Zu meinem Beitrag zum Thema Unfälle von Fahrradfahrern hatte ich die Rückfrage eines Motorradfahrers, wie es denn eigentlich mit diesen aussieht.
Unter den Bikern, so lernte ich, gibt es die Auffassung, dass Motorradfahrer selten an Unfällen schuld sind. Allerdings, so der Einwand des Lesers, sehen die Versicherungen das offenbar anders, sie verlangen nämlich besonders hohe Prämien.
Allerdings muss beides kein Widerspruch sein. Denkbar ist beispielsweise, dass Motorradfahrer schlicht öfter in kostspielige Unfälle verwickelt sind, beispielsweise weil sie leichter von Autos übersehen werden. Da hilft es dann auch nichts, dass nur in 49,3 Prozent der Unfälle, an denen ein Motorradfahrer beteiligt ist, dieser auch schuld ist. Zu erwarten wäre ein Wert über 50 Prozent, da teilweise beide Teilnehmer gleichberechtigt als Hauptschuldige erfasst werden. Daher sind insgesamt 51,9 Prozent der Teilnehmer Hauptschuldige.
Anteil der Hauptschuldigen an den Unfallteilnehmern nach Fahrzeugart. Quelle: Statistisches Bundesamt
Motorradfahrerinnen übertreffen diese Quote mit 54,0 Prozent sogar etwas, dafür sind die Männer etwas braver und nur in 48,8 Prozent schuld. Die hohe Quote der Frauen fällt allerdings kaum ins Gewicht, weil die meisten Unfallbeteiligten (und vermutlich auch die meisten Fahrzeugführer) Männer sind.
Motorradfahrer liegen also im Durchschnitt, sogar geringfügig darunter. Mofafahrer übrigens auch, sie sind zu 49,0 Prozent Hauptschuldige.
Das widerspricht zunächst einmal dem subjektiven Eindruck den man bekommt, wenn einen auf der Landstraße in der Kurve eine Gruppe Motorradfahrer überholt. Es passt aber zu der logischen Annahme, dass jene Verkehrsteilnehmer, die besonders verletzlich sind, auch besonders acht geben. Besonders häufig sind übrigens die Fahrer von landwirtschaftlichen Zugmaschinen an den Unfällen, an denen sie beteiligt sind, auch selbst hauptschuldig.
Anders ausgedrückt: Fahrradfahrer kürzen an roten Ampeln zwar oft einmal über den Gehweg ab und Motorradfahrer mögen auf der Landstraße oft rasant unterwegs sein, eine größere Gefahr ist aber trotzdem der Fahrer eines SUV, der wegen seiner Panzerung im Zweifelsfall in einer brisanten Situation weniger schnell zurücksteckt.
Denkbar ist aber auch, dass uns hier die Prozentrechnung den Blick vernebelt. Denkbar wäre ja, dass Motorradfahrer einerseits viele Unfälle verursachen, aber andererseits oft auch als Opfer in sie verwickelt sind, beispielsweise weil sie leichter übersehen werden. Über die Wahrscheinlichkeit, auf einer Strecke von 100 Kilometern einen Unfall zu verursachen, sagt unsere Quote nämlich wenig aus.
Nicht verstanden? Ein fiktives Beispiel.
Nehmen wir an, jeder Motorradfahrer würde je 100.000 Kilometer 1,7 Unfälle verursachen, ein Autofahrer 1,4. Wäre gleichzeitig jeder Motorradfahrer aber auf der gleichen Strecke in 1,8 Unfälle verwickelt, in denen er keine oder nur eine Teilschuld hat, läge unsere Quote unter 50 Prozent. Unser Autofahrer ist dagegen nur in 1,2 Unfälle nicht als Hauptschuldiger verwickelt. Er wäre also in mehr als 50 Prozent Hauptschuldiger, obwohl er weniger Unfälle verursacht hat.
Das ist wie gesagt ein fiktives Beispiel. Wir können also nicht sagen, ob Motorradfahrer mehr Unfälle als Autofahrer verursachen, sie sind aber in jedem Fall unterdurchschnittlich oft Hauptverursacher.
Wer noch weitere Fragen zum Thema hat, dem empfehle ich die Reihe 7 der Fachserie 8 des Statistischen Bundesamtes.