My Own Private Alaska

My Own Private Alaska
Rot. Blutrot.
Gedämpfte Atmosphäre. Impulsives Schlagzeug. Akzentuiertes Pianospiel. Angestrengter, ekstatischer Gesang. My Own Private Alaska gehen auf ihrem Akustik-Album "The Red Sessions" einige Wagnisse ein und verstehen es doch mit dieser ungewöhnlichen Kombination ohne Gitarre oder Bass ungeheuer intensiv zu klingen. So erschreckend die Stimme Matthieu Miegevilles im bezeichnend betitelten "Red" auftaucht, so funktioniert doch das Zusammenspiel in der Dreiercombo ganz vorzüglich. Das Piano treibt den Song konzentrisch voran und spart auch nicht mit intensiven Basslinien. Miegevilles Organ heult, braust und flüstert darüber hinweg und mit urgewaltiger Kraft verdrängt es das nicht eben lieblich im Hintergrund vor sich hintrommelnde Schlagzeug. Auch "After You" arbeitet mit dieser orgiastischen und organischen Vehemenz, Töne werden zu Kunstwerken, Klänge zu verschleierten Dömen aus Schall und Wahn. Doch nicht nur bei den Eigenkompositionen entstehen diese bildreichen Landschaften, eingehüllt in purpurnes Linnen. Das Traditonal "Where Did You Sleep Last Night" an dem sich schon Künstler von Dolly Parton über Mark Lanegan bis hin zu Nirvana ausgetobt haben, bekommt eine neue Komponente, die der grundlegenden Cobain-Variante in nichts nachsteht. Kettenrasseln, durch Schlagwerk und "bearbeitetes" Klavier erzeugt, schleppt sich durch den Folksong wie ein böses Hirngespinst, bis Miegeville zum zornig wispernden Waldgeist wird. Es ist nicht verwunderlich, dass die drei Franzosen ihr Werk "The Red Sessions" genannt haben, sind doch Schattierungen von Karmin bis Zinnober allgegenwärtig.  Hält man sich dagegen jedoch Bandnamen und Titel wie "Anchorage" vor Augen, pfeift doch ein eisiger Wind durch die szenischen Lautbilder und blutige Rinnsale fließen durch diese blassblaue Gletscherwelt. Ob dieser Zwiespalt nur daher rührt, dass sich auf dem Album eben nur Akustik-Versionen früherer Alben befinden, denen die Screamo-Wurzeln um einiges heftiger anzumerken sind (auf dem Vorgänger "Amen" spuckt der Sänger zuweilen Gift und Galle), oder ob hier bewußt mit Feuer und Eis gespielt wird, mag keine unbedachte Frage sein. Ein ähnliches Wechselspiel wie es bei  von A Whisper In The Noise zu finden ist, dort jedoch weniger in rot und schwarz, sondern eher erdfarben und grün. Nun,  ganz ungrün sind My Own Private Alaska auch nicht, geht es doch bei "I Am An Island" um klimapolitische Grundlagen, Miegeville prangert an und setzt den tosenden Klavierakkorden zischelnde Spoken-Word-Einlagen entgegen. "The Red Sessions" sind eine sehr unwirkliche Angelegenheit, vor allem vor dem Hintergrund, dass die drei Jungs ihre "Instrumente" mit klassischer Hingabe bearbeiten und mit beißendem Spott und Zynismus über Gott und die welt herziehen, mit Stücken, die eigentlich so nicht zusammengehören. Dennoch wirkt alles wie aus einem Guß und verzaubert und verstört gleichermaßen:

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