzen jetzt weniger „Tresuries" als Kasachstan, Peru oder Kolumbien.
Anfang des Jahres noch war Russland Besitzer von Schuldpapieren im Wert von fast 100 Milliarden Dollar.
Völlig mysteriös bliebt der Grund für den Abverkauf - besonders natürlich auch wegen der Headlines über mögliche „Moskau-Connections" von US-Präsidenten Donald Trump.
Viele Finanzexperten aber glauben eher an eine Reaktion auf US-Sanktionen gegen Russland, die im Frühjahr in Kraft traten. Russland könnte hier präventiv Vermögenswerte veräußert haben, bevor sie beschlagnahmt werden konnten. Im April waren 24 Oligarchen und 12 Russen-Firmen auf eine schwarze Liste gesetzt worden.
Beobachter Brian Chappatta vermutete hingegen in einem Bloomberg-Report, dass die Daten der US-Nationalbank zu nebulös seien und Russland seine „Treasuries" einfach in Steuer-Oasen verlagert haben könnte. Allein in den Cayman Islands bunkern die Russen nun Papiere im Wert von 20 Milliarden Dollar.
Die dritte Erklärung: Es kann sein, dass Moskau durch das plötzlich Abstoßen die Zinsen in die Höhe treiben hatten wollen. Dadurch wäre es für die USA teurer geworden, sich Geld zu leihen. Dieser Versuch ist jedoch gescheitert: Die Zinsen stiegen nur unwesentlich.
Anders wäre das natürlich, sollte China Russlands Beispiel folgen: Peking ist mit 1.180 Milliarden Dollar der größte Eigentümer von US-Anleihen.
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