Bier gehört zu München wie der FC Bayern, die Bewohner der bajuwarischen Hauptstadt betrachten sich mehr oder weniger offen als Bier-Weltkönige. Der Platzhirsch bleibt dabei das Augustiner, auf den Rängen folgen fast gleichberechtigt Paulaner, Löwenbräu, Hofbräu, Hacker-Pschorr, Franziskaner und Spaten. Sämtliche Sorten gibt es natürlich auch in anderen Teilen der Republik, das Augustiner avanciert gar aktuell in der Hauptstadt Berlin zu einem der angesagtesten Biere.
Bier und Reinheitsgebot
hängen eng zusammen und wurden in Bayern durch Herzog Wilhelm IV. am 23. April 1516 verbandelt. Seither muss der Gerstensaft strengen Richtlinien folgen, was vielleicht erst seinen fulminanten Aufstieg als eines der beliebtesten Volksgetränke förderte. Die Bayern feiern daher bis heute den 23. April als “Tag des Bieres”, in München gibt es dann Freibier vor dem Brauhaus am Oskar-von-Miller-Ring, wo der Bayerische Brauerverband seinen Stammsitz hat. Bayerische Bierkönigin ist 2013 die 27-jährige Maria Krieger aus Riedenburg, eine zünftige Brauerstochter, die sich gegen sechs Finalistinnen durchgesetzt hatte. Die Wahl fand wie immer in der Münchner Alten Kongresshalle statt, wo Krieger die Gäste und die 300-köpfige Jury aus Fachleuten mit ihrem Charme, vor allem aber ihrer fundierten Leidenschaft für Biersorten begeistern konnte. Das geht Hand in Hand mit dem sonstigen Niveau der jungen Frau, die soeben ein Doppelstudium für Volkswirtschaft und internationale Beziehungen absolvierte. Nebenher besorgt sie schon seit Jahren das Marketing im elterlichen Brauereibetrieb. Mit ihren königlichen Insignien wird nun Maria Krieger bis Juni 2014 für die Sorten des Bayerischen Brauerbundes werben.
Biere in München
Die Münchner Brauereitradition reicht viele Jahrhunderte zurück, im 19. Jahrhundert entstanden auch hier industrielle Brauereien. Um 1900 existierten in der bayerischen Hauptstadt 25 verschiedene Brauereien, danach setzten sich die oben genannten Sorten durch, die Vielfalt ließ nach. Das ist aber ein allgemein zu beobachtender Trend des frühen 20. Jahrhunderts, der in vielen Branchen zur Marktkonzentration führte. Immerhin brauen die Münchner immer noch sechs bis sieben Millionen Hektoliter jährlich. Marktführer Augustiner setzt übrigens neben dem unvergleichlichen Geschmack auf Altbewährtes, macht keine Werbung, liefert in kleinen, braunen, unverwechselbaren Flaschen aus und verwendet ein Etikett, das Heimatgefühl vermittelt. Die Biersorten in München teilt man freilich auch noch ganz anders als in Marken auf: ins Oktoberfestbier (untergäriges, helles Festbier mit hoher Stammwürze und 6% Alkohol), das Starkbier zur Fastenzeit und das Maibock. München und Bier bleiben inniglich verbandelt.
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