28. 01. 2012 | Von: Konrad Hausner
Seit Monaten finden sich Hunderte von Videos aus aller Welt auf Youtube, die unerklärliche, teils schaurige Klänge vernehmen lassen. Ohne Zweifel handelt es sich bei vielen davon um einen schlechten Scherz. Doch nicht bei allen. Vergangenen Sonntag vernahmen die Bewohner der kanadischen Kleinstadt North Battleford ähnliche mysteriöse Geräusche, wie vom Fernsehsender CTV zweifelsfrei bestätigt wurde. Eine genaue Erklärung für deren Ursprung steht zwar aus, doch der Physiker Jean-Pierre St.-Maurice ist überzeugt, dass es sich um ein durchaus natürliches Phänomen handelt.
Den Suchbegriff „Strange Sounds“ oder „Strange Noise“ verwendend, finden sich bei Youtube plötzlich zahllose Videos aus Russland, aus Dänemark, der Tschechischen Republik, Italien, Kanada, USA, Mexiko, Costa Rica und noch einigen anderen Ländern, die wahrlich beängstigende Geräusche vernehmen lassen. Teils erinnern sie an Baumaschinen oder Kräne, an Dudelsack-Klänge oder Alphörner, Chorstimmen und dann wiederum an kanalisierte Luftströme. Was den meisten dieser Videos allerdings fehlt, sind konkrete überprüfbare Angaben. Und wie jeder, der jemals ein Video mit einfachsten Mitteln bearbeitet hat, weiß, verwackelten Naturaufnahmen beliebige Klänge hinzuzufügen, ist ein Kinderspiel.
In der Nacht von Sonntag auf Montag wunderten sich die Bewohner von North Battleford, einer Stadt mit 13.000 Einwohnern in der kanadischen Provinz Saskatchewan, über den Ursprung beängstigender Geräusche, die ohne erkennbare Ursache über längere Zeiträume erklangen. Am folgenden Morgen häuften sich Anfragen beim lokalen Radiosender. CTV, ein Netzwerk, das dem größten kanadischen Konzern Bell Canada Enterprises angehört und über eine Niederlassung in der Provinzhauptstadt Saskatoon verfügt, nahm sich der Sache an. Bestätigt wurde die mysteriöse Klangerscheinung unter anderem vom Bürgermeister von North Battleford. Entsprechend amüsiert verriet ein Einwohner namens Mike Halstead die verschiedensten Spekulationen, die ihm zu Ohr kamen, von einer Wiederkehr Jesu’ bis zu Vorboten eines Weltuntergangs.
CTV bat Jean-Pierre St.-Maurice, Professor für Physik an der Universität von Saskatoon, um eine Stellungsnahme, die allerdings, wie die am Ende eingesetzte Aufzeichnung (englisch) vernehmen lässt, nicht wirklich befriedigend ausfiel. Er brachte die Geräusche in Verbindung mit dem Van-Allen-Gürtel und Antennenanlagen, ohne jedoch zu erklären, wie elektromagnetische Wellen auf diesem Wege in wahrnehmbare Klänge umgewandelt wurden.
Auf Anfrage von The Intelligence erklärte Professor St.-Maurice, dass ein wesentlich länger dauerndes Interview auf wenige Sätze zusammengeschnitten wurde, die in dieser Form tatsächlich keine Erklärung zu den vernommenen Geräuschphänomenen abgeben.
Und was ist nun wirklich der Ursprung der Klänge?
Genaues kann auch der Physiker noch nicht dazu sagen. Die Aufzeichnungen erinnern ihn jedoch an Geräusche, die er gelegentlich in der Nähe seines eigenen Hauses vernimmt, wenn auch bei weitem nicht in dieser Lautstärke. In seinem Email schrieb er:
„Ich wohne einen Kilometer von einer befahrenen Autostraße entfernt und einen halben Kilometer von einem Rangierbahnhof, und somit verursachten diese Geräusche erst einmal ein Achselzucken, obwohl sie von einem Tag zum anderen kommen und wieder verschwinden. Was North Battleford und einige andere Orte von meinen eigenen Wahrnehmungen unterscheidet, ist, so nehme ich an, dass das Geräusch ziemlich laut und sonderbar war, und auch nicht oft auftritt. Somit befasste ich mich mit Schallfortpflanzung, im Wissen, dass unter den richtigen Voraussetzungen Geräusche über weite Distanzen getragen werden können.“
Weiter erklärt er, dass in der Gegend zu hoher Wahrscheinlichkeit eine Temperaturumkehr erfolgte. In solchen Fällen passiert es, dass Schallwellen, die sich nach oben fortpflanzen, auf die Erde zurückgeworfen werden. Unter gewissen, selten auftretenden Voraussetzungen, können Schallwellen mehrmals hin und her pendeln, was teilweise wirre Geräusche verursacht. Treffen die höheren Frequenzen vor den niedrigeren ein, so können daraus wirklich bizarre Klänge entstehen, die an einen „Schneepflug aus der Hölle“ erinnern. Professor St.-Maurice verwendet für diese selten entstehenden Geräuschphänomene den Begriff „Klang-Trugbild“.
Die kurze, in seinem Schreiben abgegebene, Erklärung erachtet Jean-Pierre St.-Maurice zwar keineswegs als vollständig, doch zweifelt er nicht daran, dass sich eine „nicht-unsinnige, einfache physikalische Erörterung“ finden wird.
Inwieweit der plötzlich entstandene Boom, erschreckende Klänge durch Youtube zu verbreiten, auf eine plötzliche Zunahme natürlicher Geräuschphänomene verweist, lässt sich vorläufig noch nicht beurteilen, nachdem es kaum möglich ist, den Anteil der echten Aufzeichnungen von den Hoaxes zu unterscheiden. Der Spielraum für Spekulationen ist aber grenzenlos. Und vielleicht erinnern einige der Aufzeichnungen auch an den vierten Star-Trek-Film: „Zurück in die Gegenwart“, als eine Raumsonde unbekannter Herkunft den Gesang von Buckelwalen in Richtung Erde sandte. Nachdem diese zu Zeiten des „Raumschiffes Enterprise“ schon lange ausgestorben waren und somit keine Antwort erfolgte, drohte diese Sonde die ganze Erde zu vernichten. Darüber hinaus, schreiben wir ja noch dazu das ominöse Jahr 2012. Im schlimmsten Fall werden aber Captain Kirk und Mr. Spock gewiss eine Lösung finden
via Mysteriöse Geräusche in zumindest einem Fall bestätigt - The Intelligence.