Hermann Bassé über Rollenwechsel, Inspiration und Malprojekte
Macbeth, Gitarrenlehrer, Vater, Hobbygärtner und Flamenco-Gitarrist: Hermann Bassé ‘s Leben hält zahlreiche „Rollen“ parat und der Sillenbucher Künstler übernimmt jede davon mit großer Leidenschaft. Im Moment sind Hermann Bassé und Kollegen bei Kleinkunstabenden im Clara-Zetkin-Haus zu erleben.
Für Hermann Bassé’s Eltern war klar: der Junge wird Maler! „Als Kunstliebhaber förderten sie mein Talent und als Kind habe ich tatsächlich wahnsinnig viel gemalt“, erinnert sich der Schauspieler. Als Teenager besuchte Hermann Bassé die Jugendkunstschule in Nürtingen und der Weg zur Kunstakademie schien vorgezeichnet. Dass es ganz anders kam, lag am Zivildienst beim Forum Theater in Stuttgart. „Mit 20 Jahren bin ich plötzlich abgebogen“, sagt Hermann Bassé und lacht.
Mit seiner Idee des Nachtcafés etablierte der damals schüchterne und introvertierte Zivildienstleistende eine neue Art von Abend-Veranstaltung, verknüpfte Theatergenuss mit Live-Musik: „Ich habe das Foyer des Forum Theaters nach der Theatervorstellung praktisch in einen Musicclub verwandelt“, erklärt der in Heidenheim geborene Künstler. „Dafür habe ich alles selbst gemacht,: Getränke gesorgt, Bilder gemalt, mit denen ich den Raum während der Vorstellung dekoriert habe und dafür sogar die Rahmen selbst gebaut.“
Das Nachtcafé wurde ein voller Erfolg. „Ich wollte einfach organisieren, habe beispielsweise im Jugendhaus auch einen Bandcontest ins Leben gerufen, und der Erfolg mit dem Nachtcafé war eine Basis, auf die ich aufbauen konnte.
Heute, rund 20 Jahre später, organisiere ich wieder und habe den Kleinkunstabend im Clara-Zetkin-Haus ins Leben gerufen.“ Doch zurück zum Forum Theater, wo manchmal der Clown und Musiker Frieder Nögge auftrat und den jungen Hermann Bassé nachhaltig beeindruckte: Ich fand Nöcke einfach genial und er inspirierte mich dazu, mich künstlerisch weiter zu bilden.
Als Waldorfschüler war Bühnenarbeit ja kein Neuland für mich, aber ich wollte mehr und so habe ich mich für Jazztanz, Gesangs- und Gitarrenunterricht angemeldet. Obwohl ich noch gar nicht wusste, wo die berufliche Reise genau hingehen soll.
Die Regieassistenz bei der Theatertruppe „Impuls“ war dann ein weiterer Mosaikstein im Gesamtbild seiner künstlerischen Karriere. Mit den Schauspielern reist Hermann Bassé durchs Land, verbringt die Sommerpause in Griechenland und schnuppert intensiv Theaterluft. Und plötzlich kam die Erkenntnis: „Warum werde ich eigentlich nicht Schauspieler? Da lerne ich tanzen, fechten, sprechen und vieles andere, das mich interessiert. Aber ich zweifelte, weil ich dachte, ich bin für diesen Beruf nicht extrovertiert genug.“
Mehr aus Spaß bewirbt sich Hermann Bassé an der Berliner Schauspielschule, trampt zum Vorsprechen – und wird genommen. In der Folgezeit pendelt Bassé zwischen Berlin und Stuttgart, wird zum ersten Mal Vater und jobbt in Kreuzberg, um seine Ausbildung zu finanzieren.
Sein erstes festes Engagement führt ihn schließlich wieder ganz ins Ländle zurück, die kleine Familie zieht nach Heilbronn. Im Alten Schauspielhaus und in der Komödie im Marquardt steht der Schauspieler fortan auf der Bühne und übernimmt außerdem die Regieassistenz.
Mit 28 gibt er den Mephisto: “Viele Bekannte die mich auf der Bühne sahen, waren entsetzt weil sie mich privat anderst kannten.” Den Mephisto spielt Hermann Bassé zehn 10 Jahre lang. “Man muss auch tatsächlich wissen wann genug ist mit so einer Rolle. Die Energie eines Mephisto lässt
sich nicht unbegrenzt herstellen, außerdem muss man der Diabolik standhalten und so entschied ich mich die Rolle nach 270 Vorstellungen abzugeben. Ich bin vermutlich der einzige Schauspieler
in Deutschland der den Mephisto abgelehnt hat.
Nach vielen weiteren großen Rollen und Gastspielen an renommierten Bühnen, erlebt Hermann Bassé einen persönlichen Umbruch, verändert sich privat, zieht nach Sillenbuch und erfindet sich auch beruflich wieder mal neu: er verlegt seinen künstlerischen Schwerpunkt auf die Musik, geht seit 2006 als Liedermacher auf die Bühne und unterrichtet seit 2007 unterrichtet in seiner Musikwerkstatt Gitarren-Schüler verschiedener Altersstufen.
„Im Moment beschäftige ich mich intensiv mit Flamenco“, erzählt der dreifache Vater und gibt eine temperamentvolle Kostprobe. Von 2008 bis 2009 etablierte Hermann Bassé zudem in der Gaststätte Silberblick eine Kleinkunstbühne. Als das Gastronomenpaar den Laden schließt, findet er mit seinem „hochwertigen Kulturprogramm“ im Clara-Zetkin-Haus eine neue künstlerische Heimat.
Einmal im Monat holt Hermann Bassé professionelle Theater-, Kabarett- und Musikerkollegen auf die Bühne und gibt selbst eine Kostprobe seiner musikalischen Bandbreite. „Mittlerweile bekomme ich Anfragen von renommierten Künstlern, die gerne in Sillenbuch auftreten möchten, es läuft erfreulich gut.
Und die Malerei? „Ich arbeite seit knapp drei Jahren an einem Projekt, bei dem ich jeden Tag ein Bild male, ich bin jetzt bei 920 Bildern. Nebenher beschäftige ich mich auf 50 mal 20 Metern mit biologisch-dynamischem Landbau und denke darüber nach, was wir als Künstler tun können, um die gesellschaftliche Entwicklung zu unterstützen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in meinem Leben nochmal eine künstlerische Wende gibt. Da will ich mich gar nicht festlegen“, sagt Hermann Bassé augenzwinkernd.