Muttertag in Deutschland am zweiten Sonntag im Mai – 10. Mai 2020

Den zweiten Sonntag im Mai feiert Deutschland als bundesweiten Muttertag. 2020 fällt dieser Ehrentag für die Mütter auf den 10. Mai. Traditionell spielt hierbei ja das Schenken von Blumen bzw. Blumensträußen eine große Rolle, weshalb sich die Annahme verfestigt hat, dass Muttertag eine genuine Erfindung der Floristen-Verbände bzw. des Einzelhandels sei. Tatsächlich spielen diese für die Entstehung des Muttertages nur eine untergeordnete Rolle. Grund genug, der Sache mit den folgenden Zeilen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt nachzugehen.

Wer hat den Muttertag ins Leben gerufen?

Entgegen der häufig kolportierten Annahme, der Muttertag sei eine Erfindung des modernen Einzelhandels, der Werbeindustrie oder der Floristenverbände, lassen sich seine historischen Wurzeln bis in die Antike rückverfolgen. So pflegte schon das antike Griechenland einen Mutterkult, der sich in der rituellen Verehrung der Göttin Rhea äußerte. Ähnliche Traditionen finden sich dann später auch im römischen Kybele- und Attiskult, aber auch im England des 13. Jahrhunderts, wo man einen Mothering Sunday zu Ehren der Mütter feierte.

Julia W. Howe und Ann Maria Reeves Jarvis: Die Vorläufer des Muttertags in der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts

Die eigentlichen Wurzeln des Muttertags in seiner modernen Form liegen aber in der britischen bzw. US-amerikanischen Frauenbewegung. Konkret sind hier zwei Namen zu nennen:

  • Ann Maria Reeves Jarvis: Die US-Amerikanerin gründete 1865 eine Bewegung namens Mothers Friendships Day, die Müttern einen regelmäßigen Austausch im Rahmen sogenannter Mothers Day Meetings ermöglichen sollten.
  • Julia Ward Howe startete 1870 die Mütter-Friedenstag-Initiative „Peace and Motherhood", die sich gegen den Zwang des Militärdienst ihrer Söhne und die Vielzahl an Toten richtete.

Dies sind sicherlich die beiden prominentesten Namen für diese Entwicklung, wobei sie keine Einzelfälle waren. Denn ab den 1860er-Jahren entstanden in ganz Europa und den Vereinigten Staaten verschiedene Frauenbewegungen und Vereine, die sich, neben diversen Friedensprojekten, vor allem für das Thema Frauenrechte und bessere Bildungschancen engagierten. Aus diesen Bestrebungen entstand in den 1890er Jahren der Internationale Frauenrat, der sich in Form mehrerer Kongresse auch für die höhere Anerkennung der Mütter einsetzte (siehe dazu auch den Beitrag zum Weltfrauentag am 8. März sowie die Liste der weiterführenden Links unten).

Anna Marie Jarvis und die Gründung des Memorial Mothers Day Meeting am 12. Mai 1907

Dies waren allerdings nur historische Vorläufer. Als eigentliche Initiatorin des modernen Muttertags gilt die US-Amerikanerin Anna Marie Jarvis, die Tochter der zuvor genannten Ann Maria Reeves Jarvis. Nach dem Tod ihrer Mutter am 9. Mai 1905 startete sie ihre Bestrebungen zur Etablierung eines Muttertags (engl. Mother's Day) als offiziellen, staatlichen Feiertag.

Mit Erfolg. Denn am 9. Mai 1908 konnten sie und ihre Mitstreiterinnen den ersten Muttertag in der St. Andrew's Methodistenkirche in Grafton, West Virginia feiern. Tatsächlich spielten bei dieser ersten Auflage auch Blumen eine Rolle. Denn Jarvis ließ nach dem Gottesdienst 500 weiße und rote Nelken verteilen, mit denen die lebenden Mütter (rote Nelken) und verstorbenen Mütter (weiße Nelken geehrt) werden sollten. Die Tradition der Nelke als symbolische Blume zu Ehren der Eltern findet sich übrigens auch heute noch in Südkorea, wo man diese traditionell zum Tag der Eltern am 8. Mai verschenkt.

Jarvis ließ allerdings nicht locker und engagierte sich weiter für ihre Idee des Muttertags. Nach zahlreichen Briefen an Politiker, Geistliche und Frauenvereine in den Vereinigten Staaten feierten bereits 1909 insgesamt 45 US-Bundesstaaten den Mother's Day. Am 8. Mai 1914 erfolgte dann die politische Anerkennung dieses Ehrentags der Mütter durch den US-Kongress. Dieser verabschiedete die Joint Resolution: Designating the Second Sunday in May as Mother's Day, mit welcher der zweite Sonntag im Mai fortan als landesweiter Muttertag zu begehen sei. Der damals amtierende Präsident Woodrow Wilson unterzeichnete diese Resolution und fortan galt der Muttertag als fester Termin im Kalender der Vereinigten Staaten (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Eine interessante historische Randnotiz soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Trotz ihres anfänglichen Einsatzes für die Etablierung des Mother's Day als offiziellen Feiertag begann sich Jarvis im Laufe der Zeit gegen diesen Anlass zu wenden. Vor allem die zunehmende Kommerzialisierung soll ihr ein Dorn im Auge gewesen sein, sodass sie sich bis zu ihrem Tode im Jahr 1948 für die Abschaffung einsetze. Ohne Erfolg.

Der Muttertag in Deutschland

Bis der Muttertag in Deutschland ankam, sollte es - auch bedingt durch den Ersten Weltkrieg - allerdings noch bis zum 13. Mai 1923 dauern. Initiator war hier der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber, der die Idee des zweiten Sonntags im Mai aus den Vereinigten Staaten in Person seines Vorsitzenden Rudolf Knauer importierte. Zunächst noch betont unpolitisch als Tag der Blumenwünsche eingeführt, wurde dieser Anlass im Dritten Reich dann im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie instrumentalisiert (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Muttertag aber schnell wieder seine ursprüngliche Ausrichtung. Während die erste Auflage am 8. Mai 1949 noch in der westalliierten Trizone stattfand, fiel der erste offizielle Muttertag der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland auf den 14. Mai 1950. Obwohl fest im Kalender etabliert, handelt es sich beim Muttertag in Deutschland nach wie vor um keinen gesetzlichen Feiertag. Vielmehr basiert sein Datum auf Übereinkünften verschiedener Wirtschaftsverbände. Im Detail sind dies die bereits eingangs genannten Floristenverbände, der deutsche Einzelhandel und die Branche der Kalenderverlage (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Wann feiern wir den Muttertag in Deutschland?

Dies ist insofern von Bedeutung, als dieser Anlass in Sachen Blumenverkauf eine Sonderstellung einnimmt. Mit dem Termin des zweiten Sonntags im Mai können Muttertag und Pfingstsonntag in einigen Jahren auf denselben Termin fallen und da einige Länder die Ladenöffnung an Pfingsten untersagen, beschloss der deutsche Einzelhandel schon 1949, dass in solchen Fällen ein Ausweichtermin zu suchen ist. Letztmalig passierte dies im Jahr 2008, das nächste Mal im Jahr 2035.

Auch hier eine interessante historische Randnotiz: Im Zuge der Diskussion um einen Ausweichtermin für 2008 entbrannte im Vorfeld eine heftige Debatte zwischen Einzelhandel und den Kalenderverlagen. Da man sich erst relativ spät dazu entschied, den Muttertag 2008 ganz regulär am ursprünglichen zweiten Sonntag im Mai bzw. dem 11. Mai stattfinden zu lassen, konnten die Verlage ihre Kalendarien nicht mehr rechtzeitig anpassen. So findet sich in der Muttertag 2008 in vielen Kalendern tatsächlich eine Woche früher für den 4. Mai (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Damit sich aber niemand beschweren kann, er/sie hätte nichts davon gewusst, gibt es im Folgenden eine Übersicht aller anstehenden Muttertags-Termine für die kommenden zehn Jahre:

  • Sonntag, 10. Mai 2020
  • Sonntag, 9. Mai 2021
  • Sonntag, 8. Mai 2022
  • Sonntag, 14. Mai 2023
  • Sonntag, 12. Mai 2024
  • Sonntag, 11. Mai 2025
  • Sonntag, 10. Mai 2026
  • Sonntag, 9. Mai 2027
  • Sonntag, 14. Mai 2028
  • Sonntag, 13. Mai 2029
  • Sonntag, 12. Mai 2030

In diesem Sinne: Euch und Euren Müttern einen tollen Muttertag. Egal, wo auf der Welt Ihr diesen zweiten Sonntag im Mai auch feiert.

Weitere Quellen und Informationen zum Muttertag am zweiten Sonntag im Mai

Kategorien Flexible Feiertage, Historische Kuriositäten, Mai Schlagwörter 10. Mai


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