Emanzipation & Inspiration im Oderbruch - die Frauen von Friedland
Vor über 250 Jahren spielte sich hier in Kunersdorf echte Emanzipation ab und zwar in einer solchen Weise, dass später sogar Theodor Fontane in seinem Buch: "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" davon berichtete. Auch Chamisso, Thaer, die Brüder Humboldt und andere Persönlichkeiten dieser Zeit, aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft trafen sich hier, um sich mit den Frauen von Friedland über Neuerungen und Ideen auszutauschen.
Von der Begeisterung literarischer Altmeister einmal abgesehen, darf sich jede Frau, ob in Brandenburg, oder andersher, von der Geschichte der Frauen von Friedland inspirieren lassen, ihren eigenen Weg zu gehen, neues zu wagen und notfalls auch gegen Widerstände klug und selbstbewusst an ihren Zielen festzuhalten und diese weiter zu verfolgen.
Frau von Friedland war eine der wichtigsten Frauen im Oderbruch
Charlotte von Lestwitz wurde 1754 geboren und mit 16 Jahren verheiratet. Nur zwei Jahre später wurde ihre Ehe annuliert, der Gatte hatte Ehebruch begangen. Später, nach dem Tod des Vaters, übernahm sie dessen Güter im Oderbruch und nannte sich seither die "Frau von Friedland".
Ihre neuen und vollkommen unbekannten Ansätze in der Bewirtschaftung von Land- und Ackerbau wurden von den Bauern und Grundbesitzern der Gegend belächelt. Trotzdem soll sie täglich auf ihren Feldern unterwegs gewesen sein, um mit Energie und Entschlussfreudigkeit die Güter im Oderbruch, Barnim und der Märkischen Schweiz gewinnbringend zu führen und zu beaufsichtigen. Sie soll sogar ihren Schmuck und Wertgegenstände veräußert haben, um ihre Ziele zu erreichen. Dabei ließ sie sich in keiner Weise herein reden oder beeinflussen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Innerhalb einiger Zeit konnte Charlotte von Lestwitz mit ihren modernen Anbau- und Bewirtschaftungsmethoden bessere Erträge erzielen, die Fronarbeit auf ihren Gütern abschaffen und die Pflanzensammlung ihres Vaters weiterführen. Sie starb 1803, mit nur 49 Jahren, an einer Lungenentzündung.
Mit modernen Ansätzen zum Erfolg
Ihre Tochter Henriette Charlotte muss vom Charakter ähnlich selbstbewusst gewesen sein. Sie übernahm nach dem Tod der Mutter deren Vorhaben und Güter und führte deren fortschrittliche Lebens- und Denkweise weiter.
Henriette Charlotte wurde ebenfalls als klug, charaktervoll und stolz beschrieben, als Frau, die Widerspruch nur bis zu einem bestimmten Grad duldete. Mit ihrem Mann, Graf von Itzenplitz, reiste
sie quer durch Europa, um weitere, moderne Ansätze zu erlernen. Vollgepackt mit frischen Ideen ging die Reise zurück ins Oderbruch.
Henriette Charlotte von Itzenplitz schaffte es nicht nur landwirtschaftliche Reformen im Oderbruch zu etablieren. Sie lud die wichtigsten Persönlichkeiten des 19.Jahrhunderts nach Kunersdorf ein und schuf hier ein geistig-kulturelles Zentrum.
So kamen Thaer, die Brüder von Humboldt, Savigny und andere Persönlichkeiten. Sie saßen zusammen und deppatierten über die neusten Ansätze in Wissenschaft, Ackerbau, Politik und Literatur.
Chamisso war gern und oft zu Besuch
Ein besonderes Verhältnis muss Henriette Charlotte von Itzenplitz zu Adelbert von Chamisso gehabt haben. Der bekannte Literat wurde nach Kunersdorf gerufen, um das Herbarium der Familie anzulegen. Chamisso hat dann hier 1813 auch die Märchennovelle "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" geschrieben.
Musenhof Kunersdorf aktuelles Projekt, Museeum und Ausstellung
Um die herausragende Rolle der Frauen von Friedland in der Kulturszene des 19 Jahrhunderts zu würdigen, wurde 2010 die Chamisso-Gesellschaft e.V. ins Leben gerufen. Sie profiliert den Musenhof Kunersdorf als Literaturgedenkstätte, mit einer umfangreichen Bibliothek im Kaminzimmer. Die liebevoll und sorgfältig zusammengetragene Ausstellung gibt Auskunft über Leben und Werk des Dichters, Naturforscher und Weltreisenden Chamisso. Der 9000m² große, wunderschöne Garten liegt direkt neben dem Schlosspark. Im, von Lenné angelegten Park, befand sich früher das Schloss Kunersdorf, welches im Krieg zerstört wurde. Über die Kunersdorfer Säulenkolonaden und die anderen wichtigen Sehenswürdigkeiten des Ortes werden wir später an dieser Stelle berichten.
Hier, in Kunersdorf kann man noch heute die kraftvolle Energie spüren, welche von den zwei wichtigsten Frauen des Oderbruchs ausgegangen ist. Wie sie hier ihre Ziele verfolgten, gegen alle Widerstände die Landwirtschaft reformierten und hier in Kunersdorf ein geistiges und kulturelles Zentrum etablieren konnten, macht auch nach 250 Jahren noch Hoffnung und Mut, für alle, die im Oderbruch etwas verändern wollen.
Der Förderverein Kunersdorfer Musenhof hat in den letzten Jahren sehr viel dafür getan, dass dieser besondere Ort mit seiner Geschichte für Interessierte erleb- und erfahrbar bleibt. Ein Finanzierungsvorhaben hängt noch in einer der vielen bürokratischen Wolken. Wir sind gespannt, wie es weitergeht und ob dieser Ort mit seiner bedeutsamen Geschichte weiterhin bestehen bleiben kann. SponsorInnen und UnterstützerInnen sind natürlich immer willkommen.
Öffnungszeiten
März- Dezember Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
Bitte immer auf der Webseite schauen, oder anrufen.
Webadressen
E-Mail: info@kunersdorfer-musenhof.de
Webseite: http://www.kunersdorfer-musenhof.de
Kontakt und Adresse
Förderverein Kunersdorfer Musenhof e.V. Chamisso- Literaturhaus
Dorfstr. 1
16269 Bliesdorf OT Kunersdorf
Telefon: 033566 / 151227
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