Muss ein Trauerjahr wirklich sein?

Anmerkung: Ich bin durch Zufall auf diesen Text gestoßen, den ich Ende November 2016 geschrieben habe. Keine Ahnung, warum ich ihn damals nicht veröffentlichte. das hole ich nun heute nach.

In den letzten Tagen wird der Knoten in meinem Bauch immer größer und die Frage taucht immer wieder in meinen Gedanken (mit vielen anderen zusammen) auf: „Muss ein Trauerjahr wirklich sein?“

Nun weiß ich noch ganz genau, wie es mir vor knapp einem Jahr nach Stephan´s plötzlichem Tod ging. Bzw. nach ein paar Tagen. Wenn man alleine sitzt, erschöpft von vielen Weinkrämpfen, die anscheinend nie enden wollen. Der Körper am Ende, der nach Dingen verlangt, die so unwichtig und nichtig erscheinen: essen und trinken zum Beispiel. Damals habe ich ab und an Erfahrungen anderer Witwen gelesen und es hat mir ein Stück geholfen, mit dem Verarbeiten zu beginnen. Und ich hoffe, dass auch meine Gedanken vielleicht irgendwann Jemandem helfen in dieser nie zu verstehenden Situation.

Zu dem ganzen „plötzlich Witwe sein“ kommen auch immer die Gespräche und Fragen, wie es mir bzw. uns geht. Auch jetzt noch. Bzw. jetzt gerade wieder. Viele denken daran zurück, dass Stephan´s Tod nun fast ein Jahr her ist. Können es nicht wirklich fassen und sicher noch viel weniger, dass unser Leben weiterging.

„Muss ein Trauerjahr wirklich sein?“

Ich würde sagen: „Ja.“

Keine Ahnung, woher dieser Zeitraum kommt. Aber ich beneide die Damen schon, die sich diese Zeit nehmen durften zum trauern. Ohne Nachfragen. Ohne fragende Blicke.  Ohne sich auf Arbeit konzentrieren zu müssen. Sich fallen lassen, so lange, wie man es für richtig erachtet. Im Fall der  Fälle eben auch ein Jahr – oder länger.

Ich denke, wichtig ist, dass man nach und nach zum eigenen Leben zurückfindet. Antworten in seinem Innern findet auf die vielen offenen Fragen. Und die Kraft, Fragen, auf die es einfach keine Antworten gibt, wegschließen zu können.

Der erste Monat war ein einziges schwarzes Loch. Im zweiten haben wir uns um eine neue Wohnung gekümmert und dann ja auch eine gefunden und wir konnten umziehen. Im dritten begann ich schon, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, dass ich noch immer nicht wieder arbeiten gehe.

In den restlichen Monaten dieses Jahres hat sich meine Sichtweise auf einige Dinge ziemlich geändert. Mir erscheinen Kleinigkeiten unendlich wichtig. Ich will nichts von mir wegschieben, sondern gleich erledigen. Gleichzeitig kann ich aber auch Dinge, die mir gerade nicht wichtig erscheinen, mit ruhigem Gewissen übersehen.

Ich denke schon, dass ich mich, bzw., dass mich diese Erfahrung und dieses Jahr verändert haben. So lange sich meine Familie nicht dauerhaft beschwert, ist das aber okay 😉

Mir tat dieses Jahr gut. Und ich wünsche Jedem, dass er die notwendige Zeit von seiner Umgebung erhält, die er braucht zum Abschied nehmen.


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