Ich weiß nicht wie ich anfangen
soll, denn langsam gehen mir die Worte aus, mein Vokabular ist am Ende und ich
verzweifle daran, meine Gedanken nicht so ausdrücken zu können wie ich es will,
die Impressionen nicht so darstelle wie sie es eigentlich wert wären
dargestellt zu werden. Ein Poet oder ein Autor müsste diese Geschichten
erzählen, jemand der diese Eindrücke wie ein Gemälde zu Blatt bzw. Laptop
bringen kann. Ich weiß, seit dieser Blog von mir begonnen wurde, habe ich schon
des Öfteren gesagt ich wäre noch nie an einem schöneren Ort gewesen, oder
besser kann es nicht werden, doch ich werde jedes mal aufs neue Überrascht.
Meine Skala der Begeisterung ist schon längst über den roten Bereich hinaus und
mir scheint sie ist auch nicht zu stoppen. Nur was kommt nach dem absoluten
Optimum, nach dem höher als Hoch, dem tiefer als tief oder dem schneller als
Schnell!? Ich weiß es nicht, bin aber sehr gespannt. Bis dahin genieße ich
alles so wie es ist und sauge hier alles auf wie ein Neugeborenes, das jeden
Tag auf neue Abenteuer stöß.
Also wieso schwärme ich schon wieder so vor mich hin…
vielleicht weil nach jedem Flug ein extrem hoher Anteil an Endorphinen und
Adrenalin durch meinen Körper schießt als wäre ich gerade zwei mal um den Mond
gekreist oder vielleicht doch, weil dieser Kontinent verzaubert? Den Traum von
Afrika hatte ich schon sehr lange in mir, genauso wie hier zu fliegen und nach
jedem take off, nach jeder Landung schlagen diese Momente ein wie eine Bombe.
Jeder Flug hinterlässt einen supersüßen Nachgeschmack der süchtig macht und hat
eine narkotisierende Wirkung auf mich. Muapula. So heißt das Stückchen Erde auf
dem ich gestern gelandet und aus dem ich heute wieder gestartet bin. Es
befindet sich in Mosambik und ist etwa zwei Flugstunden von jeglicher
Zivilisation entfernt. Oft fragen sich Gäste, ob das jetzt wirklich ein
airstrip vor uns ist oder ob hier ausreichend Platz für ein landendes Flugzeug
gegeben ist. Gestern war es zum ersten Mal in meinem Leben so, dass ich mir die
selbe Frage gestellt habe. Zwar landen wir auf Schotterwegen, Feldern,
Graspisten oder sonstigen strips, doch sie sind immer sehr breit und meistens
auch recht lang. Muapula ist keines von beiden und ich hatte Schwierigkeiten
die Landebahn überhaupt zu finden. Die Rede ist von einem etwa 500 Meter langen
Grasstreifen, der inmitten einem kleinen Dorf liegt, zwischen Bäumen und ein
paar Feldern. Heil gelandet sind wir dennoch.
Das letzte Village über welches wir zuletzt geflogen bin
liegt etwa eine Flugstunde entfernt, hier gibt es weit und breit nichts und
niemanden. Dem entsprechend war auch das Menschenaufkommen nach dem ich die
Airvan aufgesetzt habe und wir aus dem Flugzeug gestiegen sind. Menschen sind
von überall gekommen und kleine Kinder haben in erster Reihe um gute Sichtplätze
gestritten.
Gewohnt habe ich bei zwei Missionären, einem Ehepaar, die
seit fünfzehn Jahren an diesem Ort leben. Was ich dort erlebt habe, möchte ich
jetzt nur als Kurzfassung wiedergeben, da ich sonst einen Roman schreiben
müsste. Nachmittags Spritztour mit dem Truck durch den Busch, Abendessen,
„Notfall“… mit dem Truck erneut in den Busch um eine Frau die gerade ein Kind
geboren hat, deren Nachgeburt aber noch nicht nachgekommen ist ins „Krankenhaus“
(ein Gebäude mit drei Zimmern deren Glühbirnen nicht einmal funktioniert haben
weil gar keine da waren!) bringen, Abendessen fortsetzen, schlafen gehen,
aufgeweckt werden von heulenden Hundewelpen und Gockelhähnen, weiterschlafen,
wieder aufgeweckt werden, dösen, aufstehen um fünf, Frühstück, ab zum strip,
engine start, take off… ab hier muss jeder seiner Fantasie freien lauf lassen.
Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang den ich nach dem Abheben im Rücken
hatte. Nebel ist in den Tiefen und zwischen den Bäumen gelegen. Die Luft war
still als würde es keine geben. Vor mir wunderschön abgeschliffene Berge. Bäume
und Busch so weit das Auge reicht. Ein schlafendes Land unter mir.