Mutti rennt und rennt und rennt

Von Mareike W

Heute morgen war es endlich wieder soweit und ich habe die frühen Morgenstunden genutzt um wieder laufen zu gehen. Vor genau einem Jahr war an entspanntes und unkompliziertes Laufen nicht zu denken. Ich hatte eine Geburt hinter mir und den New York Marathon vor mir. In diesem Zeitraum von drei Monaten war ich glaub ich einmal laufen und sonst nur walken. Den Marathon habe ich zwar geschafft, aber mit dem Laufen konnte ich mich lange Zeit nicht anfreunden. Für mich war das schlimm, denn ich bin früher immer gelaufen. Seit 2000, als meine Schwester mir “joggen” beibrachte.

Ich merkte schnell, dass mir das Laufen half über Streß hinwegzukommen. Gerade wenn ich vom Job oder sonst wem genervt war, konnte ich beim Laufen meinen Frust regelrecht in den Teer prügeln. Es gab einen Schlüsselmoment, der schon 15 Jahre zurück liegt: Irgendwas hat mich so aufgeregt, dass ich in meiner Wohnung vor mich hingebrüllt habe, soviel Wut und Kraft in meinem Körper hatte, dass ich einfach ein Bücherregal umgeschmissen habe. Einfach so. Mit kompletten Inhalt. Danach habe ich geweint – immer noch vor Wut. Dann zog ich meine Laufschuhe an, ging 50 Minuten laufen und war so entspannt. Zuhause habe ich dann das Bücherregal wieder aufgestellt, alles wieder so eingeräumt und genoß entspannt den Abend.

So einen Anfall hatte ich nie wieder, aber vergessen werde ich diesen Moment nicht. Ich denke oft an ihn, wenn ich mal wieder wütend oder genervt bin. Das gibt mir die Kraft Laufen zu gehen, auch wenn ich so gar keine Lust verspüre.

Nach einer Geburt ist das alles anders. Man muss zur Rückbildung und dann langsam anfangen mit dem Laufen. Ich startete schnell durch den Marathon und fiel dann um Monate zurück. Im Mai 2015 ging es dann ganz gut mit dem Laufen, doch dann kam der Sommer. Ich kann im Sommer nicht laufen. Zu hell, zu warm, zu viele Menschen unterwegs. Also machte ich wieder Pause.

Vor zwei Wochen begann ich erneut mit dem Laufen und musste feststellen, dass es großartig war. Ich lief schneller als vorher (auch vor der Schwangerschaft), hatte totale Lust und hätte bei jedem Lauf weinen können, vor Glück. Ich hatte so große Lust, dass ich es mittlerweile auch schaffe abends laufen zu gehen. Das Wetter, die Dunkelheit, weniger Leute: All das macht mich beim Laufen glücklich. Ich weiß, dass klingt jetzt vielleicht etwas neurotisch, aber ich mag nicht, wenn mich Leute beim Laufen sehen oder sich denken: Mein Gott, was kommt da.

Meine Laufzeit ist nun immer morgens. Mittlerweile bin ich unter der Woche so zwischen 7,0 und 7,5 Kilometer, am Wochenende dann um die 8,0 oder 8,5 Kilometer. Wenn ich dann zurückkomme, meist gegen 7:00 Uhr schlafen die beiden Männer noch und ich kann entspannt Kaffee trinken, duschen und das Essen für den Kleinen machen.

Ich freue mich ehrlich gesagt so auf die Winterzeit. Heute werden ja die Uhren umgestellt und wir haben eine Stunde länger. Die Sommerzeit hat damals ganz schön mitgenommen und speziell den morgendlichen Besuch im Fitnessstudio fast ganz kaputt gemacht. Jetzt baue ich einfach schon vor, damit mir das im Frühjahr nicht wieder passiert.

Oh, ich freu mich schon morgen aufs Laufen. Es ist einfach herrlich und auch in meiner Rolle als Mutter super angenehm umzusetzen.

In diesem Sinne: Habt einen wunderschönen Abend.

In Liebe

Mareike