Der noch unbekannte Autor schlägt Alarm: Klüngelwirtschaft, hohe Steuerunlust, Verwandte als Angestellte - das ist die Realität in der bayerischen Landeshauptstadt. Doch München ist überall. Die Parallelgesellschaft ehrenwerter Kreise ist nicht auf München spezialisiert.
Die in München entstandene Parallelgesellschaft charakterisiert der noch unbekannte Autor als geschlossene Gesellschaft, in der sich Eliten selbst organisieren und nichts von Gemeinsinn an sich heranlassen wollen. Schrittweise weicht jeglicher Sinn für Recht zurück. Nepotismus und Egoismus sind die Vorschriften der Münchner Parallelgesellschaft. Sie sind die Grundpfeiler ihrer Ordnung. Steuerbetrug ist insofern kein krimineller Akt mehr, sondern eine Haltung des Widerstandes gegen den ausufernden Sozialstaat und seiner Alimentierung fauler Taugenichtse. Der noch unbekannte Autor nennt diese Haltung eine A-Hund-is-a-schoo-Mentalität. Sie beurkundet dem Steuerverweigerer nicht etwa eine asoziale Ader, sondern Gewieftheit, die man heute schon haben müsse, um gegen die Diktatur der Gutmenschen anzukommen.
Im noch nicht geschriebenen Kapitel "We are family!" berichtet der Autor über die nepotistische Gepflogenheit in München. Bayerische Abgeordnete fallen immer wieder dadurch auf, Hartz IV-Beziehern mangelnde Bereitschaft zur Arbeitsaufnahme anzuhängen. Denn in ihren Familien kommt dergleichen nicht vor. Der pater oder die mater familias sorgt nämlich dafür, dass alle Familienmitglieder versorgt sind. Zwar wisse man in den Kreisen der Münchner Parallelgesellschaft durchaus, dass solcherlei Anstellungen einen Geschmack von unrechtmäßiger Bevorteilung habe, doch kümmert das dort reichlich wenig. Man schmarotzt sich an den öffentlichen Kassen reich, holt auch noch Vetter und Base mit ins Boot, verweigert dabei aber jegliche Transparenz. Besonders gefährlich erscheint die gruppenspezifische Isolierung von ethischen Standards dieser Parallelgesellschaft. Dies alles bleibt aber ohne Sanktionen.
Besonders besorgniserregend ist, dass sich in manche Münchner Stadtteile gar keine Polizei mehr hineinwagt. Selbst die Staatsanwaltschaft hat es aufgegeben, etwaige Fälle von Klüngelei oder Steuerbetrug zu verfolgen. Die Reintegration dieser Personen aus der Münchner Parallelgesellschaft scheint aussichtslos. Unhaltbare Zustände von Korruption, von Bevorteilung und Freundschaftsdienste, im Slang des Kiez auch Amigo-Auftrag genannt, erlauben eine Resozialisierung nur schwerlich. Massive Übergriffe gegenüber kritischen Journalisten und Juristen verdeutlichen zudem die Gewaltbereitschaft dieses Kreises. Es herrscht in diesen Gegenden ein höflich anmutender, jedoch in Wirklichkeit derber Verhaltenskodex, ein Bushidō voll halbseidener Tugenden: Man feiert unter sich die Verschlagenheit, den Größenwahn, die Hinterfotzigkeit und die Selbstbereicherung. Der noch unbekannte Autor meint, es handelte sich hier zweifellos um eine versaute Gesellschaftsschicht, die keinerlei Ambitionen zeige, sich dieser gruppenspezifischen Verhaltensweisen zu entledigen.
Der bayerische Landtag fängt durch die Angestelltenverhältnisse auf Verwandtschaftsbasis manche Arbeitslosigkeit ab. Dennoch scheitert das Konzept des Förderns und Fordens augenscheinlich nicht zu fruchten. Trotz aller Bemühungen ziehen sich die Leistungsempfänger in eine Parallelwelt zurück, in der sie Dienstleistungen billig verrichtet bekommen, untereinander über die Staatskleptokratie jammern, die neuesten Abzockmaschen besprechen und immer neue Felder der Inanspruchnahme öffentlicher Gelder erschließen. Der noch unbekannte Autor warnt eindringlich, dass Deutschland drauf und dran ist, sich abzuschaffen. Wir setzten unser Land aufs Spiel, wenn wir dieser Parallelgesellschaften nicht bald Herr werden.
München ist überall, von wem auch immer geschrieben, ist noch nicht erschienen. Vielleicht möchte sich ja ein Ex-Senator oder Bezirksbürgermeister der Materie annähern?