Musikalisch inszeniertes Säbelgerassel abseits der sieben Weltmeere

Yar har har, lasst uns singen:

Ahoi und yo ho, ihr Landratten,
trinkt eine Buddel Rum,
denn heute geht ein Fest vonstatten,
mit Tanz, Musik und allem Dran und Drum,
wir fahren auf See und singen und lachen,
und machen lauter lustige Sachen,
jetzt geht der Spaß los, ich hab keine Reime mehr,
Darum geht es hier jetzt weitehr …

THE PIRATE MOVIE – Australien – 1982 – 98 Min.

Wir lagen vor Madagaskar
und hatten die Pest an Bord
in den Kesseln da faulte das Wasser
und täglich ging einer über Bord …

Was? Ach so, der Film, ja hier:

Regisseur Ken Annakin hat in den 60ern unter anderem DIE TOLLKÜHNEN MÄNNER IN IHREN FLIEGENDEN KISTEN und einen Teil von DER LÄNGSTE TAG inszeniert. Er ist also kein Unbekannter und auch kein Unfähiger. Aber es gibt eben Stoffe, da lässt sich nicht viel retten. So wie bei diesem hier.

Wir lagen direkt vor Kiel
und hatten die Gicht an Deck
das Wetter war ziemlich schwül
und täglich faulte ein Bein weg …

Jajaja, ist ja gut:

Trevor Farrant schrieb das Drehbuch. W.S. Gilbert steuerte die Piratensongs bei. Ja, das hier ist ein Piraten-Musical. Was soll da noch groß schiefgehen? Yo, ho, ho, ihr Landratten … ach, das hatten wir ja schon.

Und jetzt alle im Chor:

Ja, wir lagen vor Tortuga
und hatten die Ratten am Sack
an Land warteten nette Luder
und wir gaben ihnen ein paar Sackratten ab …

Immer nur Film hier Film da. Hier bleibt einfach keine Zeit für echte Kunst. Also schön hier:

Beim Cast sieht man auf den ersten Blick, was hier die Auswahlkriterien waren. Nicht etwa die Erfolge in anderen Produktionen zuvor. Nein, Kristy McNichol und Christopher Atkins haben einfach nur die exakt gleiche Frisur und das war scheinbar wichtig hier. Atkins hatte die gleiche Frisur nebenbei auch in DIE BLAUE LAGUNE, als er mit Brooke Shields schwimmen ging. Die hat aber für diesen Film nicht die richtigen Haare, deshalb ist sie nicht dabei. Erwähnen muss ich noch Ted Hamilton, den man zwar nicht wirklich kennt, der aber hier den Piratenkönig spielt und eine Erwähnung verdient, weil er dabei wirklich alles gibt.

Jetzt aber zum Film:

Wie glorreich sind die Piraten,
sie folgen nur Schatzkarten,
wie einsam sind Piraten,
sie müssen lange auf Dates warten,
aber dafür siegen sie immer,
ihre Gegner wimmern,
denn Piraten sind der Hit,
sie bringen Schätze mit,
Holländer flieg,
Piraten erringen immer den Sieg!

An Land und auf hoher See,
sie trinken keinen Tee,
Rum gibt es stattdessen,
und sie polieren Fressen,
lasst die Säbel rasseln,
und vermeidet Schlamassel,
denn Piraten sind der Hammer,
In jeder Schatzkammer,
Holländer flieg,
Piraten
erringen
immer
den
SIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEG!!!

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das hier die Filmschrott-Musical-Episode wird? Stellt euch dazu einfach die Monkey Island Musik vor. Das wird schon passen.

Was ich auf jeden Fall erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass der Streifen scheinbar in den 80ern spielt. Also 1980er. Nicht die 1680er, als Piraten noch der Schrecken der Meere waren. Dementsprechend laufen jede Menge Bikinigirls am Strand entlang und es ist Piraten Woche. Das bedeutet unter anderem, dass ein blinder Typ Gitarre spielt, um Geld zu sammeln und Frederic Leuten das Fechten beibringt. In diesem Moment bringt er der Brillenträgerin Mable bei, wie man einen Degen so richtig schwingt und megacool vom Boot hampelt. Der Typ geht mir jetzt schon tierisch auf die Klötze. Mable sieht nebenbei aus wie die Ausgeburt der Nerd-Hölle, mit ihrem Flanellhemd und der Brille, die ihr ständig von der Nase rutscht. Die Bikinitrullas fahren dann mit Frederic weg und Mable bleibt traurig zurück. Mit etwas Glück kommen jetzt die Piraten und killen direkt Frederic und die Bikinimädchen.

Nein, Mable fährt auf eigene Faust hinterher und fällt vom Boot ins Meer. Am Strand wird sie angespült und träumt jetzt von Piraten. Okay, der ganze Film wird also nur ein Traum sein? Was für eine bescheuerte Idee ist das denn? Jedenfalls träumt sie von einer epischen Schlacht zwischen zwei Piratencrews, von der wir aber nur das Unepische zu Gesicht kriegen. Zum Beispiel, wie ein Kung Fu Pirat gefühlt acht Meter an einem Glatzenmann vorbei tritt, der aber trotzdem vor Schmerz aufschreit. Frederic ist nebenbei einer der Piraten und segelt unter dem Piratenkönig, der ein lustiges Lied anstimmt, das absolut nicht so geht:

Ich bin der Piratenkönig,
alles andere interessiert mich wenig,
ich kopiere für mein Lied nur so viel vom Popeye-Thema,
dass mir niemand was kann, nicht mal die GEMA,
manche halten mich für einen Flegel,
doch ich rutsche herunter an meinem Segel,
das ich dabei mit meinem Dolch zerschneide,
der Wind kann nicht mehr greifen, wir bleiben hier wohl eine Weile,
doch das ist gar nicht schlimm,
denn ich bin der Pirate King.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich ein grottenschlechter Songwriter bin? Ich schätze, ich werde nie der Songwriterking …

Frederic hält die schlechteste Rede ever und will den Piratenkönig verlassen. Der ist außer sich, denn er versteht es absolut nicht. Frederic erklärt nebenbei mal, dass der Piratenking seinen Vater gekillt und ihn auf hoher See erzogen hat und jetzt will Frederic endlich mal sehen, was das Leben noch so zu bieten hat. Also Frauen und Liebe. Der Piratenkönig hält da gar nichts von, denn für ihn gibt es nur die See und die Piraterie. Schweren Herzens lässt er Frederic über die Planke gehen, damit der die Welt erkunden kann. Immerhin stellt er ihm noch ein Ruderboot und ein paar Bananen zur Verfügung.

Eine Gruppe von Frauen in Kleidern hüpft am Strand entlang und irgendwie wollen die alle heiraten oder so. Ich raffs nicht, weil sie mir jetzt schon komplett am Arsch vorbei gehen. Mable ist auch da und hat jetzt eine völlig andere Frisur, keine Brille mehr und stellt sich auch nicht so dämlich nerdig an, wie außerhalb ihres Traums. Nun, es ist eben ein Traum. Da ist natürlich jeder selbst der Oberknaller.

Frederic erblickt die Frauen,
in seiner Hose will sich was aufbauen,
er schwimmt so schnell er kann an Land,
und wird dort als Pirat erkannt,
die Mädchen rennen kreischend weg,
doch Fred zeigt, er hat keinen schwarzen Fleck,
kein Tattoo und keinen Jolly Roger,
der Strand sieht aus, wie in Kambodscha.

Mable erblickt den Freddy,
in ihrem Höschen wird es wetty,
denn es ist ihre erste Liebe,
auf den ersten Blick, ich krieg die Krise,
sie reiten den Strand entlang,
wer weiß, wo sie die Pferde her ha’m,
Liebe kennt halt keine Hürden,
Fred würde auch gern geritten werden.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das hier eine richtig dumme Idee von mir war? Aber jetzt müssen wir da durch.

Jetzt kommen die Piraten wirklich zum Strand und die Mädchen haben allen Grund, kreischend wegzurennen. Frederic will sie aufhalten, aber der Piratenkönig lacht ihn natürlich nur aus und es folgt die Benny Hill Show mit Musik aus Super Mario. Was zum Geier gucke ich mir hier an?

Vater Mable kommt vorbei und er ist ein Major General, der ein Lied singt, das mir sehr bekannt vorkommt, um sich vorzustellen. Die Piraten hauen ab, weil er halt der Major General ist. Nebenbei verbietet er die Hochzeit zwischen Frederic und Mable, die sich seit 2 Minuten kennen, weil er ein Pirat ist. Und vor allem ist er arm. Also gibt es einen Plan: In der Nacht schwimmen Fred und Mable zum Piratenschiff rüber, um den Schatz zu klauen. Dafür muss Mable den Piratenkönig ablenken, denn der hat die Schatzkarte auf den Rücken tätowiert, die Frederic abmalen muss. Also gibt es die große Piratenkönigmuskelshow und ich gebe zu, Ted Hamilton als Piratenkönig ist einfach der Knaller. Zu schade, dass er sonst nichts nennenswertes gemacht hat.

Kurz bevor sie das Schiff verlassen können, werden sie natürlich von einem Papagei verraten, allerdings haben sie mal schnell das Schiff versenkt. Wie auch immer sie das angestellt haben.

Traum hin oder her, können wir mal kurz darüber reden, dass Frederic einen Taucheranzug an hat, der aussieht wie aus den 50ern? Ich meine nur: Wenn eine Frau aus den 80ern von Piraten träumt und darin schon ein Taucheranzug vorkommen muss, sollte das dann nicht einer aus den 80ern sein? Die sieht jetzt auch nicht wie die typische Marinehistorikerin aus, die nachts von historischen Taucheranzügen träumt. Wie dem auch sei: Sie finden den Schatz und bringen ihn zum Major General, um den davon zu überzeugen, dass Frederic und Mable füreinander gemacht sind. Um den endgültig zu überzeugen, muss er aber erst noch den Piratenkönig besiegen, einfach weil … Traum.

Frederic springt cool durchs Fenster,
er hält sich für nen echten Gangster,
er wird vom Piratenkönig gejagt,
und ich habe mich immer gefragt,
was nutzen Piraten eigentlich Schusswaffen,
wenn auf hoher See die ständig vernassen,
Ruth stellt Fred in der Bibliothek,
und versperrt ihm den weiteren Weg.

Fecht, fecht, fecht,
wir kreuzen die Degen,
fecht, fecht, fecht,
auf all unseren Wegen,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
wir degen uns wech.

Das Duell verlagert sich aufs Dach,
jetzt machen wir die Nachbarn wach,
der Piratenkönig ist nicht schwindelfrei,
zum Glück hat der Butler Tee dabei,
Teatime gilt auch für Piraten,
so viel Zeit kann man ruhig warten,
Kerzen trennen und schön zaubern,
aus dem Ärmel ein paar Taube(r)n.

Fecht, fecht, fecht,
wir kreuzen die Klingen,
fecht, fecht, fecht,
wenn wir am Kronleuchter schwingen,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
fecht, fecht, fecht,
wir degen uns wech.

Deg, deg, deg,
da liegt ein Lichtschwert im Weg …

Frederic besiegt den Piratenkönig also, indem er ein Lichtschwert findet. Fragt mich nicht. Der Film wirft jetzt einfach irgendwelche Filmreferenzen rein, weil ohnehin alles egal ist. Der Piratenkönig weist Frederic aber auf seine Pflichten als Pirat hin und jetzt müssen sie gemeinsam einen Schatz finden, oder so. Vor lauter geilem Songgetexte habe ich nicht so richtig mitgekriegt, was da gerade passiert ist. Nicht, dass das wichtig wäre.

Frederic glaubt nicht, dass er ohne Mable leben kann und singt ein Lied darüber. So tief werde ich natürlich nicht sinken. Lovesongs kommen mir nicht auf meinen geliebten Schrottplatz. Hier singen wir nur über Piraten. Der Film sieht das anders und schiebt direkt noch ein Liebeslied von Mable hinterher, während Frederic in die weite Welt latscht. Müsste der nicht eigentlich zum Piratenschiff gehen oder wo will der jetzt hin?

Da kommen die tanzenden Polizisten aus England und ich raffe es mal wieder nicht. Mable reitet vorbei, weil sie Frederic helfen will oder so. Sie warnt die Bobbies vor den Piraten, also hauen die mal schnell ab. Und da kommt Inspector Clouseau (ja, er ist es wirklich, wenn auch natürlich schlecht gespielt, weil es nun mal nicht Peter Sellers ist). Keine Ahnung, was genau die Szene soll, außer den „Pirate“ „Parrot“ Gag totzuschlagen, der durch Clouseaus Akzent entsteht.

Der Piratenkönig ist unterwegs zum Palast und Mable mobilisiert die Taztruppen, um ihn aufzuhalten. Da sie es nur mit Lappen zu tun hat, dauert der Weg dahin gefühlt 3 Stunden. Jedenfalls landen die Piraten und Mable – jetzt aus irgendeinem Grund in Ritterrüstung – im Palast, wo General Mable und jede Menge leicht bekleideter Frauen rumhängen und ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll. Und warum hat Mable jetzt die Rüstung nicht mehr an? Und wo kommen jetzt die Bullen her?

Egal. Zeit für das große Finale. Seid ihr bereit? Nein? Ich auch nicht.

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Piraten kämpfen immer froh,
tralla la la la la la,
die Polizei ist auch schon da,
stöhn,stöhn, stöhn, stöhn, stöhn,
die Nutten können auch fechte(h)n,
okay, es sind keine Nutten,
aber woher soll man das wissen,
ein Kampfballet der Uniformen und Kutten,
mit Humor total beschissen.

Das epische Finale,
yo ho,
sorgt für viel Randale,
yo ho,
Piratensäbel klingen,
yo ho,
als würden sie schief singen.

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Papageien kreischen froh,
tralla la la la Lappen,
das sind die Polizeiattrappen,
stöhn … ach nee, das stimmt ja nicht,
der Zuschauer bekommt gleich Gicht,
denn es ist weder spannend noch witzig,
Piratenkönig stemmt Gewichte,
Frederic hält sich für wichtig,
Indiana Jones und Ninjas sind hier echt nicht richtig.

Das epische Finale,
arrrrrrrr,
ist echt ein Skandale,
arrrrrrrr,
denn nichts ergibt hier Sinn,
arrrrrrrr,
nicht mal der Piratenking,

Yo ho, yo ho, ho ho ho,
Freibeuter haben Haken,
tralla la la la Landratten,
jemand will die Nichtnutten begatten,
Pizza, Pizza, Pizza,
wird auch noch gebacken,
der Humor kennt keine Grenzen,
und mittendrin muss man es verkacken,
wenns zwischen Fred und Mable menschelt.

Das epische Finale,
ahoi,
Moment, ist das der Norris, Chuck?
ahoi,
der Streifen geht mir auf den Sack,
ahoi,
der Traum ist Gott sei Dank vorbei,
ahoi,
und das ganz ohne Meuterei.

Die epische DoppeLhochzeit,
ding dang dong,
Frederic und Mable sind lang bereit,
ding dang dong,
und alle machen mit und sing’n,
dong dang ding,
auch Ruth und der Piratenking.

Lasst die Glocken erkling’n,
besorgt ne große Torte,
denn das hier ist das Happy Ending,
eines von der besonders schlechten Sorte.

Mable erwacht am Strand und ist gar nicht verheiratet. Der Piratenkönig und Ruth übrigens auch nicht, aber die gab es ja auch nur in ihrem Traum. Frederic kommt vorbei und knutscht mit Mable rum, einfach weil … er eben der Stecher schlechthin ist. Und dann wird wirklich geheiratet und der beschissene Abschlusssong wird direkt wiederholt.

Werft Konfetti und Luftschlangen,
denn der Scheiß ist überstanden,
an Blödsinn kaum zu überbieten,
die Darsteller fast alle Nieten,
schreckliche Musik und Dialoge,
und viel zu wenig Piratengedrohe,
keine Inseln, keine Schätze,
kein Piratenfilm, sondern die Krätze,
schnell auf Zelluloid gedangelt,
ich hab kein‘ Bock mehr, ich geh angeln …


wallpaper-1019588
TOKYOPOP: Das sind die Boys Love- und Girls-Love-Lizenzen
wallpaper-1019588
Clevatess: Neuigkeiten zum Anime + Visual
wallpaper-1019588
The Dark History of the Reincarnated Villainess: Neuigkeiten zum Anime bekannt gegeben
wallpaper-1019588
Maebashi Witches: Neuer Trailer zum Original-Anime veröffentlicht