VADA SULTENFUSS [Anna Chlumsky]: Die kleine Mini-Feministin Vada wächst ohne Mutter zwischen den toten Kunden ihres Vaters auf, der Bestattungsunternehmer ist. Feminität und Wärme fehlt dem Mädchen wohl, doch Vada weiß sich tough durchzusetzen. Zumindest am Stil ist der fehlende Einfluss einer Mutter zu erkennen, denn die kleine Vada trägt vornehmlich Jeans, Turnschuhe und Hemden, ganz wie ihre männlichen Freunde, denn die Mädchen aus der Nachbarschaft halten sich von der starken Vada fern. Und dann kommt auf einmal Shelly in das Haus und gibt Vada die Aufmerksamkeit, die ihr überforderter Vater ihr nicht geben kann. Sie klärt sie auf und weiht sie auch ein bisschen in die sogenannte Welt einer Frau ein, wenn wir mal Jungs und Schminke ganz stereotyp dazu zählen. Und Vada, die nun biologisch unweigerlich Frau wird, erlebt nach dem Tod ihres besten Freundes Thomas J. eine Katharsis, verabschiedet sich von albernen Tagträumen und freundet sich mit anderen Mädchen an. Und so trägt sie in der letzten Szene kein Latzhöschen mehr, sondern… ein Kleid.
Was mehrmals in ihrer Garderobe auftaucht und ich persönlich am meisten an ihren Kostümen mag, ist eine schlichte rumänische Bluse, schön mit Denim kombiniert. Legendär natürlich ihr Stimmungsring, den sie im Wald verliert und den Thomas J. für sie finden will. Ich bin Jahrgang ’89, so ein Ring war damals für mich das romantischste Accessoire der Welt (bis es dann vom “Herz des Ozeans” abgelöst wurde, hachja).
SHELLY DEVOTO [Jamie Lee Curtis]: Jamie Lee Curtis zählt nicht gerade zu meinen Lieblingsschauspielerinnen. Aber für ihre Rolle bringt sie die nötige Tollpatschigkeit mit, die sie sympathisch macht. Shelley arbeitete in dem Schönheitssalon ihres Mannes, bis sie sich trennen und sie die Stelle als Maskenbildnerin bei den Sultenfusses annimmt, ohne zu ahnen, dass sie dabei Leichen schminken soll. Sie verguckt sich schnell in den lieben Familienvater und seiner exzentrischen Tochter. Und während sie sich vorsichtig an die Familie und den neuen Job rantastet, rutscht sie zwischendurch mal wieder auf eine eitle Schiene. Und vom blauen Lidschatten, von dem, wie sie sagt, man als Frau nie genug auftragen kann, ja von dem wird sie sich wohl nie trennen. Falls sich jemand von Euch gerade an MY GIRL II erinnert, ich würde gerne mal wissen, ob sie da als schwangere Ehefrau genau so geschminkt und aufgetakelt ist.
Das lange Gesicht, die Haare und der Name der Figur erinnert mich unweigerlich an Shelley Duvall, meine Ikone der 70er. Der Stil ist schließlich auch typisch 70er und von Karen Patch auch sehr authentisch umgesetzt. Es ist niemals zu viel oder zu glamourös, wie man die Mode der 70er im Rückblick oft darstellt. Shelly trägt ganz schlichte Farben, Muster und Schnitte. Dann gibt es da noch die besonderen Tage, in denen sie sich extra schick macht, wie der Tag des Bewerbungsgesprächs (erstes Outfit) oder bei ihrem Date mit Harry zum Bingo mit hochgesteckter Turmfrisur. Durch Selley kommt ein bisschen Zeitgeist in das Haus Sultenfuss und vor allem Weiblichkeit.
Und zuletzt noch ein kleines Standbild von Thomas J. in Schlaghosen, gerade von Vada zu Boden geschubst. ♥