Im ersten Teil der Serie habe ich über meine Beweggründe und die ersten Erfahrungen mit der Menstruationstasse berichtet. Der zweite Teil war dem Menstruationsschwämmchen gewidmet und im dritten Teil war über meinen erfolgreichen Versuch mit Stoffbinden zu lesen.
Wer mich kennt kann sich schon denken, was jetzt kommt. Richtig, ich habe Stoffbinden selbst gemacht und möchte diese heute zeigen.
Meine Wahl sind Faltbinden
Im Internet sind ja zahlreiche Anleitungen und Gratisschnittmuster für Flügelbinden zu finden, aber ich bin ehrlich gesagt mit den Faltbinden am besten zurecht gekommen.
Natürlich fühlen sich dünnere Flügelbinden viel besser an, aber die Möglichkeit, immer wieder eine frische Oberfläche zu haben, ohne ständig die Binde wechseln zu müssen, hat mich total überzeugt.
Die ursprünglichste Art der Monatshygiene
Irgendwie hat es für mich auch etwas archaisch Ursprüngliches. Ich fühle mich so mit den Vor-Vor-Vorgenerationen verbunden, da früher vielfach einfach Stofffetzen dafür verwendet wurden.
Ich habe daher im Kostnixladen nach einem geeigneten Stoff Ausschau gehalten und bin bei der Bettwäsche fündig geworden. Interessanterweise werden immer wieder Einzelteile von Bettwäsche abgegeben, die dann meist niemand haben will. Dabei habe ich 3 Kissenüberzüge aus Flanell gefunden und daraus Faltbinden in verschiedenen Größen genäht.
Das ist ganz einfach und geht unheimlich schnell.
Anleitung:
Nachdem ich sowieso unterschiedliche Varianten nähen wollte, habe ich je nach Größe des Kissenüberzuges flexibel die Maße gewählt.
Die Größe einer Faltbinde kann man im Prinzip wirklich nach eigenem Wunsch festlegen. Ich habe mich für 2 Varianten entschieden, die kleinere für den Tag und die größere für starke Tage bzw. in der Nacht. Wer noch mehr Sicherheit in der Nacht braucht, kann sie bis zu 30 cm lang machen.
Fertige Stoffbinde: 33 cm x 20 cm bzw. 42 cm x 23 cm
Zuschnitt: entweder 66 cm x 20 cm oder 33 cm x 40 cm bzw. 84 cm x 23 cm oder 42 cm x 46 cm
Wie gesagt, so ganz genau ist das nicht, man kann das durchaus an die eigenen Bedürfnisse (Körperbau, Stärke der Menstruationsblutung etc.) beziehungsweise an den vorhandenen Stoff anpassen.
Wenn man ein Kissen verwendet, werden als erstes die vorhandenen Nähte und die Knopflochleiste weggeschnitten, damit man den reinen Stoff hat.
Bei meinem ersten Versuch habe ich die Naht mitverwendet (ich wollte ja schlau sein und weniger zu nähen haben). Das war aber nicht so geschickt, weil die Binden nach dem Falten an dieser Stelle zu dick geworden sind.
vorbereitende Arbeiten fürs Nähen
Aus dem so vorbereiteten Stoff schneidest Du das gewünschte Maß zu. Danach wird das zugeschnittene Stoffteil in der Hälfte zusammen gelegt, gut gebügelt und mit Zickzack-Stich umnäht. Fertig, mehr ist nicht zu tun.
Durch die doppellagige Verarbeitung vom Stoff ergibt sich eine schöne Vorder- und Rückseite.
meine selbst genähten Faltbinden
Links im Bild sieht man die fertig genähten Faltbinden und rechts sind sie zusammengefaltet zu sehen. Man sieht auf dem Bild auch gut den Größenunterschied nach dem Falten.
Faltanleitung:
Man kann die Faltbinden im Grunde falten wie man will, am unteren Bild sind 2 Möglichkeiten zu sehen.
Variante 1:
Der Stoff wird von beiden Seiten her 2 x gefaltet und dann zusammen gelegt. Das ergibt eine etwas schmälere dafür dickere Binde.
Variante 2:
Der Stoff wird von einer Seite her 2 x gefaltet und von der anderen Seite her nur 1 x gefaltet, dann ebenfalls zusammenlegen. Diese Binde ist etwas breiter und dafür nicht ganz so dick.
hier sieht man die beiden Faltvarianten
Aller guten Dinge sind in dem Fall zwei oder sogar drei
Wenn man die Faltbinde verwendet hat und die Flecken nicht in die Tiefe gehen, dann kann man einfach den unteren Teil nach oben umschlagen und hat so noch einmal eine frische Oberseite zur Verfügung.
Auf diese Art und Weise habe ich viel weniger Stoffbinden benötigt, als ich gedacht habe.
Mein Erfahrungsbericht
Die Möglichkeit der Faltbinden hat mich restlos überzeugt. Das war die entspannteste Menstruation seit vielen, vielen Jahren, die ich dadurch hatte. Ich möchte wirklich nie wieder Tampons verwenden.
Auch unterwegs ist das kein Problem, ich habe eine kleine Tasche mit zwei Fächern. Auf der einen Seite bewahrt man die sauberen Stoffbinden auf und auf der anderen Seite kommen die gebrauchten Stoffbinden hinein. Man kann aber natürlich auch einfach 2 verschiedene Beutel dafür verwenden.
meine Aufbewahrungstasche für Stoffbinden
Die Sache mit dem Waschen hat sich auch einfacher herausgestellt als gedacht. Während der Tage steht im Badezimmer ein kleinen Eimer mit kaltem Wasser in der Badewanne. Die gebrauchte Stoffbinde wird kurz im Waschbecken ausgewaschen und anschließend in diesem Eimer eingeweicht. Jeweils am Abend ist es gut, wenn man das Wasser wechselt, damit nichts zu riechen beginnt. Man braucht dazu nicht sehr viel Wasser, die Stofftücher sind sehr dünn und ich habe nicht sehr viele verbraucht. Wichtig ist, dass man zur Behandlung von Blut immer nur kaltes Wasser verwendet.
Am 3. Tag habe ich dann alles mit der normalen Buntwäsche mitgewaschen. Blut war zu dem Zeitpunkt schon keines mehr an den Faltbinden, das hatte sich durch das Einweichen bereits längst herausgelöst. Die Flecken habe ich nicht vorbehandelt, weil es mich einfach interessiert hat, was passiert.
Das Ergebnis der Wäsche war, dass ca. die Hälfte der Stoffbinden sauber wurden und auf der anderen Hälfte leichte Verfärbungen zu sehen sind.
Ich finde das jetzt nicht so schlimm, weil sauber sind sie ja trotzdem, sie haben ja nur ein paar Flecken bekommen. Wenn man einen dunkleren Stoff verwendet, sieht man wahrscheinlich gar nichts.
Wenn das jemanden stört, kann man die Flecken mit Gallseife vorbehandeln, dann ist sicher nichts mehr zu sehen. Mir war das aber nicht so wichtig.
Die selbst genähten Stoffbinden waren innerhalb von 4-6 Stunden auf der Wäscheleine wieder trocken. Man braucht wirklich keine riesigen Vorräte. Ich habe sowieso mehrere Maschine Wäsche pro Woche, da muss nichts extra gewaschen werden.
Ökobilanz:
Ökologisch betrachtet ist das für mich die optimalste Lösung. Verwendet wurden gebrauchte Stoffe, die keiner mehr haben wollte. Die Gesamtmenge an Faltbinden, die ich während einer Menstruation verbraucht habe, entsprach ungefähr einem Handtuch. Der Mehraufwand beim Waschen ist daher wirklich sehr gering. Die Menge an zusätzlichem Wasser beim Ausspülen und Einweichen ist meiner Meinung nach im Vergleich zu Tampon und Binde (virtuelles Wasser!) sehr klein.
Fortsetzung folgt…
Vor kurzem bin ich im Internet auf eine sehr interessante Alternative gestoßen, das wird in meinem nächsten Beitrag das Thema sein.
Diesen Beitrag verlinke ich zur neuen Blogparade einfach.nachhaltig.besser.leben. Im April wird die Linkparty von Frederike durchgeführt.
Weiteres verlinkt zu Create in Austria, Upcycling Dienstag, Creadienstag, Scharly Klamotte und Nähfrosch.
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