Das große byzantinische Palastmosaik in Istanbul, eines der Meisterwerke spätantiker Mosaikenkunst, ist nach fünfzehnjähriger Forschungs-, Restaurierungs- und Konservierungsarbeit ab 1. Dezember 1997 der Öffentlichkeit zugänglich.
Das Mosaik, das durch britische Archäologen bereits vor dem zweiten Weltkrieg gefunden wurde, gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen dieses Jahrhunderts. Es bildete den Schmuckfußboden im Peristylhof einer Palastaula und bedeckte einst eine Fläche von 1872 m2. Von dem in der Zeit Kaiser Justinians I. (527-565 n. Chr.) im Zuge einer Vergrößerung und Neugestaltung des Palastbezirks in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n.Chr. geschaffenen Kunstwerks sind zwar nur mehr rund 250 m2 erhalten, dennoch bietet das Mosaik eine eindrucksvolle Vorstellung byzantinischer Palastausstattung. Das erhaltene Bildrepertoire zeigt Szenen des menschlichen Lebens, der Mythologie und der Tierwelt. Zu den figürlichen Bildmotiven kommen landschaftliche, botanische und architektonische Elemente. Heute können noch 90 verschiedene Bildthemen mit etwa 150 Menschen- und Tiergestalten gezählt werden.
Sehr hochwertige Werkstoffe wie Kalksteinwürfel, Terrakotta, Glaswürfel und Halbedelsteine mit einem vielfältigen Farbenspektrum wurden für die Herstellung des Mosaiks verwendet. Bei einer Kantenlänge der Mosaikwürfel von fünf Millimeter ergibt sich, daß pro Quadratmeter rund 40.000 Steinchen versetzt worden sein mußten, bei der ursprünglichen Gesamtfläche mußten demnach insgesamt 75 bis 80 Millionen Mosaikwürfel verarbeitet worden sein.
Um schließlich eine adäquate museologische Präsentation zu gewährleisten, wurde ein moderner Schutzbau errichtet. Die Bildfragmente und kleineren zusammenhängenden Mosaikteile aus der Südwest- und Nordwesthalle des Peristylhofes im Ausmaß von 70 m2 werden nun, in Zementmörtelplatten gegossen, an den Wänden dieses Museums präsentiert. Die in der Nordosthalle des Hofes erhalten gebliebene zusammenhängende Fläche von 170 bis 180 m2 kann nach der gelungenen Konservierung wieder in situ besichtigt werden.