MP3 Musik Sammlung verwalten: Als DJ tausende MP3s taggen

Wenn du als DJ MP3 Musik abspielst, hast du ein Problem. Du musst hunderte bis tausende von MP3-Dateien mit den richtigen MP3-Tags versehen.

Natürlich könntest du die Standard-Einstellung der Onlineshops in den Musikdateien stehen lassen. Allerdings wird deine Musiksammlung dann eher wie Kraut- und Rüben aussehen. Weil jeder Shop seine eigenen Standard-Einstellungen verwendet.

Meiner Erfahrung nach, würde ich ohne einheitliches System kein Musikstück mehr finden. Beziehungsweise würde ich viel zu lange brauchen, um schnell den passenden Song zu finden.

Viel Wert lege ich auf sauber getaggte MP3-Dateien. Nur leider verwendet jeder Plattenladen im Netz sein eigenes Namensystem und keines erfüllt meine Ansprüche.

Also steht nach jedem Einkauf eine Nachbearbeitungs-Prozedur an. Wie und was ich mache, zeige ich dir in dieser Anleitung. Ich würde mich freuen, wenn du ein paar Infos herauspicken kannst, die dich interessieren.

Probehören, Filtern und Musik kaufen

In den Onlineshops von Traxsource, Defected, Toolroom, Beatport und iTunes bin ich Stammgast. Dort stöbere ich durch die Chartlisten, höre mir Tipps an und suche gezielt nach einzelnen Titeln, die mir in anderen DJ-Mixtapes aufgefallen sind.

Zu diesem Zeitpunkt geht es mir vor allem darum die Lieder Probe zu hören:

  • Wo kann ich das Lied spielen?
  • Taugt es für den nächsten Houseschuh-Podcast?
  • Ist der Song eher für die Primetime oder das Rahmenprogramm geeignet?
  • Funktioniert der Stimmungsaufbau innerhalb des Songs?
  • Gibt es Remixe, die besser als die Original-Version sind?

Die wenigsten Songs kaufe ich allerdings sofort, sondern ich füge die Lieder zunächst zu meiner Watchliste in den Shops hinzu. Es ist besser eine Nacht darüber zu schlafen und die Lieder am nächsten Tag ein zweites Mal probezuhören. Sonst gebe ich zu viel Geld für Impulskäufe aus.

Sticht ein Song wiederholt aus der Masse an Neuerscheinungen heraus, dann kaufe ich die Songs aus meiner Einkaufsliste. Dabei habe ich ein Auge auf aktuelle Rabatt-Aktionen der DJ-Shops, denn auch 20 % Nachlass summieren sich über das Jahr.

MP3s in einem Rutsch bearbeiten

Nach dem Kauf beginnt der eigentliche Vorbereitungsaufwand überhaupt erst. Für jeden Song wiederhole ich die gleiche Prozedur. Der Ablauf sieht so aus:

  1. MP3-Dateien herunterladen
  2. Downloads in einem Ordner sammeln
  3. MP3-Tags bearbeiten mit ID3 Tag Editor
  4. Dateien umbenennen, anhand der ID3 Tags
  5. MP3 Cover-Art als Grafik-Datei speichern
  6. Haupttonart (Key) und Geschwindigkeit (BPM) errechnen
  7. MP3-Dateien in Ziel-Ordner einsortieren
  8. Dateien auf Archiv-Festplatte kopieren
  9. Lieder in Mixmeister und Rekordbox importieren
  10. Playlisten in Rekordbox erstellen
  11. Rekordbox-Playlisten auf USB-Stick exportieren
  12. Maxi-CDs brennen (optional)

Auf jeden Schritt dieses 12-Punkte-Plans gehe ich nun ausführlicher ein und beschreibe mein Namenskonzept für die MP3-Tags der Lieder.

Jeder Online-Plattenladen handhabt die Downloads unterschiedlich. Traxsource und Beatport bieten Download-Tools an, bei denen sich Speicherort und Dateiname ändern lassen. iTunes lädt die Datei direkt herunter, wobei ich das Lied anschließend sofort ins MP3-Format konvertiere und aus dem iTunes-Ordner heraus kopiere.

Downloads in einem Ordner sammeln

Alle Dateien meiner Einkäufe kopiere ich in einen temporären Order. So muss ich die neuen Dateien nicht einzeln herauspicken, sondern kann alle Dateien dieses Ordners für den nächsten Bearbeitungsschritte auswählen.

MP3Tag Anleitung: MP3-Tags bearbeiten mit ID3 Tag Editor

Unter Windows ist das Freeware-Programm Mp3tag so etwas wie das Schweizer Messer für MP3-Tags.
Damit die Tags auch unter der Mixing-Software Mixmeister richtig angezeigt werden, solltest du unbedingt folgende Einstellung verwenden: Optionen -> Tags -> Einstellung ID3V2, IDv2.3 UTF-16

MP3 Tag mit Mac bearbeiten

Auf dem Mac nutze ich die Freeware Tagger, um die ID3 Tags zu bearbeiten. Die Oberfläche des Programms ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil ich nie erfahre, ob Tagger die Änderungen auch gespeichert hat.

Dennoch tut die Software das, was sie soll. Und die neueste Version speichert sogar mein Namensschema. Vorher glänzte die Buttons eher mit Tippfehlern.

Für meine Namensgebung der MP3-Dateien halte ich mich an mein eigenes Namenssystem:

Interpret (& zweiter Interpret) (, dritter Interpret) (ft. weiterer Interpret oder Vocal Artist) - Titelname (Untertitel) - (Remix, ohne den Zusatz Mix bzw. Remix, evtl. Jahr des Remixes) - Haupttonart - BPM

Daraus wird als zum Beispiel der Dateiname:

„ Funky Green Dogs - Fired Up (Murk's Original Groove) - 7A - 123.mp3″

Ausflug in Namenstheorie: Gibt es die korrekte Bezeichnung für Musiktitel?

Für Musiktitel gibt es kein einheitliches System, um Künstler, Songtitel, Remixer und Plattenlabels zu zitieren.

Wenn eindeutige Musiktitel wichtig sind, erfindet jeder seine eigene Namensgebung die den Einsatzzweck erfüllt.

So verwendet die Gema zum Beispiel ein eigenes Namenssystem für die Abrechnung der Radio-Einsätze von Liedern. Discogs hat eine eigene Datenbankstruktur geschaffen, mit denen doppelte Einträge verhindert werden sollen. Und Amazon macht CDs an der Nummer des Barcodes fest. Doch so viel Aufwand möchte ich bei meiner DJ-Musik-Sammlung nicht betreiben.

Bei meiner Namensgebung orientierte ich mich an Zitiervorschriften für wissenschaftliche Texte. Doch auch hier gibt es verschiedene Systeme, wie man korrekt zitieren kann. Keines davon ist ultimativ richtig, oder komplett falsch. Es ist nur wichtig, innerhalb eines Textes, durchgehend ein Zitier-Schema zu verwenden.

Wenn jedes Lied sauber getagged ist, dann benenne ich die Song-Dateien anhand der MP3-Tags um. Das Programm MP3Tag erledigt diese Aufgabe in einem Rutsch: einfach alle Songs auswählen und aus dem Kontextmenü (rechte Maustaste) „Konverter -> Tag-Dateiname" auswählen.

Der magische Schritt passiert über die Vorgabe für die Text-Ersetzung. Wobei ich"Artist - Title" verwende, um aus diesen zwei Angaben den Dateinamen zu erzeugen.

Die Mac-Software Tagger benennt die Dateinamen ebenfalls anhand der ID3 Tags um.

MP3 Cover-Art als Grafik speichern

Die Bilder der eingebetteten Cover-Grafiken exportiere ich als PNG-Datei. MP3Tag kann diese Aufgabe ebenfalls für alle Songs auf einmal erledigen. Der Menüpunkt „???" dafür ist etwas versteckt unter ??.

Die Coverbilder sind mir wichtig, weil ich mir Musik am besten über Bilder merken kann. Im Buch „In jedem steckt ein Musiker" lernte ich, dass ich ein optischer Lerntyp bin. Die Cover-Grafiken helfen mir bei den Live-Gigs schnell das nächste, richtige Lied zu finden.

Haupttonart (Key) und Geschwindigkeit (BPM)

Um die Haupttonart zu bestimmen, nutze ich die Software MixedInKey. Das Programm schreibt die BPM-Angaben in den Dateinamen und die ID3-Tags.

Zum harmonischen Mixing und Mixed In Key schrieb ich bereits einen Artikel in den DJ-Tipps.

Damit sind die Zeiten vorbei, als ich mit Taschenrechner und Stoppuhr meine Platten durchhörte und jeweils die BPM-Angaben auf die Cover schrieb.

In Verzeichnis/Ordner einsortieren

Aus dem temporären Ordner kopiere ich die Dateien in den Zielordner auf der Festplatte meines Laptops. Alle neuen House-Songs wandern in einen Unterordner der Folge des nächsten Houseschuh Podcasts.

Für Lieder aus den Verkaufscharts und Sampler habe ich einen Ordner angelegt, der die Charts nach Jahr und Monat sortiert.

In Musik-Archiv kopieren

Mein Schallplatten-Archiv ist mein Heiligtum. Warum sollte ich die virtuelle Plattensammlung nicht genauso behandeln?

Mein Archiv mit digitaler Musik speichere ich doppelt:

1. Als MP3- oder WAV-Datei auf NAS (Netzwerk-Speicher, QNAP TS-459 mit Raid-5-System)
2. Das NAS wird jede Stunde auf eine externe USB-Festplatte gesichert

Weshalb ich so paranoid bin, wenn es um die Zuverlässigkeit von Festplatten geht, beschreibe ich im Artikel „ Kaputt! Sichere deine Musik und Daten lieber doppelt und erstelle Backups automatisch „.

Zusätzlich sichere ich die Laptop-Festplatte jede Stunde auf eine externe USB-Festplatte. Insgesamt ist jede Audio-Datei also vier Mal gespeichert.

In Mixmeister importieren

Für jeden Houseschuh Mix lege ich in Mixmeister eine eigene Kategorie an (Menü: Library -> New Category). Innerhalb der Library (Song-Bibliothek) kann ich dann die Kategorie auswählen und importiere dort die neuen Lieder. Den Rest macht Mixmeister automatisch.

Der Import kann einige Minuten dauern, bis Mixmeister die Tonhöhe und Geschwindigkeit errechnet hat und die Taktmarker ( Sprockets) automatisch setzt.

Für die Haupttonart verwende ich trotzdem den Wert, den Mixed In Key bestimmt hat. Die Haupttonart schreibe ich manuell in das Kommentarfeld von Mixmeister. Damit lässt sich die Playliste nach der Mixed In Key Tonart sortieren kann.

Eine ähnliche Import-Prozedur wiederhole ich bei Rekordbox. Diese Software bietet Pioneer an, um die Musik für die DJ-CD-Player vorzubereiten.

Rekordbox: Playlisten erstellen

Die neuen Lieder füge ich den Playlisten hinzu, die ich für jeden Gig zusammenstelle.

Rekordbox: Playliste auf USB-Stick exportieren

Die Playlisten jedes Gigs exportiere ich auf zwei USB-Sticks. Damit habe ich immer nur die Lieder dabei, die zur Veranstaltung passen und die ich wirklich spielen will.

Den zweiten USB-Stick verwende ich als Backup-System, falls der erste Stick ausfallen sollte.

CDs brennen

Die besten Songs, die ich voraussichtlich über Jahre spielen werde, brenne ich mit allen Mixen auf selbst erstellte Maxi-CDs. An dieser Stelle kommt das Cover-Foto wieder ins Spiel, das ich als Hintergrundbild auf die CD drucke. Dafür habe ich eine Vorlage für die Canon-Software „CD-LabelPrint" erstellt.

Somit sehen alle meine CDs ähnlich aus und enthalten die wesentlichen Informationen wie Haupttonart und BPM an der gleichen Stelle. Dafür verzichte ich auf ein zusätzliches Papiercover.

Jetzt bin ich bereit den neu gekauften Track das erste Mal live zu spielen.

Diese vorbereitenden Schritte sieht natürlich niemand.

Und wahrscheinlich reagiere ich deshalb so allergisch auf Musikwunsch wie: „Spiel' doch mal das Lied von meinem Handy!" Diese Frage bietet sich für jeden an, der meint „Auflegen sieht doch so einfach aus".

Da sich kein Gast dafür interessieren wird, warum ich nicht eben mal das iPhone ans Mischpult anschließe, diskutiere ich nicht lange, sondern sage einfach: „Sorry, das geht nicht!"

Wie soll ich jemand diese zwölf Schritte erklären, der seinem Musikwunsch den Spruch nachschiebt: „Dann lad's halt schnell bei Youtube ‚runter"?

Für jedes neue Lied benötige ich ungefähr fünf Minuten, um die Datei für den Live-Einsatz vorzubereiten. Während des Auflegens habe ich keine Zeit dafür. Deshalb mache ich diese Vorbereitungen zu Hause.

Garantiert existieren bessere Methoden, um MP3 Tags zu bearbeiten, Dateien umzubenennen und deine Musik zu verwalten. Hast du einen effektiveren Ablauf gefunden? Schreibe deinen Tipp doch bitte als Kommentar. Vielen Dank dafür.


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