Musik aus der Kindheit

Von Handyfeuer

Meine erste Erinnerung an Musik ist, wie ich mal aus meinem Zimmer kam und Mama im Wohnzimmer beim Tanzen erwischt habe. Lustigerweise ändert sich jedes mal, wenn ich davon erzähle, die Musik, die dabei spielt. Ich bin mir relativ sicher, dass es Queen waren. Es könnte aber auch Phil Collins oder Elton John gewesen sein. Ich weiß es schlicht und ergreifend nicht mehr so genau.

Ich weiß so vieles aus meiner Kindheit nicht mehr genau. Was ich aber sehr sicher weiß, es dass immer Musik lief, wenn nicht gerade Star Trek lief, was meine Mutter immer sehr genau verfolgte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich bin mit der Musik dieser großen Popgiganten aus den 80er- und 90er-Jahren groß geworden. Papa hat immer Phil Collins oder Genesis gehört. Mittlerweile weiß ich, dass er auch andere Musiker hört (tatsächlich wüsste ich keine KünstlerIN, die er hört. Was auch immer das über ihn aussagt). Aber ich erinnere mich nur an Phil Collins, wenn es darum geht, was er während meiner Kindheit gehört hatte.

Ich erinnere mich daran, wie Mama immer wieder davon sprach, wie furchtbar dieses eine Rolling Stones-Konzert war, dass sie mit Papa mal besucht hatten. Davon erzählt sie bis heute immer wieder. Oder wie begeistert Mama von Withney Houston war. Sie klang genau so wie auf der CD, sagt sie immer. Davon erzählt sie auch bis heute.

Wenn mir meine Eltern eins über Musik beigebracht haben, dann ist es, wie wichtig Konzerte sind. Ich sehe es an beiden immer wieder. Jemand lässt den Namen eines Künstlers oder einer Künstlerin fallen, die die beiden gesehen haben, und sie erzählen von den Konzerten. Immer wieder. Sie erinnern sich gerne an diese Abende und sie reden jedes mal darüber, als wäre das Konzert letzte Woche gewesen. Es ist so schön zu sehen, wie Mama lächelt, wenn sie davon erzählt, wie sie Elton John mal live gesehen hat – unplugged und ohne Band, nur er und sein Klavier. Sie spricht immer davon, wie schön das war und sie betont immer wieder, wie herrlich rosa und glitzernd sein Anzug war, als wäre das eine unfassbar wichtige Information. Vielleicht ist sie das auch für sie. Es macht ja die Erinnerung komplett.

Die Musik veränderte sich, nachdem meine Eltern sich trennten. Mama hörte nicht mehr so viel Musik und wenn, dann waren es traurige Lieder. Mama hörte auch auf Konzerte zu besuchen, weil sie ja niemanden mehr hatte, der mit ihr hin ging. Bei Papa veränderte sich nichts.

Es dauerte lange, bis wieder Queen aus dem Wohnzimmer zu hören war. Es dauerte noch länger, bis sie wieder Elton John hören konnte. Und vor zwei Jahren hat sie ihn erst wieder live gesehen, weil ich sie dazu gedrängt hatte. Ich war davor noch nie mit ihr auf einem Konzert. Mama hat geweint vor Freude und ganz furchtbaren Twist getanzt. Elton John trug rote Lackschuhe und einen blauen, glitzernden Anzug. Davon spreche ich immer, wenn ich über dieses Konzert rede.