Der Gashahn stand dozierend neben mir: “Und denken Sie daran, die Patientin hat eine nicht weiter diagnostizierte Blutungsneigung!”
“Jaja.”, nuschelte ich.
“Ist ja doch ein größerer Eingriff… machen Sie ZVK und Arterie!”
“Ja-ha!”
Ich machte mich daran, den Hals der schon schlafenden Patientin zu desinfizieren, deckte sie mit sterilen Tüchern ab und bereitete das Set für den zentralen Venenkatheter vor. Ein zentraler Venenkatheter wird oftmals in die Vena jugularis intern gelegt. Die befindet sich von der Arterie betrachtet außen. Es verlaufen also nebeneinander eine Arterie und eine Vene am Hals. Die Zielstruktur ist die Vene. Man möchte also WIRKLICH nicht mit der großen Nadel in die Arterie stechen. Das kommt natürlich vor, aber eigentlich nur selten. Die Gefahren sind eine unkontrollierte Blutung in die Halsweichteile mit konsekutiver Einengung der Luftröhre und natürlich theoretisch durch die Verletzung des Gefäßes ein Schlaganfall. Normalerweise passiert allerdings nichts und es gibt wohl kaum einen Anästhesisten, der noch nie versehentlich in die Arteria Carotis gestochen hat. Daher hat auch jeder seine eigenen Vorgehensweisen, wie er das Problem zu verhindern gedenkt. Eine von mir auch oft angewandte Technik ist die, dass die Arterie mit einer Hand getastet wird und dann daneben eingestochen. Meist muss man leicht auf die Arterie zustechen, um in der Vene zu landen.
Bei dieser Patientin, und da musste ich dem Gashahn natürlich insgeheim Recht geben, sollte man aber wirklich Vorsicht walten lassen. Schließlich war bereits bekannt, dass die Patientin ein Gerinnungsproblem hatte.
Gesagt – getan, ich nehme die große Nadel, setzte an, ziele, schiebe und – lande mitten in der Arterie.
Murphy’s Law lässt grüßen.
Der Patientin ist übrigens- glücklicherweise- nichts passiert!