Music: Dr. Dre – The Chronic

Artikel geschrieben von: G. Score

Die Entwicklung des Gangster-Raps hat einen langen Weg hinter sich. 1988 wurde er zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit bekannt, durch das Album ”Straight Outta Compton” von der Gruppe N.W.A. . Sie bestand u.a. aus Eazy-E, Ice Cube, MC Ren und Dr. Dre. Die ersten drei genannten waren die Rapper, mehr oder weniger begabt, Dr. Dre war der Produzent & Beatmacher. Vor allem kennzeichnete das Album der Song ”Fuck da Police” und die Gewalt-und Waffenverherrlichung, die damals etwas völlig neues waren. Ice Cube fühlte sich aber betrogen & verließ die Gruppe 1989. Er ging nach Ney York, um dort mit Public Enemy, zu der Zeit DIE Supermacht des Hip-Hops, ein Album zu produzieren, das heute ebenfalls als Klassiker gilt: ”AmeriKKKa’s most Wanted”, ein fetter Diss gegen Ice Cube’s Ex-Gruppe, die Regierung und gegen den Klu-Klux Klan. N.W.A. brachten 1991 selbst ein Album raus, ”EFIL4ZAGGIN”, das erneut von Dr. Dre produziert wurde. Der gute Mann fühlte sich aber wie Ice Cube ums Geld betrogen und verließ die Gruppe, die sich kurz danach auflöste.
Dr. Dre scharrte alle seine Homies um sich & begann an der Arbeit seines Solo-Albums ”The Chronic”. Ein gutes Omen für die Arbeit war, dass Warren G, Dre’s Halbbruder, Seine Homies herankarrte & Dre somit das Erscheinen von Snoop Doggy Dogg, Tha Dogg Pound und Nate Dogg auf seinem Album. Außerdem wurden u.a. RBX, The Lady of Rage und die Sängerin Jewell herangekarrt. Mit dem ehemaligen N.W.A. Bodyguard Suge Knight gründete Dr. Dre sein eigenes Label: Death Row Records, ein heute legendäres Label. Das wohl beste Album von DRR sollte aber das Debüt werden; ”The Chronic”. Produziert hat Dre alles selbst, die Texte schrieb er kaum, den Hauptteil übernahm Snoop Doggy Dogg. Heraus kam ein heute legendäres Album, dass den damaligen Hip-Hop Sound revolutionierte & auch heute viele Releases aussticht.
Wenn man von ”The Chronic” spricht, spricht man vom G-Funk, eine Hip-Hop Richtung, die vom basslastigen & melodiösen Sounds & Samples der 70-er Jahre Funks geprägt ist. Tiefe Melodien, perfekt zum entspannen und chillen, sowohl in Sommer als auch im Winter. Partytauglich ebenfalls, zumindest, wenn der Beat Uptempo ist. G-Funk ist eine meiner Lieblings-Rap Sounds.
Das Album beginnt natürlich mit einem Intro. Dr. Dre beginnt mit einer Widmung an seine Clique, dann beginnt Snoop Doggy Dogg lässige Wörte über einen damals ungewohnten Beat. Die Bassline geht extrem hoch & wirkt schon fast Klischeemässig hin geklatscht. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich an diesen neuen Sound & beginnt sogar, mit zu wippen. Unterlegt wird die Bassline von Scratching & Samples. Der nächste Song, ist ein Track, dessen Instrumental einfach nur gigantisch ist: ”Fuck Wit Dre Day”, ein Diss gegen Dre’s Ex-Boss Eazy-E. Das Instrumental, bestehen aus fetten Bässen, knarzender Bassline und Funkeinspielungen ist schlicht gesagt nicht von dieser Welt. Darüber kicken Dr. Dre & Snoop Doggy Dogg böse Worte gegen Eazy-E & sein Label. Ein absoluter Übertrack, der alles zeigt, warum ich G-Funk liebe. Ebenfalls genial (diese Worte spare ich mit fortan, weil jeder Song genial ist) wurde ”Let me Ride”, auf dem Dr. Dre fast solo rappt, Snoop Doggy Dogg rappt den Refrain. Dre prallt durch die Gegend, dass sie die Tische biegen, was der Titel auch erahnen lässt. Die Bassline ist sehr entspannt und die Bässe und Snares sehr ruhig, sodass ein super Track zum Entspannen herauskam. Leider sehr unterschätzt ist das politische ”The Day The Niggaz Took Over”. Hier werden viele Radiomessages gesampelt und der Beat ist sowohl funky als auch düster. Sehr ungewohnt, zudem kommen die Raps doch sehr kurz, aber der Beat tröstet drüber hinweg. Ebenfalls ein sehr guter Song, vor allem lyrisch wohl der Interessanteste.
”Nuthin’ but a ”G” Thang” wurde ebenfalls ein Klassiker. Entspannt bis zum geht nicht mehr, ebenfalls Snoop & Dre, die hier lässig rappen. Einer der wenigen Tracks, der wirklich die Straßen, die Sonne & die Coolness von Los Angeles beim Sonnenuntergang überträgt. ”Deeez Nuuuts” haut ebenfalls ordentlich rein. Ein partytaugliches Funkfeuerwerk, wo wie bei ”Fuck Wit Dre Day” die Bässe ordentlich knarzen, die Bassline ist wieder sehr melodisch. Dre & Snoop hauen mal wieder Sextiraden³ raus, unterstützt werden sie von dem damals sehr jungen Dat Nigga Daz a.k.a. Daz Dillinger, einer meiner Lieblingsrapper & Produzenten. Er haut eine ordentliche Schiene an Raps raus, abgerundet wird mein 2. Lieblingssong des Albums durch den Gesang von Nate Dogg, nach dessen Part dann das Instrumental noch Minute ohne Gerappe weiterpumpt und man dazu ordentlich abgeht. Der nächste Tiefgründige Song ist ”Lil’ Ghetto Boy”, wo Dre, Snoop & Daz dem Hörer das harte Leben der Straße von Kalifornien klarmachen. Unterlegt wird er Funk-Beat von Flötensamples, die das Ganze noch melodischer machen & ein weiteres Highlight hervorzaubern.
Nach diesem Funksound und Melodien werden die Ohren des Hörers durch den harten Beat von ”A Nigga Witta Gun” erst mal durchlöchert. Der Beat hat kaum Melodien und der Bass knallt schon wieder ordentlich rein. Dre stellt klar, dass er ein Mastermind ist und dass mit ihm & seinem Label nicht zu Scherzen ist. Wieder steht der Doc alleine am Mic, Snoop rappt nur den Refrain. Weiterer harter Tobak ist ”Rat-Tat-Tat-Tat”, dessen Refrain schon fast legendär ist. Hier wird wieder geprotzt bis zum geht nicht mehr & das Sexleben der Gangsterrapper dargestellt. Die Texte sollte man generell nicht so ernst nehmen, sondern die Flows & Beats. Das perfekte Beispiel dafür ist ”Lyrical Gangbang” mit The Lady of Rage, korrupt & RBX. Der Beat ist eher hart & eignet sich perfekt dazu, dass ein Rapper seine Skills zeigt. Die haben Rage, Kurupt & RBX genug. Der Song ist vom Text nicht unbedingt leicht zu erklären & auch nicht grade jugendfrei. Der letzte Song, den ich hervorheben möchte, ist ”Stranded on Death Row”. Hier hört man zur Abwechslung keinen Dr. Dre, sondern einige der Death Row Rapper zeigen hier über einen ähnlich aufgebauten Beat wie ”Lyrical Gangbang” (kaum Melodien, harter Bass) ihr Können. Die weiteren Tracks sind ähnlich genial, besonders lustig ist der Skit ””Doctor’s Office”, wo man hört, was in Dr. Dre Büro so alles getrieben wird.
Insgesamt ist das ganze Album extrem genial. Hier wurde ein Hip-Hop Sound kreiert, der sowohl Melodisch ist, als auch Straßentauglich war. Der Hip-Hop Sound der 90-er nach ”The Chronic” war immer von dieser Platte inspiriert. Sexgeschichten, aber gleichzeitig politische Geschichten… so was war eine gute Mischung. Bis auf den einen Song ”High Powered”, der m.E. nur Mittelmaß unter all diesen genialen Tracks ist, ist jeder Song fett produziert, die Lyrics zwar einfach, aber auch nicht wirklich zum ernst nehmen. Die Raps sind ebenfalls sehr gut. Vor allem Snoop mit seiner öligen Stimme sorgt für ordentlich Spaß. Dr. Dre ist zwar kein Überraper, auch seine späteren Auftritte sind eher langweilig bis bescheiden, aber auf diesem Album hört man einen hungrigen rappenden Doc, sowohl Rap-Als auch Beatmässig auf seinem Zenit. Der einzige Song, mit dem Dr. Dre dies noch etwas übertraf, war der eine Song ”California Love MX” mit 2Pac. Aber gegen das ganze Album stinkt selbst dieser Track ab. Jeder, der auch nur irgendwie von sich behauptet, Hip-Hop zu mögen, sollte ”The Chronic” zumindest einmal gehört haben.
10/10 Punkten (Classic-Stempel)
Dr. Dre – The Chronic
VÖ: 15. 12. 1992
Label: Death Row Records


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