Alle Augen nach Kairo, die Revolution geht weiter, hat nie aufgehört, und erreicht heute einen weiteren, recht absurden Höhepunkt.
Am Freitag hatten sich hunderttausende Menschen wieder auf dem Midan al-Tahrir versammelt, um ihre Rechte einzufordern. Zuvor machten immer häufiger Gerüchte die Runde, das Interims-Militärregime würde Anhänger der Revolution festnehmen, foltern und in geheimen Militärtribunalen verurteilen.
Außerdem fordern die Demonstranten, dass dem ehemaligen Präsidenten Mubarak und seinen Ministern und Generälen der Prozess gemacht und dass Ermittlungen über Mubaraks Vermögen in die Wege geleitet werden.
Bei den Protesten ist es zu schlimmen Ausschreitungen gekommen, viele wurden verletzt, zwei starben.
Heute dann die große Überraschung. Gegen 15 Uhr unserer Zeit kursierten auf einmal Gerüchte auf Facebook und Twitter, Mubarak würde sich in einer Rede auf dem Sender Al Arabiya an die Nation wenden.
Und tatsächlich konnte ich die ganze Zeit über keinen Live Stream starten, weil der Server des Senders scheinbar komplett überlastet war. Aber die Rede wurde (offenbar vom Band kommend), tatsächlich ausgestrahlt, wie mir Freunde in Kairo berichteten, und wenig später konnte man sie dann auch auf der Seite des Senders lesen. Leider (bislang) nur auf Arabisch.
In seiner Rede sprach Mubarak das Volk immer noch als "seine Ägypterinnen und Ägypter" an, drückte sein nachhaltiges Bedauern über die Situation aus, er sei noch immer tief traurig und verletzt, dass sein Land ihm nicht mehr vertraut habe, wünsche dem Volk aber auf seinem weiteren Weg viel Glück.
Doch die "Unterstellungen und Gerüchte", er habe Geld unterschlagen, Menschen gefoltert und die Gesetzte verletzt, all das mache ihm Kummer und er weise solche Vorwürfe entschieden zurück.
Er habe immer nur das Beste für sein Land gewollt und ihm 30 Jahre lang gedient.
Ferner verspricht er, sowohl seine finanzielle Situation offen zu legen und den Behörden jegliche Kooperation zuzusagen, um Ermittlungen zu erleichtern. Er habe ein reines Gewissen und wolle die Anschuldigungen "ausländischer Medien" lügen strafen.
Kurz darauf kursierten bei Twitter unter dem Hashtag #Mubarakspeech schon hunderte disillusionierte, wütende und kämpferische Ansagen. Niemand glaubt diesem Mann ein Wort, und seine Worte werden, so schätze ich das ein, nur Wasser auf den Mühlen der jungen Leute auf der Straße sein. Sie werden weiter auf die Straßen und Plätze gehen. Die Rede war zynisch und herablassend, genau wie die letzten beiden Reden seiner Amtszeit. Mubarak wiegelt die Menschen noch aus seiner Altenresidenz/ Luxusexil auf. Gut gehen kann das nicht. Die Frage ist ja auch, warum der vor ziemlich genau 2 Monaten (ja, es ist wirklich schon so lange her!) abgesetzte Präsident immer noch die Möglichkeit von einem TV-Sender bekommt, Ansprachen ans Volk zu halten, als sei er noch Staatsoberhaupt und er wollte nur Neujahrsgrüße übermitteln. Die ägyptische Demokratiebewegung wird jetzt erst in die richtig anstrengende Phase gehen, und ein sehr entscheidender Punkt, von dem ich in den letzten Wochen immer wieder gesprochen habe, ist, freie und unabhängige Medien aufzubauen und den Menschen zur Verfügung zu stellen. Journalisten müssen erstmal lernen, wie sie kritisch berichten, Hörer, Leser und Zuschauer müssen lernen, differenziert die Nachrichten zu konsumieren und damit umzugehen. Auch dafür steht diese Mubarak-Rede: Die Medien in Ägypten sind noch zu sehr verbunden mit den alten Strukturen. Das muss aufbrechen!
Spannend wird außerdem, ob man dem Mann wirklich in absehbarer Zeit, wenn überhaupt jemals, den Prozess machen wird.
Und nur am Rande bemerkt - in den deutschen Medien habe ich zumindest bislang MAL WIEDER nichts über diese Rede gelesen, so wie überhaupt Ägypten in den letzten Wochen zunehmend aus den Nachrichten verschwunden ist. Nun denn - diese neue Mubarak-Rede könnte ein neuer Stein des Anstoßes werden!!
Der Blogger Sandymonkey hat - wie schon seit Monaten - eine sehr gute Einschätzung zur derzeitigen Situation in Ägypten gepostet - bin mal gespannt, was er zu der Rede schreiben wird!
Am Freitag hatten sich hunderttausende Menschen wieder auf dem Midan al-Tahrir versammelt, um ihre Rechte einzufordern. Zuvor machten immer häufiger Gerüchte die Runde, das Interims-Militärregime würde Anhänger der Revolution festnehmen, foltern und in geheimen Militärtribunalen verurteilen.
Außerdem fordern die Demonstranten, dass dem ehemaligen Präsidenten Mubarak und seinen Ministern und Generälen der Prozess gemacht und dass Ermittlungen über Mubaraks Vermögen in die Wege geleitet werden.
Bei den Protesten ist es zu schlimmen Ausschreitungen gekommen, viele wurden verletzt, zwei starben.
Heute dann die große Überraschung. Gegen 15 Uhr unserer Zeit kursierten auf einmal Gerüchte auf Facebook und Twitter, Mubarak würde sich in einer Rede auf dem Sender Al Arabiya an die Nation wenden.
Und tatsächlich konnte ich die ganze Zeit über keinen Live Stream starten, weil der Server des Senders scheinbar komplett überlastet war. Aber die Rede wurde (offenbar vom Band kommend), tatsächlich ausgestrahlt, wie mir Freunde in Kairo berichteten, und wenig später konnte man sie dann auch auf der Seite des Senders lesen. Leider (bislang) nur auf Arabisch.
In seiner Rede sprach Mubarak das Volk immer noch als "seine Ägypterinnen und Ägypter" an, drückte sein nachhaltiges Bedauern über die Situation aus, er sei noch immer tief traurig und verletzt, dass sein Land ihm nicht mehr vertraut habe, wünsche dem Volk aber auf seinem weiteren Weg viel Glück.
Doch die "Unterstellungen und Gerüchte", er habe Geld unterschlagen, Menschen gefoltert und die Gesetzte verletzt, all das mache ihm Kummer und er weise solche Vorwürfe entschieden zurück.
Er habe immer nur das Beste für sein Land gewollt und ihm 30 Jahre lang gedient.
Ferner verspricht er, sowohl seine finanzielle Situation offen zu legen und den Behörden jegliche Kooperation zuzusagen, um Ermittlungen zu erleichtern. Er habe ein reines Gewissen und wolle die Anschuldigungen "ausländischer Medien" lügen strafen.
Kurz darauf kursierten bei Twitter unter dem Hashtag #Mubarakspeech schon hunderte disillusionierte, wütende und kämpferische Ansagen. Niemand glaubt diesem Mann ein Wort, und seine Worte werden, so schätze ich das ein, nur Wasser auf den Mühlen der jungen Leute auf der Straße sein. Sie werden weiter auf die Straßen und Plätze gehen. Die Rede war zynisch und herablassend, genau wie die letzten beiden Reden seiner Amtszeit. Mubarak wiegelt die Menschen noch aus seiner Altenresidenz/ Luxusexil auf. Gut gehen kann das nicht. Die Frage ist ja auch, warum der vor ziemlich genau 2 Monaten (ja, es ist wirklich schon so lange her!) abgesetzte Präsident immer noch die Möglichkeit von einem TV-Sender bekommt, Ansprachen ans Volk zu halten, als sei er noch Staatsoberhaupt und er wollte nur Neujahrsgrüße übermitteln. Die ägyptische Demokratiebewegung wird jetzt erst in die richtig anstrengende Phase gehen, und ein sehr entscheidender Punkt, von dem ich in den letzten Wochen immer wieder gesprochen habe, ist, freie und unabhängige Medien aufzubauen und den Menschen zur Verfügung zu stellen. Journalisten müssen erstmal lernen, wie sie kritisch berichten, Hörer, Leser und Zuschauer müssen lernen, differenziert die Nachrichten zu konsumieren und damit umzugehen. Auch dafür steht diese Mubarak-Rede: Die Medien in Ägypten sind noch zu sehr verbunden mit den alten Strukturen. Das muss aufbrechen!
Spannend wird außerdem, ob man dem Mann wirklich in absehbarer Zeit, wenn überhaupt jemals, den Prozess machen wird.
Und nur am Rande bemerkt - in den deutschen Medien habe ich zumindest bislang MAL WIEDER nichts über diese Rede gelesen, so wie überhaupt Ägypten in den letzten Wochen zunehmend aus den Nachrichten verschwunden ist. Nun denn - diese neue Mubarak-Rede könnte ein neuer Stein des Anstoßes werden!!
Der Blogger Sandymonkey hat - wie schon seit Monaten - eine sehr gute Einschätzung zur derzeitigen Situation in Ägypten gepostet - bin mal gespannt, was er zu der Rede schreiben wird!