Der deutsche Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen (1903-1989) gelangte im Jahre 1931 infolge eines familiären Notfalls – in “Die Insel des zweiten Gesichts” detailreich nachzulesen – auf die Insel Mallorca, wo er bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 blieb und die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland verfolgen musste. Die Jahre der Diktatur und des Weltkriegs verbrachte Thelen mit seiner Frau Beatrice mehrheitlich im Tessin und auf dem Weingut seines Freundes, des Dichters Pascoaes in Portugal. Auch nach dem Krieg kehrte er nicht nach Deutschland zurück: er nahm Wohnsitz in Amsterdam.
Sehr zu seinem Unmut wurde er von der neuen Bundesrepublik, deren Entnazifizierung er als inkonsequent betrachtete, wiedereingebürgert.
Am 8. Mai 1951 schrieb er aus Amsterdam einen Brief an seine Familie in Krefeld, dem eine handschriftliche Visitenkarte beigelegt war, in deren Ecken vier kleine Hakenkreuze zu sehen sind, dazwischen Text und rechts davon ein grosses umkreistes Hakenkreuz. Der Text, den er auf die Visitenkarte geschrieben hat, lautet:
“Albert Vigo Thelen
ab 15. V. 1951
Mussdeutscher
aber kein
Musterdeutscher
Porra!!!” 1
Auch im dazugehörigen Briefschreiben geizt Thelen nicht mit kleinen Anschlägen auf diese neue, ihm unsympathische neue Republik:
“der auf beiliegender karte in jedem bezuge gezeichnete bestätigt den empfang zweier briefe vom deutschen ring, für die er dankt. er bemerkt fürder, bereits von willy cremers, dem wahrer und mehrer der akten des 1., 2., 3. und 4. reiches, einen schrecklichen brief empfangen zu haben (…)” 1
1. Aus: Albert Vigoleis Thelen. Meine Heimat bin ich selbst. Briefe 1929-1953. Hg. v. Ulrich Faure und Jürgen Pütz. Dumont: 2010
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