In meinem echten Berufsleben habe ich auch viel mit Hochschullehrern zu tun. Das ist eigentlich eine feine Sache. Weil ich praktisch für sämtliche Nachfragen über kurz oder lang immer einen Experten treffe. Ist denn die Frage, die in der WELT kürzlich zur Evolutionsbiologie aufgeworfen wurde, wirklich so einfach zu beantworten? Oder: Wenn die amerikanische Zentralbank ihre Zinsen nun wirklich anhebt, bedeutet das der Weltuntergang, wie kürzlich der SPIEGEL meinte? Aber sei’s drum, das soll hier nicht zur einer Vorlesung ausarten.
Kürzlich hatte ich einen Psychologie-Professor zu Gast. Ein feinsinniger und gelassener Mensch. Beim Mittagessen kamen wir auf das Thema Nachwuchs. Schulstart nach den Sommerferien, das Übliche. Smalltalk über die Nachmittagsaktivitäten unserer Kinder in Sachen Sport und Musik. Ja, so sagte ich, um das Gespräch am Laufen zu halten, wir sind da jetzt hier in Bonn gerade noch in die musikalische Früherziehung reingerutscht mit Nummer 2. Mein Gegenüber sah plötzlich aus, als hätte er auf die sprichwörtliche Zitrone gebissen. Blitzschnell überlegte ich, ob ich mir im Unverfänglichen des Gesprächs doch einen kleinen Fehltritt erlaubte hatte. Dann hatte er sich schon wieder gefangen und berichtete seinerseits, wie seine jüngere Tochter letzte Woche mit Schlagzeug angefangen habe. Oh, meinte ich, beim letzten Tag der offenen Tür in der hiesigen Musikschule wurde mir mitgeteilt, gerade für Schlagzeug sei die Warteliste ganz lang. Darauf der Herr Professor, nicht mehr so feinsinnig und ganz ungelassen ehrlich: Sie Glücklicher!
erschienen in Flummi – das Familienmagazin für Wiesbaden, Mainz & drum herum