Motorradreise zum Schwarzen Meer

Teil 4 - Mit dem Urlaubär durch die Türkei

Was bisher geschah ...

"" Teil 1 - Mit dem Urlaubär von Deutschland nach Rumänien
"" Teil 2 - Mit dem Urlaubär durch Rumänien
"" Teil 3 - Mit dem Urlaubär durch Bulgarien

Strecke in der Türkei: Kirkareli, Cerkezköy, Agva, B 10, Zonguldak, Sinop, Amasya, Sorgun, Göreme, E 90, Mersin, B 400, Anamur, Antalya, Fethiye, Marmaris, B 550, Selcuk, Cesme

Das hatte sich Euer Urlaubär ja nie träumen lassen, mal auf dem Motorrad von Deutschland aus in die Türkei zu reisen! Aber Dank meiner beiden Reisepartner, Exsozia Ulla und Thomas, kam ich in den Genuss, dieses besonderen Abenteuers. Nach Österreich, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien war die Türkei das sechste Land unserer Reise zum Schwarzen Meer. Und dieses Land hat es in sich, sage ich Euch!

Die Türkei ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Die größte Stadt ist Istanbul, die einzige Stadt auf der Welt, die auf zwei Kontinenten (Europa und Asien) liegt. Das Land hat eine rund 9.000jährige Geschichte. Hethiter, Griechen, Römer, Byzantiner, Osmanen und viele andere Völker haben hier gelebt und steinerne Zeugen hinterlassen. Daher gibt es extrem viel zu bestaunen.

Nach dem Grenzübertritt von Bulgarien in die Türkei hisste Thomas traditionell die Landesflagge, den Halbmond mit Stern auf rotem Grund.

Dann ging es über eine perfekte sechsspurige Autobahn durch den europäischen Teil der Türkei, das ehemalige Thrakien. Ich habe mächtig über die guten Straßen gestaunt, ebenso wie über den neuen Istanbuler Flughafen im Norden, der angeblich in nur drei (!) Jahren fertiggestellt wurde. Da darf ich als kleiner naiver Urlaubär gar nicht an Berlin denken!

Ein Hammerbauwerk ist auch die neue Brücke über den Bosporus, die Yavuz-Sultan-Selim-Brücke, die nördlichste Brücke über die 30 km lange Meerenge. 2016 eröffnet nach nur vierjähriger (!) Bauzeit, 1.408 Meter lang und 59 Meter breit. Sie ist achtspurig und als Hängebrücke konzipiert. Da staunten auch Ulla und Thomas (Maut für die Brücke: 7,00 Euro pro Motorrad).

Nun waren wir im Orient angekommen. Jedes Dorf hat seine eigene Moschee und mehrmals am Tag ruft der Muezzin. Rund 99 Prozent der Türken sind Moslems, überwiegend Sunniten. Doch der Islam wird hier sehr unterschiedlich gelebt, so mein Eindruck. Man sieht traditionell gekleidete, auch jüngere Frauen ebenso wie westlich gekleidete Frauen. In Restaurants gibt es auch alkoholische Getränke und lange nicht alle folgen dem Ruf des Muezzins. Im Schwimmbad sieht man muslimische Mädchen im Burkini ebenso wie Frauen im Bikini. Alle scheinen sich zu tolerieren. Faszinierend! Okay, meine Exsozia als Frau auf dem Motorrad ist etwas außergewöhnlich und wurde bestaunt.

Genauso habe ich über das Schwarze Meer gestaunt! Das ist ja gar nicht schwarz! Je nach Wetterlage ist es blau, grau, türkis wie jedes andere Meer auch. Das Binnenmeer ist über den Bosporus mit dem Mittelmeer verbunden. Es ist landschaftlich sehr reizvoll mit Sand- und Kiesstränden, Badebuchten, Felsküsten und netten Hafenstädtchen. Das Klima ist ausgeglichener als am Mittelmeer, wenngleich etwas regenreicher. Man konnte im Juni schon bei 22 Grad im Meer schwimmen. Ich bin aber nur mit meinen Bärentatzen rein.

Meine Reisepartner hatten sich vorgenommen, bis Sinop an der türkischen Schwarzmeerküste entlang zu fahren. Eine landschaftlich besonders schöne Strecke.

Doch der Weg von Zonguldak bis Inebolu hatte es in sich! Die Küstenstraße führte in Serpentinen rauf und runter über gefühlte 50 Flusseinmündungen von jeweils fast Meereshöhe auf rund 300 Meter. Da kamen bei sieben Stunden reiner Fahrzeit etliche Höhenmeter zusammen! Das alles bei einem katastrophalen Straßenzustand, gespickt mit Hindernissen wie Kühen, Kuhmist, Hunden, Hühnern und Baustellen mit Schotter. Ich wurde ganz schön durchgeschüttelt! Aber die Ausblicke auf das Meer und die großartige Küste haben sich gelohnt!

Nach einer kleinen Kletterpartie auf die Stadtmauer hatte ich einen wunderbaren Blick auf den Hafen von Sinop. Er ist einer der schönsten Naturhäfen der türkischen Schwarzmeerküste und über 2.700 Jahre alt. Hier lebte der Philosoph Diogenes. Heute ist Sinop ein beliebtes Ausflugsziel der Türken mit toller Promenade.
Mein Tipp: Unbedingt auf die alte Stadtmauer steigen!

Ich war übrigens ganz begeistert, wie hier in der Türkei die moderne und die traditionelle Lebensart zusammenpassen. Über den gegenseitigen Respekt in allen Generationen können wir uns nur wundern. Das müssen wir in Deutschland erst mal hinbekommen.

Nun hieß es abbiegen in Richtung Süden. Nächste Station war die Kleinstadt Amasya, die mit etlichen historischen Fachwerkhäusern entlang des Flusses Yesilirmak aufwartet. Jeden Abend gibt es dort im Sommer farbenprächtige Wasserspiele mit Musik. Ich war begeistert!

Nach kurzer Zeit hatte ich in der Türkei ein neues Lieblingsgericht: Gözleme, mit Käse und Gemüse gefüllte Crepes, ein leichter Imbiss für den kleinen Hunger. Lecker! Aber auch andere Spezialitäten habe ich genossen, so die kleinen Köfte ähnlich unseren Frikadellen, Kebab, Joghurt mit Honig und Nüssen und Baklava. Da läuft mit jetzt noch das Wasser im Bärenmäulchen zusammen!

Auf dem Weg nach Süden erreichten wir im Landesinneren Kappadokien. Die Landschaft um Göreme ist einzigartig und UNESCO-Weltkulturerbe. Hier lebten schon in prähistorischer Zeit Menschen. Die ersten Christen versteckten sich in unterirdischen Höhlen und Städten vor den Römern und bauten dort über 350 Kirchen in die Berge. Heute kann man in vielen komfortablen Höhlenhotels übernachten. In Kappadokien hat die Natur durch Eruption vieler Vulkane und späterer Erosion durch Regen und Wind großartige Steinformationen geschaffen wie die Feenkamine und Zauberhüte. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Meine Tipps: Göreme Freilichtmuseum, Avanos, Zelve, Ürgüp, unterirdische Städte in Kaymakli und Derinkuyu, Ihlara-Tal.

Ein Höhepunkt unserer Reise war ohne Frage die Ballonfahrt über Kappadokien bei Sonnenaufgang. Da blieb mir die Bärenspucke weg! Die Landschaft unter uns war wunderschön und die vielen anderen bunten Ballons um uns herum trugen einiges zur Stimmung bei! Das Besondere: Wir hatten eine Frau als Pilotin und ein Pärchen hat sich an Bord verlobt! Kosten für die Ballonfahrt: ca. 180,00 bis 250,00 Euro pro Person inklusive Transfer, Imbiss und Urkunde.

Die Überlandstraßen in der Türkei waren überall in einem guten Zustand. Sogar in Anatolien und im Taurusgebirge auf der E 90 in Richtung Mersin gibt es neueste vierspurige Schnellstraßen mit Standstreifen, Brücken und Tunneln! Alle Straßen total leer! Davon können wir in Deutschland nur träumen!

Ebenso fortschrittlich ist die Netzverbindung. Fast überall kam ich mit LTE oder 5G ins Internet!

Die Entscheidung, was ich als Souvenir aus der Türkei mitbringen sollte fiel mir echt schwer. Mir gefielen ja die bunten Decken gut. Aber Ulla meinte, sie seinen zu groß für den Transport. Auch eine Wunderlampe passte nicht in die Seitenkoffer. Da hab ich mich für einen kleinen Anhänger mit einem türkischen Auge entschieden. Es ist ein Talisman und soll gegen den Bösen Blick schützen!

Bei Mersin erreichten wir schließlich das Mittelmeer und folgten der gut ausgebauten Küstenschnellstraße 400 Richtung Westen. An manchen Stellen ist die Straße noch ursprünglich mit großartigen Kurven und Ausblicken. Nun fuhren wir an der Küste entlang von Mersin im Osten nach Marmaris im Westen. Bei Silifke gingen wir mal in einer kleinen Bucht baden.

Am besten genießt man aber die türkische Mittelmeerküste vom Boot aus bei einer Insel-Tagestour mit Baden in einsamen Buchten und Picknick an Bord. Da hab ich das saftige Obst als Nachtisch so richtig genossen!
Mein Tipp: Statt Pauschalangeboten auf großen Schiffen lieber privat ein kleines Boot mieten.

Unser Obst wurde übrigens ganz frisch auf einem Markt in Fethiye eingekauft. Hier duftet es an jeder Ecke und man darf dort alles probieren! Die Bauern der Umgebung bringen Nachschub für die zahlreichen Stände.

Nach sechs Wochen hieß es Abschied nehmen von der Türkei. Da war ich ganz traurig! Die Landschaft und vor allem die freundlichen und hilfsbereiten Menschen sind einzigartig! Die Gastfreundschaft ist unbeschreiblich! Leider haben wir so vieles nicht anschauen können, da unser Schwerpunkt ja das Motorradfahren in der Türkei war. Also heißt es für uns: Unbedingt wiederkommen! Mit der Fähre ging es von Cesme bei Izmir nach Chios und von dort nach Piräus in Griechenland. „Techekür ederim, güle, güle!" (Vielen Dank, auf Wiedersehen)

Von unserer Heimfahrt berichte ich Euch das nächste Mal.

Weiterführende Links

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