Mumienjagd in der Spitze

Sieht man vom Ende der Droiden-Folge ab, in der Kanan auf Bail Organa trifft, so hielt sich  “Rebels” bisher weitgehend aus den großen, bedeutenden Ereignissen der Galaxis heraus. Das macht aber nichts, denn immerhin geht es hier nicht um einen galaxisweiten Krieg, sondern um die langsame Entstehen von Widerstandszellen und wir sind auch nicht auf Coruscant sondern auf einem Hinterweltlerplaneten namens Lothal.

Diese scheinbare “Unbedeutsamkeit” ändert sich mit der Folge “Rise of The Old Masters” zumindest ein wenig, denn einerseits schlägt diese Folge eine Brücke zu den Klonkriegen und andererseits erleben wir hier die erste (und sicher nicht die letzte) Konfrontation zwischen den Rebellen und dem Inquisitor. Und so ist es durchaus passend (und ganz sicher kein Zufall), dass die um die Vader Szene verstärkte Premierenepisode  ausgerechnet wenige Tag vor dieser Folge ausgestrahlt wurde, denn diese zusätzlichen 56 Sekunden geben dem Handeln des Inquisitors eine zusätzliche Bedeutung.

Doch der Reihe nach…

Zu Beginn erleben wir Kanan erstmals in seiner Rolle als Lehrer und mit dieser hat er mindestens so große Schwierigkeiten wie Ezra damit, seine Anweisung zu befolgen. Kanan war selbst noch ein Palawan als Order 66 ihn für immer von seiner Meisterin trennte (die in dieser Folge erstmals namentlich erwähnt wird) und hat in den 14 Jahren, die seitdem vergangen sind die Macht nur sporadisch und fast widerwillig benutzt.

Jedi Training ala Rebels

Jedi Training ala Rebels

George Lucas hat einmal gesagt, dass die Fähigkeiten eines Jedi die Macht zu benutzen schwinden, wenn er sie nicht anwendet und dies sieht man bei Kanan recht deutlich, sowohl hier am Beginn (als er zugibt, Yodas Worte “There is no try” auch nicht verstanden zu haben – eine lustige, wenn auch nicht die lustigste Referenz auf die OT in dieser Folge), als auch später, als er gegen den Inquisitor kämpft.

Apropos lustig: kommen wir kurz auf den Humor in “Rebels” zu sprechen: der Witz in der OT lebte weitgehend von Dialogen, etwa jenen zwischen Han und Leia oder zwischen R2 und C-3PO. Die PT und Clone Wars hatten Jar Jar und die Kampfdroiden und vielleicht noch ein bisschen trockenen Humor von Obi-Wan. Der Humor in “Rebels” ist einer, den die jungen Leute von heute wohl mit LOL abkürzen würden (oder sagt man das inzwischen schon wieder nicht mehr?). Anders ausgedrückt könnte man ihn auch als typischen Cartoon- (oder Zeichentrick) Humor bezeichnen. Etwa als Ezra in der vergangenen Folge samt seiner Pritsche auf den unter ihm liegenden Zeb kracht. Oder hier am Beginn, als die Milchpackung (oder was immer Chopper da durch die Gegend schmeißt) die Tooka Katze trifft. Fast habe ich erwartet, dass dieser eine Beul aus dem Haupt wächst und kleine Vögel zwitschernd um ihren Kopf herumfliegen.

Das hat bestimmt weh getan!

Das hat bestimmt weh getan!

Das ist fast schon eine Art Slapstick, etwas, das man viellicht in Mickey Maus Filmen, bei Tom und Jerry oder (um ein aktuelleres Beispiel zu nennen) bei Phineas und Ferb erwarten würde, aber nicht bei SW. Und ich muss zugeben, dass ich bei diesen Szenen tatsächlich laut auflachte. Ich mag diese Art von Humor (ja, nennt mich kindisch!) und solange sie nicht überhand nimmt, kann es von mir aus in jeder Episode so eine Szene geben, denn immerhin ist es eine Animationsshow und die Zielgruppe sind immer noch Kinder. Was aber jetzt nicht heißt, dass ich auch in Episode VII einen Szene sehen möchte, in der einer Tooka Katze etwas auf den Kopf kracht, aber hier finde ich es voll in Ordnung. Und immerhin enthält diese Folge mit der “Verwurstung” des Lando-Vader Dialogs aus Episode V die wohl großartigste und lustigste Referenz auf die OT, die mir bisher untergekommen ist. So etwas muss einem erst einmal einfallen.

Ihnen gefällt die Fahrstuhlmusik auch nicht

Ihnen gefällt die Fahrstuhlmusik auch nicht

Doch zurück zu dieser Folge: Hera und Co. lernen von einem Gall Trayvis, der einmal Teil des imperialen Senats war (oder es immer noch ist), aussieht wie David Niven und spricht wie Data aus Star Trek TNG, dass Luminara Unduli, die unglückselige Meisterin von Barriss Offee noch am Leben und in einem Gefängnis gefangen gehalten wird, in dem rund eineinhalb Jahrzehnte vorher bereits Darth Maul eingesessen ist und auf seine Befreiung durch die Mandalorianer wartete. Wer jetzt einwirft, dass dieses Gefängnis, was seine Ein- und Ausbruchsicherheit betrifft wohl nicht zu den Perlen des Imperiums gehört, dem sei entgegengehalten, dass es in beiden Fällen Teil des Planes der Bösewichte war, dass die Eindringliche ihren Weg in das Gefängnis finden.

Doch egal – ich bin sicher, dass wir Senator Trayvis früher oder später  auch in Fleisch und Blut (ja, eine seltsame Ausdrucksweise für eine animierte Figur) sehen werden und angesichts der Informationen, die er in dieser Folge lieferte frage ich mich, ob er wirklich zu den “Guten” gehört.

Ein Senator im Exil

Ein Senator im Exil

So, was jetzt kommt ist ein Spoiler und alle, die die Folge noch nicht gesehen haben und sich überraschen lassen wollen, sollten an dieser Stelle vielleicht aufhören!

OK!

Also: Luminara ist tot und zwar scheinbar schon eine ganze Weile. Wie lange wird nicht wirklich geklärt. Den Worten des Inquisitors nach dürfte sie bereits kurz nach Order 66 umgekommen sein, andererseits sieht man sie in dem holographischen Video wie sie von Sturmtrupplern abgeführt wird und diese gab es unmittelbar nach dem Ende der Klonkriege noch nicht. Meine Vermutung geht dahin, dass sie durchaus einige Zeit im Spire-Gefängnis inhaftiert war, vielleicht in der Hoffnung, von ihr die Aufenthaltsorte weiterer Jedi zu erfahren. Und nachdem das scheinbar nichts geworden ist hat man sich ihr irgendwann entledigt, ihre Hinrichtung (bzw. den Weg dorthin) gefilmt und das Ganze auf Youtube, äh ins HoloNet gestellt, in der Hoffnung damit andere Jedi anzulocken, was, wiederum den Worten des Inquisitors folgend auch schon das eine oder andere Mal geklappt haben dürfte. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Kanan, als sie im Gefängnis ankommen Luminaras Präsenz in der Macht bemerkt. Ich dachte zuerst, dass er den Inquisitor spürt, aber lt. Dave Filoni sind dies tatsächlich die letzen Essenzen von Luminara. Wie gesagt, interessant!

Ebenfalls interessant ist der Inquisitor selbst. Er stellt sich nicht mit Namen (hat er überhaupt einen?), sondern nur mit seinem Titel vor, erinnert von seinem Kampfstil her ein wenig an Dooku und versucht Vaders Befehl aus der Premierenfolge zu entsprechen, indem er Ezra informiert, das es mehr als eine Seite der Macht gibt.

Vaders Scherge

Vaders Scherge

Ich bin gespannt, ob die Serie in Bezug auf Ezra noch auf die Verlockungen der dunklen Seite eingehen wird, vermute es aber schon. Weiters lernen wir, dass Palpatine nach dem Ausrufen des Imperiums die Aufzeichnungen der Jedi offensichtlich nicht vernichtet hat, denn der Inquisitor identifiziert nicht nur Kanans eingerosteten Kampfstil sehr schnell, sondern bringt ihn auch sofort mit Depa Billaba in Verbindung. Der Kerl macht also seine Hausaufgaben. Abgesehen davon hat man die ganze zeit den Einruck, dass er Kanan (und bis zu einem gewissen Grad) auch Ezra hier primär nur abtestet und prüft, ob sie seiner Mühe Wert sind. Hätte er es gewollt, so hätte er beide wohl ohne Mühe töten können.

Das ist mal ein cooles Lichtschwert!

Das ist mal ein cooles Lichtschwert!

Und schließlich (und das sollte man nicht unterschätzen) ist diese Folge (bzw. deren Ende) der erste Baustein in der Entstehung der Beziehung zwischen Kanan und Ezra, einem Lehrer, dessen Ausbildung selbst nie abgeschlossen wurde und einem Schüler, der wie Anakin vor und Luke nach ihm vielleicht schon zu sehr von seinem bisherigen Leben geprägt wurde.

Was es sonst noch zu erwähnen gibt:

  • Zeb hat scheinbar immer noch keinen Respekt vor der Macht und zieht diese auch hier ins Lächerliche.
  • Wir sehen hier meines Wissens nach das erste Mal tatsächlich, wie sich die Klinge eines Laserschwerts in ihrer Länge verändern lässt.
  • Apropos: die Waffe wird hier mit ihrer “altertümlichen” Bezeichnung “Lazersword” anstelle des neueren “Lightsaber” bezeichnet.
  • Die Folge referenziert die Ereignisse der vorhergegangenen – wenn auch aus imperialer Sicht. Dieser übergreifende Zusammenhang gefällt mir sehr gut.
  • Erstmals sehen wir hier die “Phantom”, das kleine Beiboot der “Ghost”
  • Seltsam fand ich, dass sich die Strumtruppler vor Luminaras Zelle über ihre Gefangene unterhalten. Entweder wissen die beiden wirklich nicht, dass sie seit Urzeiten eine Leiche bewachen, oder ihr Dialog war Teil der Falle für Kanan und Ezra.
  • Die Geschütztürme vor dem Eingang des “Spire” gleichen jene auf dem Todesstern.
  • Es wird interessant sein zu sehen, ob und wenn ja wie die Rebels die Information über Luminaras Tod an andere weitergeben werden/wollen, damit diese nicht in dieselbe Fall tappen.
  • Die Szene, in der Hera im Cockpit der “Phantom” wartet und plötzlich Bekanntschaft mit den Tibidees macht, erinnert an jene, in der Leia im Inneren der Weltraumschnecke das erste mal eines Mynocks ansichtig wird.

Die obigen Bilder und noch viele mehr gibt es wie immer auf meiner Flickr Seite.


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