Allein reist der namenlose Erzähler und Maler ziellos durch Japan. Schließlich zieht er sich in ein abgelegenes Haus, das einem berühmten Künstler gehört, zurück. Eines Tages erhält er ein äußerst lukratives Angebot. Er soll das Porträt eines reichen Mannes anfertigen. Nach einigem Zögern nimmt er an, und Wataru Menshiki sitzt ihm fortan Modell. Doch der Ich-Erzähler findet nicht zu seiner alten Fertigkeit zurück. Das, was Menshiki ausmacht, kann er nicht erfassen. Wer ist dieser Mann, dessen Bildnis er keine Tiefe verleihen kann?
Durch einen Zufall entdeckt der junge Maler auf dem Dachboden ein meisterhaftes Gemälde. Es trägt den Titel ›Die Ermordung des Commendatore‹. Er ist wie besessen von dem Bild, mit dessen Auffinden zunehmend merkwürdige Dinge um ihn herum geschehen, so als würde sich eine andere Welt öffnen. Mit wem könnte er darüber reden? Da ist keiner außer Menshiki, den er kennt. Soll er sich ihm wirklich anvertrauen? Als er es tut, erkennt der Ich-Erzähler, dass Menshiki einen ungeahnten Einfluss auf sein Leben hat.
Haruki Murakami ist DER Schriftsteller, der genannt wird, wenn nach einem japanischen Autor gefragt wird. Seit Jahren schon begegne ich seinen Romanen im Netz und der Buchhandlung, 1Q84 steht schon ewig auf meinem Wunschzettel (und mittlerweile in meinem Bücherregal) und mit Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki habe ich mein erstes Buch von Murakami gelesen. Nun endlich liegt ein neues Werk von ihm vor und voller Vorfreude startete ich den Roman.
Hier traf ich den 36-jährigen Ich-Erzähler, der von der Zeit während der Trennung zu seiner Frau erzählt. Der Ich-Erzähler ist Porträtmaler und begibt sich auf eine Reise quer durch Japan, nachdem seine Frau ihm eröffnet hat, dass sie sich von ihm trennen wird. Die Fahrt führt in letztendlich in ein abgelegenes Wohnhaus, dass bis vor kurzem noch der Vater eines seiner Freunde bewohnt hat, der berühmte Malers Masahiko Amada. Dort findet der Ich-Erzähler ein Bild des Künstlers mit dem Titel „Die Ermordung des Commendatore" und setzt Ereignisse in Gang, die sein Leben verändern werden. Denn kurz danach erhält die Anfrage, ein Porträt eines gewissen Wataru Menshiki anzufertigen. Er nimmt den Auftrag an, doch es fällt ihm schwer, Menshikis Persönlichkeit einzufangen. Immer mehr merkwürdige Dinge geschehen um den Erzähler herum. Doch wem kann er sich anvertrauen?
Die Ermordung des Commendatore ist sehr speziell und gerade dadurch so originell und interessant. Man erfährt nach und nach immer mehr über den Erzähler und seine Vergangenheit, die Tiefe seiner Figur enthüllt sich Stück für Stück und es bedarf ein wenig Geduld die einzelnen Schichten zu erkunden. Doch der Weg dahin macht viel Spaß und gerade das mystische an diesem Roman sorgen dafür, dass man gerne und bereitwillig an der Lektüre dranbleibt.
Zwar bleibt der Text leider nicht ganz ohne Längen aus und auch einige Wiederholungen finden sich hier, doch man merkt beim Lesen, dass diese zu dem Erzählrythmus des Romans gehören und auch passen. Gerade die ruhige Herangehensweise sorgt dafür, dass man den Roman immer wieder bereitwillig in die Hand nimmt. Es ist schwierig, den Inhalt zusammenzufassen, denn Murakami legt viele philosophische Gedankengänge in die Geschichte hinein, die viel Stoff zum Nachdenken geben und wie der Erzähler selbst sich nach und nach in den eigenen Gedanken entfalten müssen. Somit ist dieses Buch keines, dass man eben mal nebenbei lesen wird, sondern es fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Wer sich darauf einlässt, den wird hier ein ganz besonderes Lesevergnügen erwarten.
Fazit:Die Ermordung des Commendatore I - Eine Idee erwacht ist speziell, und gerade dadurch hebt sich das Buch hervor. Die Mystik, die die Geschichte umgibt und die vielen tiefsinnigen Gedanken und Gespräche wirken noch lange nach. Ein faszinierender Roman, voller besonderer Momente, Fantasie und nicht nur japanischer Kultur.
Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.Gebunden: 26,00 Euro
Verlag: DuMont
ISBN: 978-3-8321-9891-6
Seitenzahl: 480
Übersetzer: Ursula Gräfe