Der Mobilfunk ist im Umbruch, keine neue Erkenntnis
Der Mobile World Congress - 27.2.-1.3.2012 in Barcelona (Logo GSMA)
Das Problem:
Bisher ging man zum Netzbetreiber und bekam von ihm – ein Mobilfunknetz – eine Rufnummer – einen guten Rundumservice für Sprache, SMS und später auch Daten.
Der Nachteil:
Die geforderten Preise waren lange Zeit “gesalzen”, die Kunden suchten nach Alternativen, die Anbieter suchten neue Kundenzielgruppen, die nur über den Preis zu erreichen sind.
Was ist passiert:
Schon heute ist es technisch möglich, sich den Datentransport beim Anbieter A zu holen, die Rufnummer aber über das SIP-Protokoll von einem ganz anderen Anbieter, nennen wir ihn mal C.
Ob Anbieter A der wirkliche Netzbetreiber ist, sprich die Sendestationen drei Straßen weiter betreibt, ist nicht mehr sicher. Denn A könnte ein Service-Provider also “virtuell” sein und sich beim Netzbetreiber B eingemietet haben. Was macht der Kunde, der nicht telefonieren kann? Es könnte am SIP-Anbieter C liegen, am Vertragspartner A oder am Netzbetreiber B.
Wo soll sich der Kunde beschweren?
Und wo hört ihm jemand zu und kann das Problem wirklich lösen? Der Kunde ist frustriert.
Nachrichten verschickt man heute weniger über e-mail, sondern eher über Apps, wie Facebook, Whatsapp oder vielleicht über Dienstanbieter wie Pinger oder iMessage (nur Apple) oder BlackBerryMessenger (nur BlackBerry) und einige andere.
Der eigentliche Netzbetreiber bekommt davon nichts mehr mit, da er nur noch Daten über Leitungen und durch die Luft schiebt, er wird zur reinen Datenpumpstation.
Der Kunde hat beim Anbieter seines Mobilfunkanschlusses eine Datenflatrate gebucht. Weitere Einnahmen durch Zusatzdienste, Anrufe, SMS oder Apps? Fehlanzeige. Die Apps rechnet der Kunde mit einem Viertanbieter – nennen wir ihn D – ab, die SMS verschickt er über kostenlose Dienste (siehe oben), die Telefonate kosten entweder nichts oder werden über den SIP-Anbieter verrechnet.
Für den Netzbetreiber eine echter Alptraum. Was tun sie dagegen? Sie “verschenken” die SMS per Flatrate, bieten Flatrates, die oft keine sind, ansonsten starren sie wie gebannt auf die Schlange, anstatt endlich aufzuwachen.
Angebote wie das neue Text/Chat/Video/Dateitransport- Nachrichtensystem RCS-e werden von den informierten Nutzern nur belächelt. Wird es auf allen vorhandenen Telefonen in allen Netzen laufen und vor allen Dingen, was wird es kosten?
Dafür ist das Angebot an vermeintlich oder tatsächlich kostenlosen Diensten längst erdrückend.
Was ist eigentlich der Vorteil eines Netzbetreibers?
Das Thema Netzausbau und Netzqualität darf keine geheime Kommandosache bleiben, sondern muß offensiv diskutiert werden in aller Öffentlichkeit! Dazu gehören klare Aussagen, wo Netzversorgung besteht und wo nicht. Klar sagen, wo es momentan Störungen gibt und wie lange die Fehlerbehebung oder die Aufrüstung dauern wird, klar sagen, wenn Reparaturen abgeschlossen sind, klar sagen, wo neue Stationen gebaut werden und wann sie endlich online gehen werden.
Eine Hotline muß nicht nur Tarife und Prozesse kennen, sondern auch wissen, wohin technische Probleme gemeldet werden können, damit sie sich wirksam lösen lassen. Ein Netz ohne funktioniertende Technik ist kein Netz! Für Kostenrechner ist ein Netz nur ein lästiger Kostenfaktor. Das ist ein fataler Fehler!
Jeder heute frustrierte Kunde kann bereits morgen den Anbieter wechseln. Das brandneue TKG machts möglich.
Mit dieser Offenheit werden nicht alle Kunden zu ködern sein, aber die vielen wichtigen Vielnutzer, die ihr Mobiltelefon brauchen, weil sie damit zum Beispiel Geld verdienen oder auf stabile Kontakte angewiesen sind. Netzqualität und Markenbewußtsein muß wieder erfahrbar und erlebbar sein.
Der normale Mobilfunkkunde denkt heute, daß alle Anbieter “böses im Schilde führen”, als besonders seriös wird die Branche wird die Branche nicht empfunden. Das könnte man sofort ändern. Es wurde auch schon versucht.
Ein herausforderdener Anbieter wie o2 hat das vor einiger Zeit richtig erkannt. Man zog die richtigen Schlüsse daraus, schaffte teure Hotlines und Warteschleifen ab und vereinfachte die Tarife radikal. Doch dann riss den Kostenrechnern der Geduldsfaden, weil die Erfolge nicht so eintraten wie erhofft. Tarife wurden verschlimmbessert, Hotlines kosten wieder Geld, Warteschleifen bringen wieder die bei Kunden unbeliebten IVR-Systeme (“Drücken Sie die 1 – die 9 – die 5 und die 7…”) Hotliner sind immer noch ausgelagert, schlecht bezahlt, frustiert und lassen das auf den Kunden aus. Gerade die Herausforderer müssen günstige Preise und gutes Netz bieten, das ist eine echte Herausforderung. Etablierte Anbieter versuchen es mit Premium, dann muß es aber durchgehend Premium sein oder mit Massenmarkt, der das Netz verstopft. Alles irgendwie nicht das, was wir uns vorgestellt haben.
Ist besseres Netz teuer?
Umsonst gibt es nichts. Das ist klar. Ein gutes Netz erfordert gute Technik von guten Herstellern. Die könnte aus Europa kommen, was Arbeitsplätze sichern würde. Selbst wenn sie aus Fernost kommt, sind doch noch jede Menge Europäer beteiligt, was auch Arbeitsplätze rettet. Dabei sollte nicht der tiefste Preis sondern die beste Qualität im Vordergrund stehen. Das wäre nachhaltig.
Was kostet eine Minute?
Was eine Minute kostet kann keiner sagen. Ein Netz kostet Geld für Lizenzen, Standorte, Sender, Vermittlungstechnik, Personal, Hotlines, Läden. Das kostet Geld, ob die 1 Handy mit 1 Karte oder 10 Millionen Handys mit 10 Millionen Karten verkaufen. wenn 10 Millionen Kunden nie telefonieren, sind trotzdem Kosten da. Wenn 10 Millionen Kunden immer telefonieren, sind die Kosten die gleichen, aber sie verteilen sich auf viel mehr Leute.
Vielleicht denken Sie drüber nach bevor Sie den nächsten Vertrag unterschreiben oder eine Prepaid-Karte des nächsten Anbieters bestellen.
Tags: Qualität, MWC, Zukunft, MWC2012, Datenpumpstation, Netzbetreiber