Die Ausstellung zur Rezeption Griechenlands in den letzten 150 Jahren verbindet Landschaften und Orte der Antike mit einer zeitgenössischen Sicht auf Tourismus und Urbanisierung. Gemälde von Carl Rottmann sind Photographien von Dieter Blase gegenüber gestellt. Zu sehen sind die Bilder noch bis zum 31. Oktober 2011 im Archäologischen Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Ausstellungsbeschreibung
Der junge Künstler Carl Rottmann (1779-1850) erlebt Griechenland auf seiner Reise mit seinem Begleiter, dem Architekten Ludwig Lange, auf der einen Seite als eine natürliche Schönheit mit großer Kraft, aber auf der anderen Seite auch als ein Land, das durch den Befreiungskrieg Wunden empfangen hat, die er als „gräulich schön“ schildert. In seinen Gemälden stellt er das „neue Griechenland“ vor allem als Bühne der Geschichte dar, die den Urkräften der Natur ausgesetzt ist und ohne Publikum auskommen muss. Die Bilder des Landschaftsmalers Rottmann zeigen die großen Naturkräfte und Relikte der Kultur¬leistungen des antiken Griechenlands, die von der einstigen Größe des Landes zeugen. Seine Gemälde entstanden als Auftragsarbeiten für den philhellenischen Bayernkönig Ludwig I.
Um 1900 hatten Malerei und Photographie noch ähnliche Themen und Stilmittel, dies änderte sich ab 1920 mit der »Neuen Sachlichkeit« (Otto Dix, Albert Renger-Patzsch) in Deutschland. Die Photographen Albert Renger-Patzsch „Ruhrgebiet-Landschaften“ (1927-1935) und Heinrich Riebesehl „Agrarlandschaften“ (1976-1979) haben ein divergierendes Land-schaftsbild entwickelt, mit ihrer Sicht auf die banalen Orte des Alltags. Herbert List lässt in seinen Photographien vorwiegend aus Griechenland (1937-1939) die sogenannte fotografica metafisica entstehen: „ … sichtbar gemachte Visionen“ seiner Vorstellung von dem antiken Begriff „Hellas“. Der Photograph Dieter Blase, geprägt durch die „klassische Moderne“ und die „konzeptuelle Photographie“, hat in seinen Werkgruppen „Die Landschaften Griechenlands“ (2008-2010) und „RUHRland“ (2010-2011) diese mit neuen Aspekten stilistisch weiterentwickelt. Die Ruinen der Antike zeugen wie die Ruinen des Strukturwandels von einer großen Vergangenheit, überformt durch die Banalität des Alltags. In seinen Photographien setzt er sich mit der Bildtradition, aber auch dem heutigen Erscheinungsbild der historischen Stätten [Griechenlands] auseinander. … eine Annäherung aus heutiger Perspektive an den Zyklus griechischer Landschaften von Carl Rottmann in der Neuen Pinakothek (München).
Entsprechend dem Ort dieser Ausstellung, dem Archäologischen Museum der Universität, sind die archäologisch bedeutendsten Stätten in Griechenland ausgewählt. Die Werkgruppe von Dieter Blase umfasst Color- und SW-Photographien zu allen 23 Rottmann-Gemälden und einer Vielzahl von Aquarellstudien. Seine Werkgruppe steht darüber hinaus im Dialog mit den frühen Photographen-Kollegen des 19. Jh. wie auch der Griechenland-Rezeption in den 1930er Jahren. Als Schlusspunkt wird ein großes Banner die Verschmelzung je einer Arbeit der beiden Landschaftsabbildner zeigen: In ein Gemälde von Carl Rottmann, das den Blick auf den Tempel des Zeus Olmpieus in Athen mit Akropolis im Hintergrund zeigt, ist als Collage ein Photo von Dieter Blase eingearbeitet, das aus derselben Perspektive aufgenommen ist.
Wann und wo
Archäologisches Museum im Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
48143 Münster
3. September bis 31. Oktober 2011
täglich (außer montags) von 14:00 bis 16:00 Uhr