Muttersein ist (auch) anstrengend

Daija hat diese Woche auf ihrem Blog “liebevollerleben.com” gefragt, ob und wie viel wir Bloggerinnen darüber schreiben sollen, dass Muttersein anstrengend ist. Als ich ihren Beitrag las, fiel mir auf, dass dieses Thema auf “Perfektwir” viel weniger präsent ist als zu Beginn. Während ich früher über meine anstrengenden Auseinandersetzungen mit dem perfekten Sohn schrieb, setze ich mich heute mit Blindschleichen auseinander.

Das hat verschiedenen Gründe:

  • Für mich ist Muttersein tatsächlich weniger anstrengend, seit beide Kinder in Schule und Chindsgi sind. Erstens ist da nicht mehr diese für mich sehr anstrengende Dauerpräsenz, und zweitens haben wir weniger Gelegenheit für Auseinandersetzungen.
  • Ich finde es grundsätzlich weniger anstrengend, Mutter von Schulkindern zu sein als von Kleinkindern. Das manchmal völlig irrationale, spontane Verhalten von Kleinkindern forderte mich viel mehr als die Diskussionen mit den “Grossen”.
  • Je älter die Kinder werden, desto persönlicher werden die Themen der Auseinandersetzungen und “anstrengenden Momente” und desto weniger gehören sie auf den Blog.
  • Ich habe gelernt, Auseinandersetzungen und Konflikte gelassener anzugehen und muss sie deswegen weniger schreibend verarbeiten.
  • Ich habe gelernt – dank Blogschreiben und Mamacoaching – meine Ansprüche an ein perfektes Familienleben zurückzuschrauben und zu akzeptieren, dass es manchmal unharmonisch anstrengend ist. Ich sehe unterdessen mehr “das grosse Ganze” und messe den einzelnen Situationen weniger Gewicht bei.

Und doch, manchmal ist es anstrengend! Zum Beispiel gestern Abend:

Wir hatten einen tollen Nachmittag mit Freunden verbracht. Die Kinder intensiv spielend, die Mütter intensiv redend. Am Abend waren wir müde. Ich bin zudem erkältet und zog mich noch vor dem Nachtessen ins Bett zurück, um mich zu regenerieren. Die Kinder fanden die Idee gut und zogen sich auch in mein Bett zurück. Die perfekte Tochter und ich lasen gemeinsam, der perfekte Sohn übte “Heubürzeli”. Die Regeneration klappte nicht.

Beim Znacht war ich hässig, die Kinder nörzig, ich schimpfte, sie schimpften zurück, und der perfekte Ehemann versuchte erfolglos, etwas Harmonie ins Ganze zu bringen. Die Forderungen des perfekten Sohnes wurden immer absurder, der Ton der Eltern immer hässiger, die Sticheleien der perfekten Tochter immer perfider.

Schliesslich fand ein trauriger perfekter Sohn, es sei ein ganz blöder Tag gewesen (ausser der Teil mit den Freunden), und nun komme noch eine ganz blöde Nacht. “Was können wir tun, damit es anders wird?”, fragte ich leicht therapeutelnd. “Es Spieli spiele!” Um neun Uhr abends, den lang ersehnten Feierabend in Griffnähe… “Also gut”, sagte ich und unterdrückte einen tiefen Seufzer. Er erklärte sich grosszügig einverstanden, ein kurzes Spiel zu spielen, die perfekte Tochter schaute zu, und eine Viertelstunde später gingen sie ins Bett, nicht mehr traurig. Es wurde fast zehn Uhr, bis sie schliefen, und als mich der perfekte Ehemann fragte, ob ich mit ihm noch den aufgenommen Krimi schauen würde, gab ich ihm einen Korb. Stattdessen bekamen wir beinahe noch Streit wegen einer anderen Sache, und ich fand beim Einschlafen auch, das sei jetzt aber ein ganz blöder Abend gewesen.

Ja, Muttersein – Elternsein! – ist anstrengend. Und lehrreich. Und wundervoll. Und bereichernd. Und anstrengend.

Ich finde, das alles darf und soll Platz haben auf Familienblogs. Ich jedenfalls lese und schreibe gern darüber.



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