Motorradreise zum Schwarzen Meer

Teil 3 - Mit dem Urlaubär durch Bulgarien

Was bisher geschah ...

"" Teil 1 - Mit dem Urlaubär von Deutschland nach Rumänien
"" Teil 2 - Mit dem Urlaubär durch Rumänien

Stecke: rumänisch-bulgarische Grenze bei Bechet, 15, Mezdra, 16, Iskar-Schlucht, Sofia, 8, Belovo, Jadenica-Schlucht, 84, 19, Simitli, Rila-Schlucht, Razlog, Velingrad, 376, 37, Dospat, 197, 866, Smoljan, 86, Plovdiv, A1 Burgas, Zarewo, 99. Ca. 1.400km, 12 Tage, 5 Unterkünfte, Wetter: sonnig, bewölkt, Gewitter, 12 bis 29 Grad.

Was mag uns in Bulgarien erwarten, fragte sich Euer Urlaubär bei der Fährfahrt über die Donau von Rumänien aus. Nach Österreich, der Slowakei, Ungarn und Rumänien sollte Bulgarien das fünfte Land unserer Motorradreise ans Schwarze Meer werden. Auch meine Reisebegleiter, Exsozia Ulla mit ihrer weißen Yamaha MT07 und Thomas mit seiner roten Goldwing waren sehr gespannt. Schon mal vorab: Ganz oft hab ich an Karl Mays „In den Schluchten des Balkan" gedacht!

Euer Urlaubär hat sich für Euch ein wenig informiert: Bulgarien ist ein Land der Kontraste, der Berührungspunkt zwischen Orient und Okzident. Landschaftlich bietet das Land neben ausgedehnten Ebenen die fast 400 Kilometer lange Schwarzmeerküste und etliche dicht bewaldete Höhenzüge mit Flüssen und Seen. Außerdem das Rila- und das Piringebirge sowie die sensationellen Rhodopen, das große südliche Gebirge mit rund 200 Bergen über 2.000 Meter Höhe.
Bulgarien ist etwa ein Drittel so groß wie Deutschland und hat ca. 7,5 Millionen Einwohner. Seit 2007 ist das Land in der EU, doch der erhoffte Aufschwung lässt auf sich warten. Unter anderem, weil viele junge, gut ausgebildete Leute in andere Länder abwandern, um dort besser zu verdienen.

Genug der Infos. Jetzt gönnt sich Bär erst mal die entspannte Fahrt mit der LKW-Fähre über die Donau von Bechet nach Orjahovo (Ein Motorrad etwa 3,00 Euro; Fähre fährt alle zwei Stunden).

Dann ging es über die eher holprige Straße Nr. 15 vorbei an riesigen Feldern bis Vraca und Mezdra hinein ins sensationelle Iskar-Tal bis Sofia. Meine beiden Biker waren begeistert von der guten Straße im Tal, dem geringen Verkehr und den grandiosen Felsformationen. Als ersten Stopp steuerten wir Bulgariens Hauptstadt Sofia, eine der ältesten Städte Europas, an.

In dieser Stadt konnte ich mich nur wundern. So viele Gegensätze! Es gibt Bauten aus der Antike, dem Mittelalter, der Renaissance, der Gründerzeit und natürlich modernste Glaspaläste internationaler Firmen. In der Altstadt stehen neue Apartmenthäuser neben baufälligen Altbauten. Bettelarm und superreich leben nebeneinander, ebenso wie Menschen unterschiedlichster Kulturen (Toll: Alexander-Newski-Kathedrale, antikes Serdica, Nikolaikirche, Synagoge, Markthalle u.v.m.).

Am meisten wunderte ich mich aber über das entspannte Leben der Hauptstädter in ihren Parks. Und davon gibt es eine Menge! Dort wird geplaudert, Picknick gemacht, relaxed und auch Schach gespielt. Es gibt hunderte Bänke im Grünen mitten in der Stadt (Sehenswert: Borisgarten, Stadtgarten, Botanischer Garten)!

Außerdem konnte ich mich vom Duft der wunderbaren Rosen gar nicht losreißen! Im Tal der Rosen in der Region um Karlovo und Kazanlak gibt es sogar noch viel mehr davon. Hier in Bulgarien haben Rosen eine besondere Bedeutung. Das Land produziert weltweit das meiste Rosenöl. Daraus werden duftende Kosmetikprodukte, aber auch Liköre und Marmeladen hergestellt. Ich hab mir als Süßschnabel gleich mal ein Töpfchen Marmelade gegönnt!

Auf der Weiterfahrt in Richtung Süden kamen mir fast die Bären-Tränen vor lauter Schönheit. Nach einer tollen Fahrt durch das wild romantische Rila-Tal ist das orthodoxe Kloster Rila am Ende des Tals eine Augenweide! Von außen und innen kann man die eigenwillige Architektur und die wunderschönen Fresken bewundern. Es wurde im 10. Jahrhundert vom Einsiedler Ivan Rilski gegründet (Eintritt frei, Klostermuseum: 3,00 Euro pro Person).

Besichtigen macht hungrig! Daher musste ich meinen Bärenhunger erst einmal stillen, indem ich einen kleinen Minimarket ansteuerte. Diese zahlreichen Tante-Emma-Läden mit netten Verkäufern bieten alles, was man so braucht und die Möglichkeit, Kleinigkeiten zu verzehren und Kaffee zu trinken.

Uih, hoffentlich hält die alte Steinbrücke Thomas 421 Kilogramm schwere Goldwing aus! Über die kurvenreiche Straße 197 zwischen Dospat und Smoljan erstreckt sich ein wunderschönes Hochtal, das meine beiden Biker sehr genossen haben. Aber auch die Straßen 866 und die Nationalstraße 86 sind traumhafte Straßen durch wilde Balkan-Schluchten.

Ich bin hin und weg von der großartigen Landschaft hier in den Rhodopen in Südbulgarien. Die Fahrt durch die Trigrad-Schlucht zur Teufelsschlund-Höhle war grandios, sag ich Euch! In der Höhle fällt ein Wasserfall 60 Meter in die Tiefe und die Aleksander-Newski-Kathedrale würde hier hineinpassen! Hier soll der Sage nach der Eingang zur Unterwelt des Hades sein. Da bleib ich mal lieber in meinem Rucksacknetz zur Sicherheit (30-minütige Führung durch die Höhle: 3,00 Euro pro Person).

Ein weiteres Abenteuer erlebten wir bei der Schluchtenfahrt zu den Wunderbrücken zwischen Smoljan und Plovdiv. Über 17 Kilometer mussten meine beiden Biker auf einem Seitenweg um tiefste Löcher herumzirkeln. Aber die Fahrt hatte sich gelohnt. Die steinernen Brücken sind grandios (Eintritt frei).

Tja, und dann hab ich in Bulgarien über die unterschiedlichen Straßenzustände gestaunt, das kann ich Euch sagen! Eben noch eine Löcherstraße, dann eine super neue Straße mit Unterfahrschutz. Leider kommen manche Straßen nicht mit einer plötzlich großen Menge Regen wie bei einem Gewitter zurecht. Entweder haben sie keine ausreichende Neigung oder aber wie hier auf einer Brücke ist der Randstein zu hoch und es gibt keinen Gully. Da mussten Ulla und Thomas eben durch! Ich bin Gott sei Dank trocken geblieben!

Auf dem Weg zum Schwarzen Meer besuchten wir noch Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Sie ist zum einen ein Mosaik der verschiedenen Kulturen von den Thrakern, Römern, Osmanen bis zur Zarenzeit und dem Sozialismus. Zum anderen stehen auch hier neue und baufällige Gebäude nebeneinander.

Das Together-Integrationsprojekt mit den Sinti und Roma anlässlich der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2019 ist kläglich gescheitert. Außerdem sind die sündhaft teuren Baumaßnahmen aus dem EU-Topf für diesen Status jetzt zur Jahresmitte noch lange nicht abgeschlossen, während ich in der ganzen Stadt über marode Bürgersteige gepurzelt bin. Aber auch das ist ein Bild von Bulgarien, dem Land der Gegensätze.

Nun ging es in einem großen Rutsch über die riesige landwirtschaftlich geprägte Ebene Zentralbulgariens in Richtung Burgas ans Schwarze Meer. In dem kleinen Küstenort Zarewo gönnten sich meine Reisepartner und ich uns eine kleine Auszeit vor der Weiterreise über das Hasekijata-Gebirge zur türkischen Grenze.

„Othobo, Bulgarien!" - Was würde uns in der Türkei erwarten? Wir sind gespannt!
Davon berichte ich Euch das nächste Mal.

Weiterführende Links

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