Mit dem lieben Perfektionismus habe ich ja des Öfteren ein Wörtchen zu reden. Immer wieder klopft er in einem unerwarteten Moment an meine Tür und sagt mir freudestrahlend: „Hallo! Hier bin ich. Du hast mich mal wieder in dein Leben gelassen. Ach ja und meine Freunde „Hektik“ und „Chaos“ bringe ich auch gleich noch mit.“ Leider ist es in diesem Moment schon zu spät, denn er wartet nicht darauf, dass ich ihn explizit hereinbitte. Er tritt einfach ungebeten ein.
Genau so eine Phase habe ich gerade. Egal, was ich beginne….Meine Erwartungen sind hoch. Zu hoch, wie ich glücklicherweise schnell gemerkt habe. Denn nicht nur, dass ich das Gesicht des Perfektionismus mittlerweile schon gut kenne und ihn identifizieren kann, wenn er in mein Heim – meinen Kopf – tritt. Es ist sogar soweit, dass meine innere Alarmanlage anschlägt. Achtung, Eindringling im Haus! Darüber bin ich sehr froh, denn die Unruhe, die er beginnt zu veranstalten, ist nicht mehr so groß wie früher.
Aktuell macht sich mein Perfektionismus gleich in mehreren Bereichen breit. Sport, Blog, aber besonders in meiner Ernährung… Ich bin nach unserem Urlaub wieder richtig in Clean Eating eingestiegen. Ich probiere neue Dinge aus. Ich koche jeden Tag. Ich nehme mir cleane Snacks mit zur Arbeit. Und ich fühle mich wieder richtig wohl damit. Doch vor 1-2 Wochen sagte Mr. Perfektionismus auf einmal „Hallo“. Ich begann, mir viel zu viele Gedanken über mein Essen zu machen: „Ist das schon 100% clean? Kann ich nicht noch was optimieren? Oh nein, jetzt habe ich mal nichts Gesundes mitgenommen!“….Gott sei Dank ging in den letzten Tagen die Alarmanlage an…Achtung, Kristin! Der Perfektionismus treibt sein Unwesen!
Doch allein das Erkennen dieser Situation ist schon ein großer Schritt zur Entspannung. Die Unruhe, die ich in den letzten Tagen gespürt habe, ist greifbar geworden. Ich weiß, mit was ich es zu tun habe, denn den Perfektionismus und sein Chaos sowie die Hektik kenne ich schon. Auch weiß ich mittlerweile ganz gut, wie ich ihn entschärfen kann. Das Stichwort heißt “Loslassen”. Klingt so einfach, ist aber so schwer zu erlernen. Mein Weg des Loslassens bedeutet, dass ich für ein paar Tage all meine Pläne über Bord werfe. Termine, wartende Rezepte zum Ausprobieren, Online-Bestellungen, angedachte Blogthemen….einfach alles. Und dann tue ich das, was mir spontan einfällt und worauf ich wirklich Lust habe. Ich koche spontan, ich kaufe ohne Liste ein, ich mache den Sport, der mir in den Kopf kommt und ich blogge frei aus dem Herzen heraus. Genau das hat eine unglaublich neutralisierende Wirkung auf meinen Perfektionismus. Es ist wie ein Reset. Ich werfe ihn kurzerhand mit Sack und Pack raus!
Denn ich weiß ganz genau: Es muss nicht überall 100% sein. Schon gar nicht 110 oder 120%! Das Streben nach Perfektion führt nur dazu, dass ich mich selbst verstelle und mich unwohl fühle. Denn Perfektion gibt es bei uns Menschen nicht! Und das ist auch gut so! Ab und zu brauche ich jedoch mal wieder eine ordentliche Gehirnwäsche, um mir genau das vor Augen zu führen! „Gut ist besser als perfekt“ – der Slogan eines sehr guten Anti-Perfektionismus-Buches kommt mir jetzt wieder in den Kopf. Und er ist wahr.
Ich habe nun viel mehr Lust auf meinen lockeren Lauf nach der Arbeit ohne Zeitmessung oder auf mein schnelles Gemüse-Curry mit meiner passenden Lieblings-Tofusorte (Curry), obwohl ich weiß, dass dort etwas Zucker enthalten ist. So what! Solange ich mich bewusst dafür entscheide und es genieße, ist es vollkommen in Ordnung. Alles kann, aber nichts muss….Und so fühlt es sich wieder gut an….nicht perfekt.
Perfektionisten gibt es viele unter uns. Auch im Clean Eating ist das ein großes Thema, was uns einfach beschäftigt. Muss ich jeden Tag 100% clean essen? Darf ich gar keine Süßigkeiten mehr? Oder reichen auch 95% Clean Eating aus? Genau hinter solchen Fragen versteckt sich das Streben nach Perfektion in vielen von uns. Wir haben Angst, im Clean Eating etwas falsch zu machen. Und so setzen wir uns selbst unter Druck, statt einfach die gesunde Nahrung Stück für Stück mit Freude in unseren Alltag zu integrieren und jeden Tag ein bisschen cleaner zu essen. Mich hat das Thema so bewegt, dass ich nach meinem Aha-Effekt der letzten Tage kurzerhand ein Video für euch gedreht habe, indem ich euch von meiner Meinung zu “100% Clean” erzähle. Viel Spaß damit!