[Musik] Loyalty – Phillip Boa and the Voodooclub


Vorgefertigte Meinungen gibt es genug, wenn etablierte Musiker wie Phillip Boa and the Voodooclub auch nach Jahrzehnten im Geschäft Platten veröffentlichen. Dabei sollte man genauer hinsehen und wird feststellen, dass man im Falle Boas gar keine eindeutige Meinung haben kann. Denn eines ist sicher, die Alben der letzten Jahre waren allesamt ziemlich unterschiedlich. Der ehemals als Anti-Held der deutschen Musikszene beschriebene Boa hat sich mit seiner Band und einer Menge an wechselnden Gastmusikern stets weiterentwickelt und sich selbst nie wirklich kopiert. Auch beim aktuellen Album Loyalty ist dies, um es vorweg zu nehmen der Fall. Exklusiver Gast an den Drums ist diesmal kein geringerer als Brian Viglione, der ehemals bei Nine Inch Nails und The Dresden Dolls trommelte.  Dieser füllt damit einen Platz aus, den der, mit Legendenstatus behaftete, Jaki Liebezeit beim vorherigen Album Diamonds Fall geschaffen hat.

Doch bei all dem Namedropping und den wohlwollenden Beschreibungen die damit einhergehen, fragt man sich doch: Wie klingen Boa und der Voodooclub in 2012???

Schon beim ersten durchhören des Materials wird einem bewusst, dieses Album wirkt verträumt, teils melancolisch aber auf keinen Fall rauh oder experimentell, wie manches Release vorher. Vor allem die erste Hälfte (etwa fünf Stücke umfassend) wird bestimmt von getragenen Midtempostücken wie zum Beispiel dem Opener Black Symphony oder dem Titeltrack Loyalty. Aufgelockert wird das Ganze mit dem zuckersüßen, aber nicht weniger ironisch-kritischen Want. Während diese Titel alle textlich interessant sind, können sie musikalische leider nicht überzeugen. Es sind die rauen Ecken die den Songs fehlen, die sonst gewohnte, unvorhersehbare, nicht lineare Songstruktur fehlt hier. Das heißt zwar das es alles samt gute und eingängige Popsongs sind, aber gleichzeitig sind sie wenig aufregend oder abwechslungsreich.

Dieser fehlende Spannungsbogen beginnt sich aber spätestens bei Halbzeit mit Sunny When It Rains aufzubauen. Ab hier treten einerseits die perkussiven Elemente stärker in den Vordergrund, was dem Song eine Stimmung gibt. Außerdem tauchen mehr und mehr elektronische Elemente auf. Auch wenn dieser träumerische Charakter bestehen bleibt so wirkt das ganze dennoch energetischer und abwechslungsreich. Dieser Trend setzt sich auch in den folgenden Stücken fort. In den Tracks My Name is Lemon und Under A Bombay Moon Soon übernehmen Drums und Synthesizer ganz klar eine wichtige Rolle ein und bilden mit den Stimmen von Phillip Boa und Pia Lund ein interessantes Spannungsfeld. Das was den anderen Songs an Dynamik fehlt macht dieser Block an Songs welcher durch Lobster In The Fog und Dream On Planet Cherry abgerundet wird locker weg. Vor allem sind es die treibenden Drums und bewusste Unterbrechungen der geradlinigen Songstruktur, die das Salz in der Suppe ausmachen. Es ist diese zweite Hälfte, welche dem Album einen eindeutigen Charakter beschert. Oder ist es nur der Charakter, den der Rezensent erwartet? Egal!

Der Inhalt und vor allem die Ausgestaltung der Texte sind insgesamt, wie man es bei Boa in den letzten Jahren gewöhnt ist, auf sehr hohem Niveau. Es findet sich eine Palette aus gesellschaftskritischen und das Leben kommentierenden Geschichten. Stets allen gemein ist die poetisch abstrahierte Verpackung.

Alles in allem lässt sich nicht nur sagen, dass dieses Album von Phillip Boa and the Voodooclub ein abwechslungsreiches ist, was aus meiner Sicht ganz klar seine Stärken in der zweiten Hälfte ausspielen kann. Es bleibt einerseits abzuwarten, welchen Eindruck die Bonustracks machen (Es standen hier nur 10 Songs zur Vorab-Rezension zur Verfügung) und vor allem wie die Live-Umsetzung der Lieder erfolgt. Besonderes Potential scheinen die Stücke Want, Dream On Planet Cherry und Lobster In The Fog zu besitzen.

Damit bleibt nur noch allen viel Spaß beim Hören des Albums, egal ob von Platte oder Live, zu wünschen.

 

Dazu die aktuellen Tourdaten:

28.09.2012, Hameln, Sumpfblume
29.09.2012, Erfurt, Gewerkschaftshaus
04.10.2012, Koblenz, Café Hahn
05.10.2012, Konstanz, Kulturladen
06.10.2012, Aschaffenburg, Colos-Saal
25.10.2012, Ingolstadt, Eventhalle Westwerk
26.10.2012, A-Wien, Flex
27.10.2012, München, Freiheiz
01.11.2012, Weinheim, Café Central
02.11.2012, CH-Winterthur, Salzhaus
03.11.2012, Freiburg, Jazzhaus
08.11.2012, Trier, Exhaus
09.11.2012, Reutlingen, Kulturzentrum franz.K
10.11.2012, Köln, Gloria
16.11.2012, Fulda, KUZ Kreuz
17.11.2012, Dresden, Alter Schlachthof
23.11.2012, Celle, CD Kaserne
24.11.2012, Münster, Sputnikhalle
30.11.2012, Lingen, Alter Schlachthof
01.12.2012, Bochum, Zeche
07.12.2012, Kassel, Panoptikum
08.12.2012, Berlin, Huxley’s Neue Welt


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